Floc de Gascogne:
Unter dem alten Lindenbaum deckt Marion gewöhnlich extra den Tisch, wenn jemand vorbeikommt, um den Floc zu probieren. Da wir ganz unangemeldet bei ihr auf dem Hof hereinschneien, verkosten wir die Spezialität einfach direkt in dem kleinen Hofladen. Doch zuerst zeigt sie uns noch die Anlage in der sie den Armagnac und auch ein bisschen Tischwein für den Hausgebrauch produzieren.
Die alten Eichenfässer, in denen der Armagnac ruht, leben und atmen hier in einem dunklen Kellergewölbe. Während der Armagnac ein paar Jahre lagert, bis er seine dunkle Farbe und den richtigen Geschmack erhält, entsteht der Floc aus dem jungen Destillat und Zweidritteln Traubensaft. Das Rezept so erklärt Marion, sei schon alt, aber erst seit ein paar Jahrzehnten hat sich Floc de Gascogne auch offiziell als geschützte Herkunftsbezeichnung AOC durchgesetzt.
Die kleine Ferme de Gagnet, ein authentisches kleines Familienunternehmen, liegt fest in Frauenhand. Marielle, Marion und Laure kümmern sich darum, dass der Laden läuft. Auch die erfahrene Eliane hilft tatkräftig mit. Als wir nach unserem kleinen Rundgang den Floc probieren, bin ich überrascht, wie frisch er schmeckt. Bei der schwülen Sommerhitze ist er genau das Richtige, nicht so stark wie der Armagnac und unglaublich lecker. Ich könnte auf der Stelle noch ein paar Gläschen davon trinken. Der Schatz überzeugt mich dann aber, stattdessen doch lieber ein paar Flaschen mit nach Hause zu nehmen. Der Name Floc ist übrigens Okzitanisch und bedeutet bouquet, auf Deutsch Blumenstrauß.
Das Haus der Haselnüsse:
Versteckt hinter den endlos scheinenden Haselnusssträuchern liegt die Maison de la Noisette, das Haus der Haselnüsse. Seit acht Generationen ist der Hof ein Familienbetrieb, doch erst in den siebziger Jahren spezialisierte sich die Familie auf den Anbau der kleinen Nuss. Statt intensive Landwirtschaft zu führen, wollten sie etwas anbauen, das schonender für die Natur und Landschaft ist. Haselnüsse sind sehr robust und passen prima in das hiesige Klima. Auf fünfzig Hektar Land wachsen seither von Juni bis September die kleinen Früchte heran und fallen zu Boden, wenn sie reif sind. Dann müssen die Haselnüsse nur noch eingesammelt und mit heißer Luft getrocknet werden.
Während sich Augustin vor allem um die Weiterverarbeitung der Haselnüsse kümmert und ständig neue Rezepte erfindet, lässt seine Schwester Amalia uns ein paar der Leckereien, die sie aus den kleinen Früchtchen herstellen, verkosten. Da gibt es außer gehackten und gemahlenen Nüssen, auch Praliné, Cremes, süßes Gebäck, Senf, Salz und Haselnussöl. Seit den siebziger Jahren ist die Haselnussproduktion im Departement Lot-et-Garonne stetig gewachsen. Inzwischen kommt über die Hälfte der französischen Produktion aus dieser Gegend. In der Maison de la Noisette wird besonders für die Kleinen anschaulich vermittelt, wie so eine Haselnuss wächst und was man alles damit machen kann.
Pflaumenbäume am Ententeich:
Auf der Ferme du Lacay, dem Hof am Ententeich, hat sich die Familie Pourcel seit drei Generationen auf Backpflaumen spezialisiert. Die Oma kam eines Tages auf die Idee, ein Rezept der Uroma wiederzubeleben und legte die Backpflaumen in Rotwein ein. Das Rezept kam so gut an, dass die Familie seitdem neben Pflaumen auch eingelegte Früchte und diverse leckere Marmeladen aus der Hofeigenen Küche verkauft. Um die Herstellung der Obstschnäpse kümmert sich Patrick, die Verantwortung für die Marmeladen und Konfitüren liegt in Claires Hand.
Die Geschwister Eva und Aurélien managen inzwischen den Verkauf der Biopflaumen, die hier noch im Ofen getrocknet werden. Erntezeit ist im September. Dann müssen sieben Hektar Pflaumenbäume abgeerntet werden. Aber nicht alle Bäume sind gleich produktiv. Die jungen Pflaumenbäume brauchen noch ein paar Jahre, bis sie Früchte tragen, die Ältesten, noch vom Opa gepflanzt, sind schon über 50 Jahre alt. Die im Ofen getrockneten Bio-Backpflaumen werden eingeschweißt und sind ganz ohne Konservierungsstoffe bis zu eineinhalb Jahre haltbar.
Zebull’in:
Durch Zufall stoßen wir in der befestigten kleinen Stadt Penne-d’Agenais auf den Bierbrauer Mathieu, der uns netterweise beim Einparken behilflich ist. Als wir uns auf seiner Terrasse mit einem kühlen Getreidedrink erfrischen, erzählt Mathieu uns, welche Biersorten er hier selbst braut. Natürlich sind wir neugierig und lassen uns alles genau erklären. Da gibt es Blonde, Brune, Blanche, Stout, IPA, sogar ein französisches „Kölsch“ hat er im Angebot! Weil die Zeit leider nicht reicht, um alles zu probieren, lassen wir uns verschiedene Flaschen für Zuhause einpacken. Ich freue mich jetzt schon auf das IPA.
Der lustige Name Zebull’in ist übrigens ein französisches Wortspiel, das sich auf die Bier-bubbles bezieht, soweit ich das verstanden habe. Mathieu ist wirklich super nett, wenn Du im Lot-et-Garonne unterwegs bist, fahr einfach vorbei und frag ihn danach.
Restaurant Tipp: Die Seerosenteiche Latour-Marliac
Das Restaurant mit dem wohl schönsten Ausblick haben wir im Seerosengarten Latour-Marliac gefunden. Ende des neunzehnten Jahrhunderts war Joseph Bory Latour-Marliac so sehr von diesen auf dem Wasser wachsenden Blumen begeistert, dass er einen ganzen Garten für sie anlegte. Er begann einheimische Seerosen so mit exotischen wilden Varianten zu kreuzen, dass seine Sammlung bald nénuphars in den buntesten Farben und diversesten Formen hervorbrachte. Auf der Weltausstellung in Paris 1889 zierten seine Seerosen sogar die Gärten des Trocaderos, zu Füßen des damals neu errichteten Eiffelturms.
Auch der Maler Claude Monet soll von diesen Seerosen so begeistert gewesen sein, dass er sich diese exotischen Blüten von hier nach Hause liefern ließ. Mitte des letzten Jahrhunderts verkauften die Nachfahren des Seerosensammlers die hübsche Gartenanlage. Heute kümmert sich Fatiha liebevoll um den kleinen Park und steht auch schon mal selbst hinter den Kochtöpfen des kleinen Restaurants.
Die Adressen im Lot-et-Garonne:
Ferme du Lacay
Rigoulières,
47140 Penne-d’Agenais
Website: www.fermedulacay.com
Brasserie Zebull’in
1 Boulevard de l’Horizon
47140 Penne-d’Agenais
Website brasseriezebullin.fr
Ferme de Gagnet
47170 Mézin
Website www.gagnet.net
Echten Floc de Gascogne gibt es in Lot-et-Garonne, Gers und Les Landes. Auf dem kleinen Hof vermieten sie auch Gästezimmer.
La Maison de la Noisette
Begou
47360 Lacépède
Website: www.lamaisondelanoisette.com
Latour-Marliac
Le Bourg
47110 Le Temple-sur-Lot
Website latour-marliac.com/10-restaurant
Sehr lecker war auch das Restauraunt
L’Effet Maison
25 Place des Arcades
47150 Monflanquin
www.effetmaison.com
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise. Zu den Übernachtungen wurden wir vom Lot-et-Garonne eingeladen.
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