Ein paar Katzen chillen faul zwischen alten Backsteinbauten. Hausfrauen in bunten Kitteln schütten Wasser aus ihren Putzeimern auf die Straße. Die Sonne brennt uns im Nacken, die Rucksäcke drücken auf den Schultern. Wir sind auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Porto. Mit der Metro fahren wir bis Jardim do Morro. Auf der anderen Seite des Douro angekommen, sind wir nun genau genommen gar nicht mehr in Porto, sondern in Gaia. Das Viertel liegt zwar nicht gerade zentral, aber hier ist alles echt. Untouristisch und authentisch.
In unserem Garten blüht ein Zitronenbaum. Pedro, der uns empfängt, gibt uns ein paar gute Tipps. Um von Gaia aus zur Metrostation zu gelangen, müssen wir nicht so weit laufen, wie wir das gerade gemacht haben, denn es gibt einen Fahrstuhl im Parkhaus, den wir benutzen können.
Wenn ich mit Andreu unterwegs bin, planen wir so gut wie nie etwas, sondern entscheiden gern spontan, aus dem Bauch heraus, wie wir den Tag verbringen und was wir machen wollen. Nachdem wir nun also unsere Unterkunft gefunden und die Rucksäcke abgeladen haben, beschließen wir Porto erstmal zu Fuß zu erkunden. Wir laufen einfach los, lassen uns treiben. Unterwegs entdecken wir meistens irgendwann etwas Tolles oder wir kehren irgendwo ein, weil wir Hunger haben. Wir spazieren also über die Brücke zurück nach Porto. Die Straßen führen hinauf und hinab, vorbei an mit bunten Kacheln bedeckten Häusern. Zwischendurch taucht immer wieder mal eine Kirche auf.
In dem ersten Café, das wir finden, bestellen wir Francesinha, weil das hier in Porto ein typisches Gericht sein soll. Weder Andreu noch ich haben eine Ahnung, was sich hinter diesem Namen verbirgt. Ziemlich überrascht blicken wir daher auf unsere Teller. Uns wird etwas Schlabbriges, in mehreren Schichten Aufeinandergestapeltes serviert. Und es schwimmt in einer undefinierbaren Soße. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass Francesinha eine Art Sandwich mit gekochtem Schinken, Schweinefleisch und Mortadella ist, das mit Käse überbacken wird. Dazu gehört eine merkwürdige Soße aus Tomaten und Bier.
Nach diesem kulinarischen Fiasko bestelle ich schnell noch ein paar Natas. Damit ist die gute Laune sofort wieder gerettet.
Wir laufen immer weiter durch Stadt. Die Sonne sinkt immer tiefer. Irgendwann fallen uns mehrere Leute auf, die alle scheinbar gezielt irgendwo hingehen. Andreu schlägt vor ihnen zu folgen. Sie sehen einheimisch aus und er vermutet, dass sie sich gut auskennen. Vielleicht kennen sie ja eine coole Bar oder sie gehen irgendwo hin, wo es etwas Nettes zu sehen gibt. Und tatsächlich. Als wir ihnen folgen, kommen wir auf den Miradouro das Virtudes. Hier ist es bereits voll mit Studenten und vielen Pärchen, die es sich auf dem Rasen mit einem Bier gemütlich gemacht haben. Von hier aus hat man einen unglaublich schönen Blick auf den Sonnenuntergang!
Wir legen uns auch ins Gras und warten darauf, dass die Sonne untergeht. Der Himmel färbt sich allmählich von Blau zu Orange, dann Tiefrosa, bis es langsam dunkel wird. Hunderte von Möwen scheinen sich ebenfalls hier verabredet zu haben. Synchron fliegen sie wie in einem einstudierten Tanz in den Sonnenuntergang hinein. In Porto gehen langsam die Lichter an und funkeln in der Ferne über dem Douro. Ein schöner Anblick und eine wunderschöne Stimmung.
Obwohl es noch angenehm warm ist, machen wir uns langsam auf den Weg nach Hause. Auf dem Hinweg sind wir einfach nur ziellos gebummelt. Daher ist es jetzt im Dunkeln gar nicht so einfach, den Weg zurückzufinden. Wir orientieren uns am Flussufer und kommen zu einer kleinen Wein- und Tapasbar. Als Tisch dient die alte Mauer am Kai. Der Kellner bringt eine kleine Tischdecke und stellt eine Art Begrenzung auf, damit nichts runterfällt – fertig. Wir bestellen zwei Gläser Wein, Oliven, Käse und leckere mediterrane Kleinigkeiten. Irgendwo zwischen dem gewaltigen Fluss und uns spielt ein Straßenmusiker noch auf seinem Saxofon. Es ist einfach perfekt. Nur das Riesenrad in Gaia stört mit seinen schrillen Lichtern die eigentlich total schöne Aussicht.
Am nächsten Tag fahren wir bis zur Metrostation Lapa. In der Rua dos Mártires da Liberdade soll es noch altmodische Fotoläden geben, in denen wir einen Film für meine analoge Kamera kaufen können. Gemütlich schauen wir uns erst die Kirche, dann den Friedhof in Lapa an.
Lapa liegt etwas höher als das Zentrum von Porto. Es ist nicht so steil hier wie in Salvador, aber es geht schon ordentlich hoch und runter. Wir laufen also runter, Richtung Innenstadt und kommen an mehreren Antiquitätenläden und Kunstgalerien vorbei. Schließlich finden wir auch die angekündigten Fotoläden. Weil die Filme so günstig sind, kaufe ich gleich drei.
Irgendwann stehen wir dann vor einem kleinen Laden in dem salgadinhos angeboten werden. Da will ich unbedingt rein! Ich liebe diese kleinen salzigen Dinger. Salgadinhos können mit Huhn, Schinken, Fisch oder Spinat gefüllt sein und sind so ähnlich wie Kroketten. Wir gehen also rein. Es ist eine kleine Brauerei, in der auch Bier gebraut wird. Da in dem Laden nicht viel los ist, führt uns der Inhaber herum. Nachdem wir nun die ganze Anlage der Fábrica da Picaria gesehen haben, probieren wir auf der Terrasse natürlich noch das Bier und ich kriege endlich meine leckeren salgadinhos.
Die Ponte Luís I, das bekannteste Bauwerk Portos, verläuft auf mehreren Etagen. Auf unserem Weg zwischen Porto und unserer Unterkunft überqueren wir die berühmte Brücke mehrmals am Tag. Auf der oberen Ebene gibt es in Gaia direkt neben der Brücke eine nette Grünfläche, den Jardim do Morro. Als wir uns dort am Abend ins Gras setzen, um die Sonne zu verabschieden, sind wir wieder nicht die Einzigen. Aber das macht nichts. Es ist trotzdem wunderschön.
Weil Andreu unbedingt surfen will, fahren wir am dritten Tag nach Matosinhos. Pedro, unser Vermieter, hatte uns den Tipp gegeben nicht mit der Metro, sondern mit dem Bus nach Matosinhos zu fahren. Das ist schneller und billiger. Die Bus-Linie 500 führt direkt am Flussufer entlang, sodass wir während der Fahrt auch noch eine schöne Aussicht haben. Matosinhos soll ein toller Surfspot sein. Angeblich sind die Wellen dort besonders gut, weil sie irgendwie auf eine spezielle Art vom Atlantik ans Ufer treffen. Oder so.
Die Stadt an sich ist nicht weiter schön, der Strand auch nicht unbedingt. Es sei denn man mag den industriellen Charme des nahe gelegenen Hafens. Aber es ist ein langer und breiter Sandstrand. Wir schreiben uns für eine Surfstunde ein. Ich versuche es auch. Zwar schaffe ich es kein einziges Mal wirklich auf das Brett zu steigen, und bekomme stattdessen jede Menge Wellen ins Gesicht, aber Andreu macht sich wirklich gut. Als wir mit dem „Wellenreiten“ fertig sind, schlagen uns Giulia und Gabriele, mit denen wir den Tag zusammen in den Wellen verbracht haben, vor, noch auf ein Bier zu bleiben. Giulia kommt aus Bologna und Gabriele aus Mailand, beide haben Architektur studiert.
Während wir gemütlich zusammen sitzen, erzählt uns Gabriele, dass er vor fünf Jahren sein Erasmus hier in Porto gemacht hat. Er war wirklich erschrocken, wie sehr sich die Stadt in der kurzen Zeit verändert hat. Wo vor wenigen Jahren noch eher schäbige alte Läden waren, ist jetzt alles voller Designer Boutiquen, meinte er.
An unserem letzten Tag in Porto scheint Andreu sich erkältet zu haben. Damit wir unsere Rucksäcke nicht den ganzen Tag schleppen müssen, bringen wir zum Büro der Agentur unserer Zimmervermietung. Dann legen wir uns erst mal ins Gras. Wir laufen noch einmal durch Porto, gucken uns den alten Bahnhof Estação de São Bento mit seinen historischen Wandgemälden an und kaufen noch einen Karton mit natas. Dann geht es wieder nach Hause.
Nützliche Tipps zu Porto
Mittlerweile hat sich auch das kleine, lange Zeit als grau und schäbig geltende Porto zu einem Hotspot der Touristen gemausert. Wir finden, die kleine Stadt ist zu schön, um in 48 Stunden einfach nur die schönsten Sehenswürdigkeiten abzuklappern und Porto dann abzuhaken. Das hat weder diese kleine Stadt, noch haben es die Menschen hier verdient. Mit Absicht haben wir hier darauf verzichtet, die „Highlights“ in Porto in den buntesten Farben zu zeigen. Wir wollten stattdessen einfach nur erzählen, wie es sich anfühlt, diese kleine Stadt im Norden Portugals zu erleben. Wie es ist, einfach mit viel Zeit durch Porto zu bummeln.
Richtig cool fand ich, dass man die Fahrkarten der Metro in Porto wieder aufladen kann. So muss man sich nicht immer einen neuen Beleg ausdrucken und verschwendet auch kein Papier.
Wine Quay Bar
Cais da Estiva 111
4050-080 Porto
Website: http://www.winequaybar.com/
A Fábrica da Picaria
Cervejaria Artesanal
Rua da Picaria 72
4050-477 Porto
Website: https://www.afabricadapicaria.pt/
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