Schon von Weitem höre ich die Kinder spielen. Prompt rollt mir ein Ball vor die Füße, als ich mich dem schneeweißen Gebäude nähere. Umgeben von grünen Bäumen und Blumen, liegt mitten in dem ansonsten stark von der Industrie der letzten Jahrhundertwende geprägten Ort, die Masia Freixa.

masia freixa terrassa

masia freixa architektur

Die kleine Grünfläche in Terrassa wird von spielenden Kindern und ihren Eltern belagert. Auf einer Bank zwischen den Blumenbeeten sitzt ein älteres Pärchen auf einer Bank und genießt die ersten Sonnenstrahlen des Frühlingstages.

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1899 wollten die beiden Brüder Josep und Alfons Freixa vor den Toren Terrassas eine Textilfabrik errichten. Ursprünglich sollte hier ein neues Produkt, die in Spanien bis dahin unbekannte Alpakawolle verarbeitet werden, auf deren Verarbeitung sie gerade ein Patent angemeldet hatten. Doch leider stellt sich während der Bauarbeiten an dem Gebäude heraus, dass auf dem Grund und Boden, den sie erworben hatten, kein Wasser vorhanden war. Ein schwerwiegendes Problem, denn zur Textilverarbeitung war ein Zugang zu Wasser unverzichtbar. Das modernistische Gebäude musste umgebaut werden und statt der Textilarbeiter zog schließlich die Familie in die Masia Freixa ein.

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Schon von außen erinnert das modernistische Gebäude sofort an Antoni Gaudí, den Architekten der Sagrada Familia. Mit seinen runden Bögen und den organisch wirkenden Formen sticht es in strahlendem Weiß aus dem Grün der kleinen Parkanlage hervor. Doch die Masia Freixa stammt gar nicht aus der Feder des berühmten Baumeisters. Sie ist die Arbeit eines anderen, jüngeren Architekten namens Lluís Muncunill. Obwohl sich die Blütezeit des verspielten Modernismus fast schon dem Ende neigte, war Muncunill ein großer Bewunderer Gaudís. Sein Entwurf für die Familie Freixa ist sichtbar vom einzigartigen Baustil des großen Meisters inspiriert.

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Im Gegensatz zu den doch schnörkelreichen Werken Gaudís, fehlt dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Freixa dieses Übermaß an pflanzlichen Verzierungen komplett. Das Gebäude ist eigentlich recht schlicht und schmucklos. Es ist aber gerade diese Einfachheit, die mich zusammen mit den angenehm weich wirkenden Bögen sofort begeistern. Fast schon wie ein Kind so aufgeregt, eile ich um die Masia Freixa herum. Keine Seite ist wie die andere. Überall gibt es etwas zu entdecken.

masia freixa terrassa tür und fenster

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Am besten gefällt mir der Turm, der wie ein Minarett das Haus überragt. Als ich vor dem Haupteingangstor stehe, ist die Tür geöffnet. Das Fremdenverkehrsbüro der Stadt Terrasse befindet sich in der Masia Freixa. Also gehe ich hinein. Es kostet keinen Eintritt, sich in der unteren Etage umzusehen.

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Eine Führung durch die oberen Räume, die bereits vor einer halben Stunde begonnen hat, habe ich leider verpasst. Zum Trost zeigt mir ein netter Wachmann in einem der Büros ein besonderes Möbelstück. Es ist eine Art Ofenschrank, der direkt an die Heizung gebaut ist. „Das hier war früher der Speisesaal der Herrschaften“, erklärt mir der nette Mann. So hat man offenbar das Essen warmgehalten.

masia freixa terrassa innen

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Und dann haben wir Glück und dürfen doch noch kurz in die oberste Etage, wo sich die Besuchergruppe dem Ende ihres Rundgangs nähert. Durch die Fenster fällt mein Blick auf das leicht bläulich schimmernde Dach, das sich wie wogende Wellen um uns herum ausbreitet.

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masia freixa terrassa dach

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Infos Masia Freixa – Terrassa:

Masia Freixa – Oficina de Turisme
Parc de Sant Jordi /
Pl. Freixa i Argemí, 11
08224 Terrassa

Website: visitaterrassa.cat

GPS Koordinaten 41°33’47.5″N 2°00’15.3″E

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Um die Masia Freixa richtig zu besichtigen, kann man sich zu einer der Führungen anmelden, die täglich um 12.00 Uhr stattfinden. Aber auch wenn Du spontan vorbeikommst, kannst Du (solange Du pünktlich bist) an dem 45-minütigen Rundgang teilnehmen.

terrassa

Textilindustrie Terrassa

MNACTEC – Museu de la Ciència i de la Tècnica de Catalunya
Adresse: Rambla d’Ègara, 270
08221 Terrassa, Barcelona
Website: mnactec.cat

In Terrassa soll es auch ein tolles Museum für Wissenschaft und Technik geben, das die Geschichte der Entwicklung der Textilindustrie sehr anschaulich erzählt. Das behauptet jedenfalls meine Tochter, die schon mindestens dreimal dort war. Das muss ich mir dann wohl beim nächsten Mal in Terrassa noch ansehen.