Mein vorerst letzter Tag in der Emilia Romagna. Mir bleiben nur wenige Stunden, um wenigstens etwas von Bologna zu entdecken. Bologna, diese alte Universitätsstadt, die schon vor Jahrhunderten der Kirche und den verschiedenen Regierungen getrotzt hat. Eine “rote” Stadt mit einer spannenden Geschichte.
In einer Bar, irgendwo im Zentrum, warte ich auf Janicke. Janicke kommt aus Norwegen, ist auch Reisebloggerin und kennt sich in Bologna ziemlich gut aus. Netterweise bummelt sie heute mit mir durch die Altstadt. Natürlich löse ich brav an der Kasse mein Ticket, und bestelle dann am Tresen einen Espresso, so wie ich das in Rom gelernt habe. Erst zahlen, dann den Caffè bestellen. Aber hier geht das alles durcheinander, vorher oder nachher bezahlen, egal.
Der Kellner ist ein schlauer Fuchs und merkt natürlich gleich, dass ich nicht von hier bin. „Spanierin?“, fragt er mich. Klar, weil ich Italienisch und Spanisch mal wieder kreativ miteinander mische. Nicht nur die Wörter, auch die Aussprache. Mist. „Nee, Deutsch“ sage ich also und füge erklärend hinzu, dass ich aber in Barcelona lebe. So ganz falsch lag er also nicht. Seine Ehre als Menschenkenner ist gerrettet. Bei dem Wort Barcelona nickt er vielsagend. Offenbar ein Fußballfan. Wir versuchen uns kurz in small talk, dann kommt auch schon Janicke und ich verabschiede mich.
Am überraschendsten sind für mich die vielen Bogengänge in Bologna. Die Wege hier sind fast komplett überdacht! Noch nie habe ich so viele Bögen in einer Stadt gesehen! Und die Säulen, die die Bögen tragen, sind ganz unterschiedlich. Da die Häuser relativ ähnlich aussehen, versuchten die Eigentümer wohl ihren sozialen und finanziellen Status anhand der mehr oder weniger prächtigen Säulen zu präsentieren. Jeder Hausbesitzer hat die Colonne in seinem eigenen Stil, nach seinem persönlichen Geschmack gestalten lassen. Kurios aber schön. Ich wette, man kann Bologna an einem regnerischen Tag ohne Schirm durchqueren und wird doch nicht nass! Und an heißen Sommertagen geben die Bögen Schatten. Warum sind nicht andere Städte auch auf diese Idee gekommen? In Barcelona gibt es nur wenige Plätze mit Säulengängen. Normalerweise brutzelt man in der heißen Jahreszeit auf den Gehwegen und läuft dicht gedrängt in dem engen Schattenstreifen an den Mauern der Häuser entlang.
Die Straßen an denen wir vorbeikommen haben lustige Namen, wie Höllen- oder Gänseweg 🙂
Durch kleine Gassen schlendern wir über einen Markt und an alten Gebäuden vorbei. Für eine Erkundung dieser Bauten bleibt heute leider keine Zeit. Auch an der Fondazione Gramsci muss ich vorbei gehen. Für heute versteckt Bologna seine Geschichte noch vor mir, und ich muss mich mit einem kleinen Rundgang begnügen. Aber ich bin richtig neugierig geworden und will mehr. Ich werde wiederkommen.
Wir sind mittlerweile vor Janickes Lieblingscafé angekommen, dem Trevor. An einem sehr elegant und exklusiv aussehenden Tresen stehen die Leute Schlange, um ihren Caffè zu bestellen. Hier gibt es aber nicht nur einfach Kaffee sondern diverse sehr exotisch klingende Sorten. Ich suche mir wahllos einen aus, den Etiopia washed heirloom, und bin gespannt. Mein Exemplar kostet doppelt so viel wie ein „normaler“ Espresso, aber ich muss das hier jetzt einfach probieren. Ich sehen, wie die Kellnerin das Kaffeepulver mit einer Waage grammgenau abwiegt. Dann rattert und zischt die Kaffeemaschine und sie serviert sie mir mein Prachtstück. Es schmeckt wie Katzenpipi. Ziemlich säuerlich mit einem leichten Nachgeschmack, der wenigstens noch entfernt an Caffè erinnert. Das ist schon mal nicht meine Sorte. Um den grässlichen Geschmack weg zu kriegen, trinke ich das Glas Wasser aus und esse den Keks auf, der mir zu dem Etiopia serviert wurden.
Wir bummeln weiter. Als wir wieder am Markt vorbei kommen fragt Janike nur “Zeit für einen Aperol Spritz?” Ja klar! Eigentlich mag ich keine Blubbergetränke, aber nach dem Caffè schmeckt jetzt alles köstlich. Dazu gibt es einen kleinen Tapasteller. Keine Ahnung wie tapas hier in Bologna genannt werden. Es sind jedenfalls Parmesanstücke und getrocknete Pilze. Die Pilze sehen etwas suspekt aus, schmecken aber erstaunlicherweise lecker. Während Janicke und ich uns noch unterhalten, vergeht die Zeit wie im Flug und ich mich los, zum Flughafen.
Ohhh, wie schön, da will ich auch mal hin!!! Als musikalische Ergänzung empfehle ich den Song „Bologna“ von der österreichischen Band Wanda..