Wer karge, weite Ödlandschaften wie auf Lanzarote erwartet, der wird in La Garrotxa enttäuscht werden. Viel zu lange ist es her, seit die kleinen Vulkane hier ihre Lava in die Luft spien. Längst schon hat die Natur einen grünen Mantel über die verbrannte Erde wachsen lassen. Heute reihen sich hier sanfte Hügel aneinander und machen es gar nicht so leicht, die aufregende Geschichte dieser Landschaft auf Anhieb zu erkennen. Man muss sich schon ein wenig auskennen, um die Stellen zu finden, an denen das vulkanische Erbe der Garrotxa noch heute offen zutage tritt.

vulkan santa margerida vulkanlandschaft heißluftballon la garrotxa

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Am besten ist die Sicht natürlich von oben. Wer sich traut, sollte die Fahrt mit dem Heißluftballon wagen. Denn wo, wenn nicht hier, lohnt es sich, die Landschaft aus der Vogelperspektive zu erleben. Der Vulkan Santa Margarida zum Beispiel ist bei einem kleinen Spaziergang prima zu erklimmen. Wer oben am Kraterrand angelangt, kann im Inneren des Vulkans eine kleine Kirche sehen!

Auch der Vulkan Croscat ist ziemlich gut erhalten. Von oben kann man gut erkennen, dass ein Lavastrom hier seitlich ausgebrochen sein muss. Auf der Rückseite des Vulkans fehlt wie bei einer angeknabberten Torte allerdings ein Stück. In früheren Jahrzehnten hat man hier das Vulkangestein abgebaut. Mittlerweile ist der Steinbruch natürlich außer Betrieb und der Croscat zu einem „Open-Air“ Museum geworden. Die verschiedenen Schichten des Vulkans, die normalerweise unter der Erde versteckt sind, liegen hier offen zutage.

vulkane la garrotxa   vulkanische Erde

Lava-Ströme bei Sant Joan de les Fonts

Beth ist wie immer mein Guide in der Garrotxa. Gemeinsam machen wir uns heute auf die Ruta de les tres colades de Lava, eine nur fünf Kilometer kurze Strecke, bei der man auf drei verschiedene Lavaschichten trifft.
In Sant Joan de les Fonts ist das Erste, was mir auffällt, die ungewöhnlich große Kirche. Viel zu mächtig für so einen kleinen Ort scheint das Gotteshaus geraten zu sein. Die gesamte Kirche musste nach dem Spanischen Bürgerkrieg komplett neu gebaut werden. Da waren die Dorfbewohner scheinbar sehr engagiert bei der Sache.

kirche

sant joan de les fonts brücke

Direkt neben der Kirche verläuft eine hübsche mittelalterliche Brücke über den Fluss. Aus alten Quellen weiß man, dass schon die Truppen Karls des Großen auf einer Römerstraße durch Sant Joan de les Fonts gekommen und an dieser Stelle den Fluvià überquert haben müssen. Sehr wahrscheinlich hatten auch die Römer hier schon eine Brücke errichtet, die im fünfzehnten Jahrhundert dann erneuert wurde.

Die älteste der drei Lavaschichten auf unserer Route ist über 500 000 Jahre alt, die zweite Schicht ist rund 150 000 und die jüngste 120 000 Jahre alt. Die erste Schicht können wir bei einem hübschen Wasserfall neben einer verfallenen Mühle erkennen, die zweite Schicht besteht aus den hexagonalen Steinen, über die wir laufen und der dritte Lavastrom ist der so genannte „Steinbruch“, la pedrera de Boscarró. Beth erklärt ganz genau, wie die Lava geflossen sein muss, damit die Schichtungen der Gesteine so wie wir sie heute vorfinden, zustande kommen konnte.

mühle ruta de les tres colades lava
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Zwischen den harten Basaltsteinen, die mich an den Giant’s Causeway in Nordirland erinnern, sieht der Untergrund an einer Stelle aus, wie eine aufgeplatzte Blase: ein Blister. Ein Blister entsteht immer dann, wenn ein Lavastrom an der Oberfläche langsam erkaltet, aber innen noch heiße Lava wie in einem Tunnel weiterfließt. Die Gase, die mit dem Lavastrom fließen, können nicht mehr nach oben entweichen, weil die Decke erhärtet ist. Also brechen sie sich an einer bestimmten Stelle schließlich ihren Weg durch die Kruste. Wir wandern noch etwas weiter, bis wir das Ende des Lavastroms erreichen, dann geht es wieder zurück ins Dorf.

Lava gestein vulkane

blister

basalt lava steine ruta de les tres colades

Tipps zum Thema Vulkane :

  • Infos zu den Vulkanschichten von Sant Joan de les Fonts: Ruta de les 3 Colades de Lava
  • Wenn Du mehr über die Vulkane der Garrotxa wissen willst, lohnt sich ein Besuch des neuen Vulkan-Museums in Olot:
    Espai Cràter
    Carrer Macarnau, 55
    17800 Olot
    Website und Tickets
     
  • Falls Du einen Guide suchst, der Dir alles ganz genau vor Ort erklärt und Dich an die spannendsten Stellen zum Volcano-Watching bringen kann, dann solltest Du einfach mal Beth fragen. Sie kennt sich super aus und ist mega engagiert was nachhaltiges Reisen angeht: trescalia.com (unbezahlte Werbung für eine Freundin. Aus Überzeugung.)