Langsam fährt das Auto die Straße hinunter. „Der hat sich wohl verfahren“ mutmaßt Gabi. Man kennt sich im Dorf und nur selten kommt jemand Fremdes einfach so zufällig vorbei. Es ist ruhig hier im Fläming. Wir sitzen mit Gabi draußen auf dem Hof hinter dem Haus und sind gerade dabei, den leckeren Nachtisch zu löffeln, den sie für uns in der kleinen Hexenküche voller Kräuter, Tiegel und Fläschchen gezaubert hat. Es gibt Steinkleemus mit bunten Blüten, die nicht nur gut aussehen, sondern auch noch gesund sind: die gelbe Blüte vom Johanniskraut zum Beispiel oder die lila Blüte des Heilziest (hilft übrigens gegen Migräne). Auch die Baldrianblüte ist wunderschön. Gabi kennt sich aber nicht nur mit den Kräutern aus. Eigentlich macht sie hier nämlich Seife. Und das schon seit ein paar Jahren.
Foto by Laura @herzanhirn
Wie viele der kleinen Seifenmanufakturen arbeitet auch Gabi mit dem „kalten“ Prozess und siedet ihre Seife nicht so heiß, wie das bei der industriellen Fertigung gemacht wird. Dadurch bleiben viele wichtige Wirkstoffe in der Seife erhalten, die der Haut beim Waschen guttun und sie nicht austrocknen. Obendrein ist Gabi natürlich auch noch kreativ. Nicht nur verschiedene Formen, Farben und Düfte, auch Filz und die selbst gepflückten Kräuter kommen in ihren Seifenkreationen zum Einsatz.
Meine Lieblingsseife: Seife im Filzmantel!
Schon die alten Sumerer kannten eine cremeartige Substanz aus ähnlichen Bestandteilen wie die heutige Seife. Allerdings nutzten sie sie eher als Öl zur Hautpflege, nicht zum Waschen. In Syrien und Ägypten nutzten die Menschen diese “Erfindung” zum Reinigen von Schafwolle, um das darin enthaltene Lanolin zu entfernen. Erst die Römer erkannten angeblich, dass Seife auch sauber macht. Aber ihre weißen Tunikas wuschen sie mit Urin. Ob man das nicht gerochen hat, frag ich mich da?
Die Seife zur Körperreinigung, wie wir sie heute kennen, gibt es eigentlich erst seit dem Mittelalter. Besonders in Südeuropa stellte man in großen Manufakturen Seife her. Zu wahren Zentren der Seifensiederei entwickelten sich Marseille und Aleppo.
Gabi könnte noch viel mehr über die Geschichte der Seife erzählen. Schließlich erleben die kleinen duftenden Stückchen nach Jahren der regelrechten Verbannung aus den Badezimmern, wo sie von praktischen Flüssigspendern verdrängt wurden, gerade einen regelrechten Boom. Man besinnt sich wieder auf die gute alte Handseife, aber bitte aus Naturprodukten, in bester Qualität. Gute Seife ist nämlich ein wahres Luxusprodukt.
Doch wir wollen heute keine Seife kochen, sondern Hautcreme machen. Darum sind Laura und ich hier. Gabi reicht die Zutaten aus ihrer Zauberküche durch das Fenster nach draußen in den Hof. Schon ist der Holztisch mit diversen Schalen, Töpfchen und Flaschen bedeckt. Es sieht ein bisschen aus wie ein Outdoor-Chemiebaukasten. Da gibt es fette und wasserhaltige Produkte, winzige Perlen, cremige Substanzen, Düfte und Kräuter.
Nach einem Rezept wiegen wir die Zutaten für unsere Hautcreme ganz genau ab. Dann rühren und erhitzen wir, warten bis alles abgekühlt ist und rühren weiter, bis schließlich eine nach Mandarine duftende, leicht einziehende Creme fertig ist. Und ich bin schon ein wenig stolz auf das Ergebnis. Auch wenn ich eigentlich ja nur gerührt und abgewogen habe.
Beim Herstellen der Badeblubberkugeln, die wir anschließend machen, unterläuft mir dann auch prompt ein Fehler. Als mein Badezusatz, der netten Schaum und Entspannungsduft in der Wanne verbreiten soll, bereits hübsch geformt und fertig getrocknet ist, stellt Gabi fest, dass ich wohl das Duftöl in meinen Badekugeln vergessen habe. So ein Mist! Da habe ich mal einen Moment nicht aufgepasst. Das kommt davon, wenn man bei der Arbeit zu viel schwatzt. Naja, dann ist mein Badeblubber eben so natürlich, dass er auch ohne Duft auskommt. Immerhin hatten wir viel Spaß – und blubbern können meine Kugeln ja noch.
Infos zur Seife
Gabis Seifenmanufaktur liegt in Brandenburg, südlich von Berlin, im Fläming. Dort gibt sie auch Kurse, in denen Du lernen kannst Naturkosmetik selbst zu machen, organisiert Workshops für Kinder und macht Kräuterwanderungen! Aus den Kräutern kann sie neben Kosmetik, Tees und anderen Dingen auch Liköre und Brausen zaubern – unglaublich!
Gabi Sußdorf – Seifenmanufaktur
Tremsdorfer Dorfstraße 22
14558 Nuthetal / Tremsdorf
Website: gabis-seifenmanufaktur.de
NDR Ratgeber zum Thema „Welche Seife ist die Richtige“ und „Wie gut ist Seife für die Haut?“ www.ndr.de
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips durch die Region Fläming. Alle hier dargestellten Ansichten und Erlebnisse beruhen einzig und allein auf meinen Erfahrungen und drücken meine ganz persönliche Meinung aus.
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