Unzählige Male bin ich schon am Palau Baró de Quadras vorbeigeeilt. So oft habe ich mich gefragt, wie dieser Palast wohl innen aussehen mag. Nun habe ich endlich die Gelegenheit genutzt, und bei einer Führung das ehemalige Wohnräume der Familie Quadras bestaunt.

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Es war die Zeit der letzten Jahrhundertwende in Barcelona. Erst 1854 hatte man endlich die Erlaubnis erhalten, die verhasste Stadtmauer einzureißen. Viel zu lange hatte sie die überbevölkerte, enge Altstadt mit ihren dunklen Gassen in einem eisernen Griff gehalten. Die wohlhabenden Bürger strömten geradezu in die neuen Viertel der Stadterweiterung. Wer es sich leisten konnte, zog in die hellen und luftigen Bauten der Eixample.

Manuel de Quadras i Feliu hatte von seinem Vater eine florierende Textilfabrik in Sabadell übernommen. Mit dem Beginn der Industrialisierung lief das Geschäft so gut, dass die Familie ein kleines Vermögen gemacht hatte. Königin Maria Cristina verlieh Manuel de Quadras sogar den Adelstitel eines Barons. Für den frisch ernannten Baró de Quadras war es also an der Zeit, für einen standesgemäßen Familiensitz zu sorgen. 1900 beauftragte Quadras den Stararchitekten Josep Puig i Cadafalch mit dem Umbau eines Gebäudes im angesagten Stil des Modernisme. Schon 1906 bezog die Familie des Industriellen das neue Zuhause.

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sant jordi

Der vorgelagerte Erker, der die vornehme Fassade an der Avinguda Diagonal dominiert, erinnert an einen mittelalterlichen Palast. Reich mit Blumen, Girlanden und Figuren verziert, dürfen Sant Jordi und der Drache nicht fehlen. Einer der Lieblingsbildhauer der modernistischen Architekten Eusebi Arnau, von dem auch Skulpturen im Palau de la Música, Hospital Santa Creu i Sant Pau oder an der Casa Amatller zu sehen sind, hat den Kampf des Drachentöters am linken Rand des balkonartigen Erkers dargestellt.

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Wie die Familie des Textilbarons betreten wir das Wohnhaus durch den Vordereingang. Durch ein schmiedeeisernes Tor ging es mit der Kutsche bis in das elegante Treppenhaus. Eine Glastür sorgt für Lichteinfall und trennt gleichzeitig den Haupteingang vom Eingang der Dienstboten und Mieter. Das Treppenhaus ist ein echter Hingucker: Sgraffiato, Mosaike, Kacheln und Skulpturen schmücken den Eingangsbereich. Der kleine Brunnen in der Mitte erinnert fast an einen maurischen Innenhof.

blick auf das treppenhaus palau baro de quadras barcelona

Von hier aus führen Marmorstufen in den ersten Stock, in dem sich die Wohnräume der Familie Quadras befanden. Zur Hauptachse Barcelonas, der Avinguda Diagonal hin, lagen die Empfangsräume für Besucher. Decke, Boden und Wände sind mit teuren Materialien dekoriert und geschmückt. Bis ins letzte Detail ausgeklügelt, hat Puig i Cadafalch hat hier ein kleines Kunstwerk an maurisch und gotisch anmutenden Bögen geschaffen. Für die wohlhabende Bürgerschaft Barcelonas war es durchaus wichtig zu zeigen, das man sich etwas leisten konnte. Nach dem Motto „sehen und gesehen werden“ hatte man von der Galerie in dem kleinen Vorbau einen prima Blick auf das Geschehen draußen und konnte gleichzeitig von der Straße aus gesehen werden.

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Zum Carrer Rosselló hin befanden sich die privaten Räume, wie Musik- oder Esszimmer. Auch hier gibt es elegante Säulen, Wandmalereien und sogar einen prachtvollen Kamin. Die nach Geschlechtern getrennten Schlafräume der Familie lagen im inneren Teil des Gebäudes. Ein aufwändig gestaltetes Waschbecken zeugt von der Bedeutung, die schon Puig i Cadafalch dem Händewaschen beimaß. Fließendes Wasser gab es allerdings noch nicht. Das wurde bei Bedarf von fleißigen Dienstboten in einem Krug bereitgestellt.

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Da die Familie nur den ersten Stock bewohnte, wurden die oberen Etagen des Palau Baró de Quadras vermietet. Auch die Dienerschaft, die das Gebäude durch einen separaten Eingang auf der Rückseite betrat, wurde in den höher gelegenen Stockwerken untergebracht. Durch diesen ehemaligen Dienstboteneingang verlassen wir das Gebäude. Auch die Rückseite ist mit einem Erker geschmückt, aber anders als die Fassade zur Avinguda Diagonal, schlichter und weniger pompös gestaltet. Sie wirkt leichter, blumiger und erinnert ein wenig an die Wienerische Variante des Jugendstils, die Sezession.

blumenmuster

blick von der strasse

rückseite palau baro de quadras barcelona

Infos Palau Baró de Quadras

Seit die Enkeltochter das Gebäude an das Ayuntamiento von Barcelona verkaufte, befanden sich im Palau Baró de Quadras verschiedene kulturelle Einrichtungen. Seit 2013 ist das Institut Ramon Llull hier untergebracht.

Palau del Baró de Quadras
Avinguda Diagonal, 373,
08008 Barcelona
Metro: L3 oder L5 Diagonal

detail palau baro de quadras barcelona

Eintritt: 10 Euro
Kinder unter 7 Jahre: Eintritt frei
Kinder 7-12 Jahre: 5 Euro
Termine für Besichtigungen des Palau Baró de Quadras gibt es hier www.casessingulars.com 
Infos auf Englisch gibt es hier www.barcelonaturisme.com

eisentor
kamin