Im Duft der Hyazinthen ertrinken, so kann man das schon nennen, was mir da beim Blumenkorso passiert. Gleich drei Tage hintereinander taucht meine Nase in diesen süßen und sehr starken Duft ein …
Aufbau Blumenkorso: Klinkenberghal
Als Erstes besuchen wir die Halle, in der die Wagen des Blumenkorsos aufgebaut werden. Insgesamt siebzehn Wagen werden wie beim Rosenmontagsumzug, alles in Handarbeit, für die große Parade vorbereitet. Ganz am Anfang steht die Idee, welche Wagen man zu dem jährlich wechselnden Thema bauen will. Dann wird ein Plan gezeichnet. Und wenn den alle gut finden, beginnt man damit, aus Metall und Schaumstoff ein Gerüst zu basteln. Das dauert natürlich alles ein paar Monate. Daher beginnen die Arbeiten für den Korso auch schon im Herbst. Kurz bevor die Blumenschau auf Rädern dann wirklich losgeht, müssen Hunderte von freiwilligen Helfern diese Gerüste mit einzelnen Blüten verzieren. Eine wahnsinnige Arbeit.
Im Grunde ist es ganz ähnlich wie bei einem Faschingsverein: Verschiedene Gruppen der Blumenliebhaber arbeiten jeweils an einem der Praalwagen, so nennt man hier die großen, prachtvoll geschmückten Wagen. Daneben gibt es aber noch kleine Wagen, Mopeds, Trecker und sonstige Fahrzeuge, die auch alle mit Blüten verziert werden wollen.
So viele Aufbauten in so kurzer Zeit zu dekorieren – dafür werden Hunderte Hände gebraucht. Ohne Wasser halten die Blüten sich ja nur ein paar Tage. Es muss alles ganz schnell gehen. In der riesigen Halle herrscht darum auch hektisches Treiben. Schließlich muss alles rechtzeitig fertig werden.
Für den Besuch der Halle, in der der Umzug aufgebaut wird, zahlt man Eintritt. Der Blumenkorso selbst ist natürlich kostenlos. Mit den Eintrittsgeldern werden die Kosten, die durch die Umleitung des Verkehrs und die Absperrungen entstehen, finanziert. Das muss ja auch alles gezahlt werden. Als Besucher kann man so mithelfen, den Blumenkorso zu unterstützen und außerdem hat man hier die Zeit alles ganz in Ruhe anzusehen.
Den Blumenkorso gibt es schon seit 1947. In dieser ganzen Zeit ist er ist noch nie ausgefallen. Jedes Jahr wird ein anderes Thema festgelegt. 2015 gibt es im Königreich der Niederlande ein Jubiläum zu feiern: Seit zweihundert Jahren haben sie einen König bzw. eine Königin. Darum gibt es auch so viele Kronen auf den Praalwagen. Aber es gibt auch einige echt originelle Ideen. Bei einem Gerüst muss ich wirklich eine Weile überlegen, was das darstellen soll. Dann komme ich drauf: Es sind riesige königliche Hüte!
Aufstellung Blumenkorso: Noordwijkerhout
Eine Art Generalprobe findet am nächsten Abend statt. In Noordwijkerhout werden alle Wagen aufgestellt und für einen kurzen Umzug mit hübscher Beleuchtung versehen. Ein richtiges Volksfest. Während langsam die Dämmerung hereinbricht und die Wagen ihre Positionen einnehmen, füllen sich die Straßen des sonst so ruhigen Dörfchens. Alle Einwohner, Jung und Alt, und jede Menge Touristen, laufen zwischen den blühenden, bunten Wagen umher. Jeder versucht, ein Foto aus nächster Nähe zu schießen.
Auf dem Dorfplatz sorgt eine lustige Kapelle für Unterhaltung. Die Jungs haben richtig Spaß und trompeten alles, von ABBA bis Rocky und indianisch klingender Folklore. Natürlich dürfen auch holländische Schlager nicht fehlen. Ich kenne die Texte ja leider nicht, dafür aber scheinbar die Fans der Band. Total aufgedreht beginnen einige Zuschauerinnen mitzuschunkeln, und im Takt zu wippen. Irgendwann hält es sie nicht mehr auf ihren Plätzen. Fröhlich tanzen sie durch die Zuschauerreihen und toben ausgelassen mitten durch die Musiker. Wenn das keine gute Stimmung ist, dann weiß ich auch nicht.
Uns wird es schließlich ein wenig kalt. Ich bin ja eher mediterrane Temperaturen gewöhnt :-). Als der Umzug im Dämmerlicht loszieht, machen wir uns auf den Weg nach Hause zu unserem Boot. Morgen werden wir den Zug dann aus nächster Nähe, von einem besonderen Platz in der ersten Reihe sehen!
Der Umzug: Blumenkorso von Noordwijk nach Haarlem
Der große Tag ist da! Heute ist Blumenkorso! Laut Angaben aller, die sich hier auskennen, werden die Straßen hoffnungslos überfüllt sein. Wir haben vorgesorgt und werden ganz gemütlich bei einer Bootstour den Umzug der Blumenwagen vom Kanal aus beobachten.
Von einem hübschen Anlegeplatz aus haben wir eine geniale Sicht auf die Wagen. Bevor es endlich losgeht, kommt eine dieser Jahrmarktorgeln vorbei. Das ist nun wirklich typisch holländisch. Überall sind diese musizierenden Dinger aufgestellt. Allein in den wenigen Tagen, die wir hier sind, habe ich bestimmt schon vier davon gesehen.
Dann macht sich die erste Kapelle bereit und marschiert los. Eine sehr ernste Angelegenheit für die Musiker. Keiner verzieht auch nur eine Miene. Da hatte die Kombo gestern eindeutig mehr Spaß. Die Wagen, die wir nun schon kennen, ziehen an uns vorbei. Mittlerweile hat jeder auch einen Lieblingswagen. Meiner und Claudis ist der, mit der königlichen Karosse und den Pferden. Die Hyazinthen hinterlassen bei jedem Wagen, der an uns vorüberzieht, diesen unglaublich starken Duft. Ich bewundere die „Königin“, die in der Blumenkutsche freundlich ihrem Volk zuwinkt. Wird ihr gar nicht schwindelig?
Sogar ein paar frierende Cheerleader sind im Blumenkorso dabei. Bei ihrem Anblick bin ich heilfroh, dass ich mich warm eingemummelt habe. Dann kommen die königlichen Hüte. Vor den prächtigen Riesenkopfbedeckungen stehen winkend die ehemaligen und die aktuellen Monarchen: Wilhelmine, Juliana, Beatrix und Prinz Willem mit seiner Maxima.
Eine Gruppe hat zum Thema „200 Jahre Königreich“ eine Burg aus lila Hyazinthen gebaut. Auf dem Blumenschloss stehen mittelalterliche Burgfräuleins, die Ärmel ihrer langen Roben schwenkend und Kaugummi kauend in die Menge grinsend.
Wie futuristische Fahrzeuge aus Star Treck schwebt ein Wagen nach dem anderen über die Landstraße. Es sieht aus, als hätten sie gar keine Räder.
Ach ja, einen Preis hat übrigens der Wagen des Keukenhofs mit seinen übergroßen Hyazinthen, Tulpen und Narzissen gewonnen.
Nützliche Infos:
Mehr Infos zum Blumenkorso findet Ihr auf der Seite des Bloemencorso Bollenstreek. Das Thema für nächstes Jahr steht auch schon fest: 2016 geht es um „Fashion and Flowers“. Na, da bin ich aber gespannt! Genaue Termine für den Aufbau des Blumenkorsos 2016 gibt es auf Nach-Holland und auf dem Niederlandeblog. Bis dahin kannst Du Dir auch noch die Fotos auf travelworldonline ansehen. Richtig märchenhaft wird es bei Claudi in ihrer Geschichte „Wie ich in Holland ins Blumenwunderland fiel“ 🙂
Ich habe allein vom Schreiben schon wieder den Duft der Blumen in der Nase …
Eintritt für den Aufbau in der Klinkenberghalle:
Erwachsene 5 Euro, Kinder 2 Euro
Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen der Tulpenreise #TRH15 entstanden. Vielen Dank an Olympia Charters für die Bootstour und natürlich an die vielen netten Leute vom Blumenkorso!
Wunderschön! Ich glaube die Blumen-Pferde hätten es der kleinen Miss ganz besonders angetan. So einen Korso müssen wir uns auch mal ansehen.
GLG Christina
hihi bei den vielen Kronen und Königinnen, genau das Richtige für kleine Prinzessinnen!
Es ist nicht mehr normal, was sie da alles mit diesen Sachen Arbeit machen. Und dann sind die abgeschnittenen Blumen in paar Stunden kaputt…aber wunderschön und die Duft kann ich mir gar nicht vorstellen. 🙂 Liebe Grüße
Hi! Ja, der reine Wahnsinn! die blüten, die sie da verwenden sind übrigens ofiziell so etwas wie „Müll“ >> da ja die berühmten Zwiebeln der Tulpen und anderer Blumen das eigentliche Geschäft sind, werden die Blüten abgeschnitten, damit die ganze Kraft der Pflanze in die Blumenzwiebel geht!