Manduria, allein der Name dieser Stadt klingt schon angenehm. Hier wachsen die wohl bekanntesten Weine Apuliens. Der Primitivo di Manduria gehört zu den insgesamt 28 DOC Weinen Apuliens. Doch das war nicht immer so. Lange Zeit wurde der kräftige Geschmack der Trauben aus dem Süden nur zur Verstärkung der Weine aus dem Norden genutzt. Erst relativ spät haben die Weinbauern in Apulien begonnen, eigene hochwertige Weine abzufüllen und zu vermarkten. Und das mit großem Erfolg. Die Region Manduria entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Weinanbaugebiete Apuliens.
Die wichtigsten Rebsorten Apuliens sind Primitivo und Negroamaro. In der Sonne des Südens, auf den Böden Apuliens können diese Trauben ihr unverwechselbares Aroma am besten entfalten. Die Bedingungen scheinen für Rotweine ideal, fruchtig und schwer, samtig aber nicht pelzig.
1932 gründeten die Weinbauern in Manduria eine Genossenschaft, das Consorzio Produttori Vini. Wir machen uns also auf den Weg nach Manduria, um uns das vor Ort anzusehen. Auf dem großen Gelände am Stadtrand findet nämlich nicht nur die Produktion statt. In dem alten Gebäude der Genossenschaft hat man mittlerweile einen Showroom und ein kleines Museum eingerichtet. In den unterirdischen Tanks, in denen früher große Mengen der Trauben zu einfachem Fasswein verarbeitet wurden, kann man heute durch ein kleines Heimatmuseum wandern. Die einzelnen Räume zeigen, wie die Menschen in Apulien noch vor rund hundert Jahren lebten.
In dem oberirdischen Teil des alten Hauptgebäudes kann man den Wein der Genossenschaft probieren und natürlich auch kaufen. Die Einheimischen füllen sich aus den riesigen Tanks den Primitivo di Manduria gleich kanisterweise ab. Die Flaschenweine stehen in Regalen. Da gibt es neben den kräftigen Rotweinen auch Rose und sogar einen Weißwein. Nach einer kurzen Weinprobe entscheiden Michi und ich uns für einen Riserva, von dem uns eine Kiste mit nach Hause begleiten wird: Primitivo Riserva Elegia 2015.
Castel di Salve
Es gibt aber nicht nur Genossenschaften in Apulien. Wer Geduld hat, findet auch ein paar Weingüter, wie zum Beispiel das Castel di Salve. Nachdem ich in einem Weinladen die Flasche mit dem Erdbeerbäumchen auf dem Etikett entdeckt hatte, war ich neugierig geworden. Da der Wein ausgesprochen gut geschmeckt hat, stehe ich ein paar Tage später vor dem Tor des kleinen Weinguts in Depressa. Direkt gegenüber des kleinen Schlösschens, dem Castel di Salve, befindet sich die Produktionsstätte. Die Weinberge selbst liegen im nördlichen Salento.
Aber auch ohne malerische Weinstöcke hat das Castel di Salve etwas von einem Bilderbuch-Weingut. Bei einer Führung erfahre ich, dass der Weinanbau auf einen englischen Duke zurückgeht, der vor über hundert Jahren nach Apulien kam und sich hier niederließ. Doch erst der Urenkel des alten Dukes Winspeare, Francesco, beschloss 1992 auf dem alten Familiengut nicht nur Trauben anzubauen, sondern exzellente Weine zu produzieren.
Die Trauben für die leckeren Weine des Castel di Salve sind auch hier vorwiegend Negroamaro und Primitivo. Schon durch die unterschiedlichen Höhenlage der Weinstöcke in Galatone, Cutrofiano und Supersano kommen ganz unterschiedliche Geschmacksnuancen der Trauben zustande. Aber auch andere Faktoren wie die Bodenbeschaffenheit beeinflussen den Geschmack der Reben, und machen den ganz individuellen Charakter der Weine wie Santi Medici, Armécolo, Priante oder Malvasia Nera, den Ladykiller, aus.
Bei der Führung durch die Anlage darf ich auch einen Blick in die Gewölbe des Weinkellers werfen. Unterirdisch ruht dort der Wein in den Fässern aus französischem und amerikanischem Eichenholz, damit der Saft der roten Trauben dort noch den letzten, ganz speziellen Schliff erhält. Beziehungsweise den vorletzten, wenn man es genau nimmt, denn die Weine müssen ja auch noch in der Flasche ruhen, bevor sie mit einem Etikett versehen und in alle Welt verkauft werden.
In dem kleinen Laden im Eingangsbereich erfahre ich dann auch das Geheimnis des Erdbeerbäumchens. Als die Leute früher zur Weinernte gingen, gaben sie den Weinreben zur besseren Orientierung einfache Namen, die den Ort beschrieben. So etwa wie „bei der Kaktusfeige“ oder „bei dem Erdbeerbäumchen“. Diese Ortsbeschreibungen haben sich als lokale Namen so sehr eingebürgert, dass der Duc beschloss, die Etiketten dieser Weine entsprechend zu gestalten. Und so ziert den Priante eben eine Kaktusfeige und den Armécolo die Frucht des Erbeerbäumchens.
Dieser Armécolo war auch der erste der neuen Weine, die unter dem Namen Castel di Salve abgefüllt wurden. Zu 80% aus Negroamaro und 20% aus Malvasia di Lecce bestehend, ist der Wein ein ganz klassischer, typischer Wein der Region, der eben so schmeckt, wie die Landschaft des Salento.
Als am Ende meiner Führung, kurz bevor ich mich verabschiede, auch noch der Chef zufällig vorbeikommt, erfahre ich sogar noch ein anderes Geheimnis. Der Urenkel des englischen Dukes erzählt mir, welche Geschichte hinter dem Namen Ladykiller steckt. Diesen Wein aus 100% Malvasia Nera hat er nämlich seinem Vater gewidmet. Der hatte ein paar Flaschen dieses sehr kräftigen Weines zu einem Abendessen bei einem befreundeten Ehepaar mitgenommen. Angeblich hat der Malvasia der Dame des Hauses dermaßen gut geschmeckt, dass sie mehr davon trank, als gewöhnlich und am Ende des Abends auf dem Sofa in einen tiefen Schlaf gesunken sein soll. Seither trägt der Malvasia hier den Spitznamen Ladykiller.
Infos: Weine aus Apulien
Beide Weinkellereien, das Weingut und die Genossenschaft, liegen im Salento. Beide haben eine Website in deutscher Sprache und bieten auf Anfrage auch Führungen an. Das Museum in den Gewölben der Genossenschaft zeigt nicht nur Werkzeug aus dem Weinanbau, sondern ist fast schon ein kleines Heimatkundemuseum.
Weinkeller Produtori di Manduria
Via Fabio Massimo, 19
74024 Manduria (Tarento)
Website www.produttorivinimanduria.it
100% Primitivo sind Liricia und Memoria, zwei der leckeren Rotweine dieser Genossenschaft, die Du hier überall kaufen kannst. Die Weinkellerei in Manduria ist sogar mit einem Preis für nachhaltigen Weinanbau ausgezeichnet worden. Eine Führung durch das Museum inklusive einer Verkostung von drei Weinen kostet pro Kopf 10 Euro. Wenn Du Dich wie wir dazu entscheidest, auch gleich ein paar Flaschen zu kaufen, gibt es noch einen Rabatt und die Führung kostet weniger. Welche anderen Optionen es noch gibt, dazu findest mehr Infos auf der Website.
Weinkellerei Castel di Salve
Via Gaetano Salvemini, 32
73039 Depressa di Tricase ( Lecce)
GPS Koordinaten : 39.963132 (+39°57’47.3″) und 18.360725 (+18°21’38.6″)
Website www.casteldisalve.com
Insgesamt zehn verschiedene Weine füllt das Castel di Salve mittlerweile ab und produziert an die 180.000 Flaschen im Jahr. Nach vorheriger Absprache kann man in der Weinkellerei eine Führung oder eine Verkostung buchen und auch Wein kaufen. Pro Kopf kostet eine Führung 15 Euro, wenn mindestens vier Personen teilnehmen. Der Mindestbetrag damit eine Führung zustande kommen kann, liegt bei 60 Euro. Mehr Infos über aktuelle Veranstaltungen findest Du auf der Website.
Insider Tipp: Cantina San Donaci
Von Claudia habe ich noch den Tipp gekriegt, dass die Weine der Cantina San Donaci sehr lecker sein sollen. Sie war schon oft in dieser genossenschaftlichen Weinkellerei bei Brindisi und findet auch die Leute immer sehr nett. Dort kannst Du Wein verkosten, die Anlage besichtigen und Wein kaufen. Leider habe ich es selbst nicht mehr bis dorthin geschafft, aber ich gebe Dir ihre Empfehlung hier gern weiter. Wenn ich das nächste Mal nach Apulien komme, werde ich da garantiert auch vorbeischauen!
Cantina San Donaci Soc. Coop. Agricola
Via Mesagne, 62,
72025 San Donaci (Brindisi)
Infos zu Öffnungszeiten gibt es auf der FB page: cantinasandonaci – die offizielle Website funktioniert gerade nicht richtig.
(alle Fotos San Donaci sind von Claudia – vielen Dank !!)
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