Fast bis in den Himmel scheint die alte Mauer vor mir zu reichen. Die ehemalige Stadtmauer Ibizas ragt hoch in die Wolken. Noch heute wirkt die Dalt Vila, die Altstadt Ibizas, wie eine mächtige, uneinnehmbare Burg. Nur über steil ansteigende, mit Kopfstein gepflasterte Straßen, gelangen wir zur Hauptpforte der ehemaligen Festung. Heute gelangen Autos statt Ritter mit ihren Pferden über die heruntergelassene Zugbrücke ins Innere der Burg.
Lina und ich gehen zu Fuß. Gleich hinter dem Eingang biegt der Weg scharf nach rechts. Wir kommen auf einen kleinen Platz. Nur wenige Restaurants haben jetzt im März ihre Tische und Stühle draußen aufgestellt. Vor einer kleinen Boutique stehen Kleiderständer, voll behangen mit weißen Blusen und Hippiekleidern im Ibizastil. Die engen Gassen schlängeln sich zwischen weiß getünchten Häusern den Burgberg hinauf. Obwohl die kleinen Läden eindeutig auf touristischen Bedarf zugeschnitten sind, sieht der Platz einladend und gemütlich aus. Einen Obsthändler sucht man hier zwar vergebens, aber Eis schlecken kann man dafür gleich an zwei Ständen.
Für die nächsten drei Tage beziehen Lina und ich unser Quartier hier oben in der Dalt Vila. Der Vermieter unserer kleinen Ferienwohnung ist Franzose und kommt schon seit seiner Kindheit immer wieder auf die Insel. Seit fünf Jahren lebt er nun fest hier und vermietet sein Apartment von Zeit an Feriengäste wie uns. Um uns herum scheinen die Bewohner des Viertels jedoch eher zu den ärmeren Einwohnern der Insel zu gehören. Von den Wänden ringsum bröckelt die Farbe, die Hauseingänge sehen verfallen aus und sind definitiv noch nicht restauriert worden. Offenbar mischen sich in diesem Viertel der Altstadt gerade die ärmsten mit den wohlhabenden Bewohnern Ibizas. Gentrifizierung auf ibizenkisch.
In der Dalt Vila wechseln sich steile Treppen und Tunnel mit den verwinkelten Gassen ab. Ziemlich schnell habe ich keinen Plan mehr, in welche Himmelsrichtung wir überhaupt laufen. Zur Orientierung gibt es nur noch bergauf oder bergab. Wir entscheiden uns für bergauf.
Als es nach gefühlten zwanzig Minuten nicht mehr weiter nach oben geht, stehen wir vor der Kathedrale. Dies hier scheint nun wirklich der höchste Punkt der Altstadt zu sein. Gebaut wurde das Gotteshaus einst von den Katalanen, die die Insel im Mittelalter von den Mauren eroberten. Zuvor gehörte Ibiza nämlich zum Kalifat von Córdoba und hieß Yabisa. Ein kleines Museum unweit der Kathedrale erzählt die Geschichte der Insel in einem kurzen Video.
Die Katalanen waren es auch, die diese mächtige neue Stadtmauer errichteten. Allerdings konnten sie dabei die bereits vorhandene maurische Mauer nutzen und in die neue Wehranlage integrieren. Viele der älteren arabischen Häuser blieben erhalten und neue Wohnungen wurden einfach an die alte Stadtmauer heran gebaut. So sind in der Dalt Vila die Spuren der Römer, der Araber und der Katalanen über die Jahrhunderte hinweg immer enger miteinander verwoben worden. Überhaupt haben die Ibizenker den Arabern viele Errungenschaften zu verdanken. Die ausgeklügelten Bewässerungssysteme oder der Anbau von Orangen, Mandeln und Oliven gehen auf die Mauren zurück, die hier viele Jahrhunderte geherrscht haben.
Die kleine Insel hatte aber nicht nur eine strategische Bedeutung, so dicht vor der Küste der Iberischen Halbinsel gelegen. Mit den Salinen hatte Ibiza damals seinen ganz eigenen, wertvollen Schatz zu bieten, denn Salz war im Mittelalter so wertvoll wie Gold.
Hinter der Kathedrale führt ein Weg auf eine große Freifläche. Wir stehen oben auf der Baluarte Sant Bernat, an der westlichsten Ecke dieser so uneinnehmbar wirkenden Festung. Von hier aus reicht der Blick zum Hafen und weit über das Meer. Formentera scheint zum Greifen nahezuliegen.
Durch einen Tunnel gelangen wir vor die Stadtmauer und sind plötzlich von grünem Gestrüpp umgeben. Bienen summen und Vögel zwitschern. Nur ein vorbeifahrendes Boot durchbricht den Singsang der Natur. Ansonsten herrscht hier wunderbare Stille.
Infos zu Ibiza Dalt Vila:
Dalt Vila heißt ins Deutsche übersetzt Oberstadt. Das kleine Museum neben der Kathedrale besteht nur aus wenigen Sälen, aber für den kurzen Film zur Geschichte lohnt der Besuch.
Centre d’Interprectació Madina Yabisa
C/ Major 2 Dalt Vila
Eintritt: 2 Euro, Studenten 1,50 Euro
Nicht direkt in der Dalt Vila, aber auf einem schönen Platz in der Altstadt, zu Füßen der großen Mauer, haben wir jeden morgen gefrühstückt. Im Vergleich zu vielen anderen Bars und Cafés waren die Preise im Madagascar Café angenehm günstig. Die Tostadas mit Tomate sind super lecker, aber es gibt dort auch Joghurt, Obst, Müsli oder Croissants.
Frühstückstipp für Eivissa:
Madagascar Café
Cayetano Soler, 4
07800 Ibiza
ich war schon oft auf Ibiza (auch an andere Orte) zurzeit habe ich Sehnsucht nach IBIZA
Eine Insel optimal und für jeden Urlauber
zu empfehlen
Marion Rogosch