Das fängt ja gut an. Schon unsere Ankunft in Pau ist vielversprechend. Luca und Philippe haben erst vor Kurzem das Hotel Bristol wiedereröffnet. Der Empfang ist so herzlich, dass ich jetzt schon bedauere, nicht länger hier zu bleiben – und dabei habe ich noch gar nichts von der Stadt gesehen. Allein schon dieses kleine Hotel mit seiner Architektur des neunzehnten Jahrhunderts, der großen alten Linde im Hof und dem Duft nach Jasmin ist total meins. Während wir uns in der kleinen Bar kurz mit einem Glas kalten Wassers erfrischen, verrät Luca uns ein paar Geschichten, die sich hinter den alten Mauern dieses hübschen Gebäudes verbergen.

hotel bristol pau
Er erzählt von einem Kloster, das hier einst gestanden haben soll und unterirdischen Tunneln, von einem amerikanischen Millionär und den Engländern, die im neunzehnten Jahrhundert wegen des guten Klimas in Scharen nach Pau kamen.

hotel bristol pau

Ein englischer Arzt, Doctor Taylor, habe den Thermal- und Gesundheitstourismus der Engländer erst so richtig entfacht. Das milde Klima, die saubere Luft und auch das Wasser zogen schon vor über hundert Jahren viele Menschen hier in die Gegend. Die wohlhabenden Besucher der Insel waren so zahlreich, dass sie ihre Spuren in der Architektur der kleinen Stadt hinterließen.

boulevard pyrenees pau

boulevard pau

Als wir los bummeln, um Pau mit eigenen Augen zu entdecken, begeistert mich das Quartier Le Hédas. Das Viertel erstreckt sich wie eine Unterstadt unter den Brücken und Boulevards von Pau. Im Mittelalter verlief hier ein kleiner Fluss, der Hédas, der irgendwann trockengelegt wurde. Danach war die Unterstadt eine Zeit lang keine gute Adresse. Die alten, einfachen Häuser konnten nicht mit den schicken Villen, die im Sonnenschein der Boulevards erstrahlten, mithalten. Doch Pau hat Le Hédas längst wieder zu neuem Leben erweckt, alte Gebäude und Plätze restauriert.

Le Hédas Pau
Le Hédas Pau

Le Hédas Pau

Während es oben immer geschäftig zu geht, Busse und Autos fahren, ist es unten im Hédas still und ruhig. Das Viertel ist wie eine Grünanlage auf einer anderen Ebene. Sogar kleine urbane Gärten habe ich im Hédas gefunden. Ziemlich schnell verliere ich prompt die Orientierung. Mal steige ich eine Treppe hoch, dann wieder einer Treppe hinunter. Irgendwann stehe ich zwischen den engen Gassen vor der Maison Bernadotte, dem Geburtshaus des Soldaten Jean Baptiste Bernadotte, der Pau im 18ten Jahrhundert verließ, um unter Napoléon zu kämpfen und schließlich zum schwedischen König gekrönt wurde.

musee bernadotte Pau

Le Hédas Pau

Le Hédas Pau urbane gärten
Und natürlich kommt man in Pau nicht am Château vorbei. Henri IV, der legendäre König der Franzosen, war ein streitbarer, launischer Haudrauf, ein Jäger und Frauenheld. Geboren ist er hier in dieser Burg. Der Rückenpanzer einer Meeresschildkröte soll ihm als Wiege gedient haben und zu seiner Taufe habe sein Großvater ihm die Lippen mit Knoblauch und dem Wein des Jurançon benetzt, sagt man. Was für ein Kerl, dieser Henri IV.

chateau pau henri IV

Das Schloss ist mit teuren Wandteppichen und antiken Möbeln gefüllt. Die dicken Mauern der Burg scheinen uneinnehmbar. Schon im 15. Jahrhundert errichteten die Herren des Béarn, Gaston Fébus und seine Nachfahren, auf diesem Hügel eine Festungsanlange (Sein Livre de Chasse konnte ich im Musée des Beaux Arts bewundern!).

chateau pau henri IV

chateau pau henri IV

Im Europa früherer Jahrhunderte verliefen die Grenzen noch deutlich anders als die der Nationalstaaten heute. Im dreizehnten Jahrhundert saßen die Plantagenêts aus dem Anjou auf dem englischen Thron, eine Dynastie, die die Atlantikküste und eben auch England regierte. Die Grafen von Barcelona eroberten Küsten und Inseln des Mittelmeers im Namen der Krone Aragón-Kataloniens und Frankreich beschränkte sich auf eine eher kleine Region um Paris herum. Dafür war Navarra noch ein unabhängiges Königreich, das sich eine Zeit lang sogar auf beiden Seiten der Pyrenäen erstreckte.

Henri IV erbte von seiner Mutter Jeanne d’Albret die Krone von Navarra und wurde König des Pyrenäenstaats. Durch seine Heirat mit Margarete von Valois, Schwester des französischen Königs, übernahm Henri nach dem Tod des Schwagers auch den Thron Frankreichs. Die Religionskriege, in denen Protestanten und Katholiken sich blutig bekämpften und verfolgten waren sicher auch der Grund dafür, dass Henri IV häufig die Religion wechselte. Je nachdem, was die politische Lage gerade erforderte, war der König mal protestantisch, mal katholisch. Bei der Führung durch das Château von Pau zieht mich die passionierter Museumsführerin Evelyn tief in die spannende Lebensgeschichte dieses Herrschers hinein, die mit seiner brutalen Ermordung in Paris ein plötzliches Ende fand.

les halles pau

Was ich wohl mit Henri IV und den meisten Menschen hier in der Gegend gemeinsam habe, ist die besondere Wertschätzung des guten Essens. Außer Restaurants, wie dem kleinen TOK oder dem Poulet à 3 Pattes, mit Blick auf die Pyrenäen, gibt es in Pau noch eine andere, ziemlich tolle Möglichkeit, regionale Produkte zu probieren. Mit dem Pass Gourmand kann man in verschiedenen Boutiquen und natürlich auch in den schicken neuen Markthallen, Käse, Wurst, Schokolade, Wein oder Eis probieren. Eine megagute Idee, denn so erfahre ich von Chocolatier Laurent welche Pralinés Charles de Gaulle besonders gern mochte und Käsespezialist Alexandre erklärt mir, woher die Käsesorten stammen, die ich bei ihm verkoste. Nach dem Probierbummel bin ich allerdings richtig satt und lasse mir ein paar der Leckereien dann doch für später einpacken.

les halle terrasse Pau
fromagerie alexandre pau
Bei einem Verdauungsspaziergang auf dem Boulevard des Pyrenées entdecken wir dann auch den Parc Beaumont, eine kleine Grünanlage, die sich um den eleganten Palais schlängelt. Wasser plätschert inmitten bunter Blumen und grüner Pflanzen, sogar einen kleinen See mit einem Schwanenpaar gibt es hier. Der Schatz nutzt die kostenlose kleine Bahn, le Funiculaire, um sich einmal die gelben Säulen der Tour de France Sieger anzusehen, während ich lieber auf einer Bank sitzend, den Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Berge genieße.

parc beaumont
palais beaumont

boulevard funiculaire pau

boulevard des pyrenees pau

Infos zum Nachreisen – Pau

Pau ist die Hauptstadt des Béarn. Uns hat diese Gegend auf Anhieb mega gefallen. Vielleicht liegt es am Namen? Wer weiß. Wir haben auf jeden Fall vor, bald wiederzukommen, und noch mehr Ecken zu erkunden. Eine Käseroute habe ich schon auf meine To-do-Liste genommen…

Den Pass Gourmand kannst du in der Office de Tourisme kaufen. Es gibt 6 oder 12 Gutscheine für 8 Euro bzw 15 Euro.
Office de Tourisme de Pau
16 Rue Henri IV
64000 Pau

pass Gourmand pau

Halles de Pau
Rue de la République
64000 Pau

Chocolaterie de la Couronne
20 Palais des Pyrenées
6400 Pau

Le Poulet à 3 Pattes
26 Boulevard des Pyrénées
64000 Pau
Website http://www.lepouleta3pattes.fr/

Restaurant Pau Poulet a trois pattes

TOK sweet food and more
6 Rue Valéry Meunier
64000 Pau
https://www.instagram.com/tok.sweetfoodandmore/

Restaurant Tipp Tok Pau

Hôtel Bristol
3 Rue Gambetta
64000 Pau
Website: http://www.hotelbristol-pau.com/
Tolles Hotel, Parkplatz gibt es auch. Hier werden wir bei unserem nächsten Besuch in Pau garantiert wieder übernachten. 

hotel bristol pau

Musée des Beaux-Arts de Pau
Rue Mathieu Lalanne
64000 Pau
Das kleine Kunstmuseum hat mir richtig gut gefallen. Altes und Neues wird hier so miteinander verbunden, dass es in keinem der Säle langweilig wird. Toll gemacht!

musee des beaux art pau

Musée national Château de Pau
Rue du Château
64000 PAU
Website https://chateau-pau.fr/
Eintritt: 7 €

Le Hédas
Auf der Place Récaborde sollen Feste wie der traditionelle Carnaval Biarnés oder das kulturelle Sommerfestival Hestiv’Òc stattfinden.
wikipedia.org

Le Hédas Pau
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise durch Nouvelle Aquitaine. Unsere Meinung wurde davon natürlich nicht beeinflusst.