Was muss man in Dublin gemacht haben? Was kann man sich sparen? Wenn ich bedenke, dass die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ein Buch ist, dann wundert es mich auch nicht, dass Dublin mich nicht so hundertprozentig überzeugt hat. Obwohl ich Bücher wirklich liebe, stelle ich mich garantiert keine zwei Stunden in die Schlange, um einen Blick auf diese Bibel zu werfen, so besonders sie auch sein mag. Schon gar nicht, nur weil irgendein Reiseführer sagt, dass man das gemacht haben muss. Da laufe ich lieber selber los und entscheide, was mir gefällt – und was nicht.
Meine Freundin Sophie und ich hatten geplant, ein Wochenende gemeinsam zu verbringen. Da sie in Frankreich lebt und ich in Spanien, beschlossen wir uns in Dublin zu treffen, denn die irische Hauptstadt ist für uns beide leicht und günstig zu erreichen.
Zwei alte Freundinnen, die sich leider nicht so oft sehen, wie sie gerne würden – da gibt es viel zu erzählen. Langeweile würde in Dublin nicht aufkommen, so viel stand fest. Aber ein bisschen Sightseeing wollten wir schon machen. Was uns richtig gut gefallen hat, und was wir uns echt hätten sparen können, erzähle ich Dir jetzt. Hartgesottene Irland-Fans werden vielleicht mit dem Kopf schütteln, aber es sind wie gesagt ganz persönliche Eindrücke und Empfehlungen.
Natürlich haben wir uns die Christchurch Cathedral angesehen und sind durch den St Stephen’s Green Park gelaufen. Wie alle anderen Touristen auch, haben wir versucht, ein Foto von Molly Malone zu machen und sind durch Temple Bar und über die Half Penny Bridge geschlendert. Im Guinness Store war ich vor ein paar Jahren schon, das haben wir ausgelassen. Wirklich beeindruckt hat uns aber das hier:
UNBEDINGT ANSEHEN:
Jeanie Johnston
Unbedingt ansehen solltest Du Dir die Jeanie Johnston und das Great Famine Memorial. Die große Hungersnot ist ein wichtiger Teil der irischen Geschichte. Das markante Denkmal am Ufer der Liffey ist schon beeindruckend, aber noch besser ist die Jeannie Johnston.
Die Jeanie Johnston ist ein Schiff. Genauer gesagt ist sie der Nachbau eines ganz besonderen Schiffes. Ray, der Guide, ist Ire aus tiefsten Herzen. Er erzählt wunderbar einfühlsam und ganz in Ruhe von den Schicksalen einzelner Menschen, die damals vor der großen Hungersnot geflohen sind und ihr Glück in Übersee suchten. Viele Schiffe verkehrten damals zwischen Dublin und Amerika, aber nur die Jeanie Johnston schaffte es, alle Passagiere lebend an Land zu bringen. Ich war echt zu Tränen gerührt. Ray ist mit so viel Herz bei der Sache. Wir waren total begeistert von seinen Geschichten. (Darüber gibt es noch einen ausführlichen Bericht)
Hafen
Von dem Quay, an dem die Jeanie Johnston liegt, ist es nicht mehr weit zum Hafen Dublins. Die Docklands sind ein Viertel eigenartiger Gegensätze. Auf der einen Seite stehen total schicke, architektonische Kunstwerke, Neubauten, die viel Geld gekostet haben, auf der anderen Seite alte, halb verfallene und ärmliche Häuser, die kaum noch bewohnt zu sein scheinen. Google hat sein europäisches Hauptquartier in der Nähe des Grand Canal Docks aufgeschlagen. Das hat sicher auch seinen Teil zu dieser Yuppie-Aufbruchungsstimmung, die ich hier erahne, beigetragen. Aber das Viertel hat was.
Schlechte Nachrichten für U2 Fans:
Sophie und ich haben uns natürlich auch auf die Suche nach den Windmill Lane Studios gemacht. Doch dort, wo Bono und U2 einst ihre Songs aufgenommen haben, wo bunte Graffitis der Fans die Mauern zierten, finden wir nur eine Baustelle. Als wir einen Passanten nach den legendären Studios fragen, erfahren wir, dass die gerade ein paar Wochen zuvor abgerissen wurden. Wir stehen nur noch vor den Schutthaufen. Hier erinnert gar nichts mehr an U2. Wir kommen zu spät. 🙁
Essen – was sind eigentlich Boxty?
Für den kleinen Hunger zwischendurch findest Du fast überall leckere Scones. Diese kleinen Brötchen schmecken warm am allerbesten. Aber mehr als eins davon brauche ich am Tag auch nicht. Immer auf der Jagd nach kulinarischen Spezialitäten, will ich unbedingt Boxty probieren. Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob Boxty nun Pfannkuchen, Kartoffelpuffer oder Brot sind. Kartoffeln sind drin, so viel weiß ich. In sämtlichen Restaurants suche ich nach Boxtys. Leider haben nicht alle Läden dieses Spezialität auf der Karte. Doch dann entdecken wir ein Boxty House und gehen natürlich rein. Lecker, aber ob das nun typische Boxtys waren oder kreative Abwandlungen aus Kartoffeln – ich bin mir nicht sicher.
In der Nähe der Half Penny Bridge finden wir in einer kleinen Seitengasse ein richtig nettes Café, das Foam. Der Kuchen ist mega gut und die Deko ist farbenfroh und liebevoll kitschig. Ich kann mich fast gar nicht auf meinen Cheese Cake konzentrieren, weil ich die bunten, kuriosen Details an den Wänden, auf den Tischen und unter der Decke bewundern muss. Ein echt lustiger Laden.
Am Abend
Für den Abend hat Sophie uns Karten besorgt. Wir gehen ins Olympic Theatre. Dort findet heute Abend ein Benefiz Konzert zu Gunsten der Obdachlosen statt. Lokale, irische Musiker spielen gratis, Rock against the homelessness in der Hauptstadt. Keine Touristen, echte Einheimische, und die sind auch noch total nett!
KANNST DU GETROST BLEIBEN LASSEN:
Kilmainham Gaol
Ich hatte mich echt drauf gefreut – für Geschichtsfreaks wie mich ist so ein historischer Ort ein Magnet. Aber das alte Gefängnis war ein totaler Reinfall. Sicher ist das Kilmainham Gaol für die Iren von einer ganz besonderen historischen Bedeutung. Aber bei der Führung habe ich so gut wie nichts verstanden. Ich habe schon viele Führungen in vielen Ländern mitgemacht und das auch auf ganz verschiedenen Sprachen. Meistens kriegt man einigermaßen mit, worum es geht und die Reiseführer sprechen in der Regel auch für Touristen verständliche, einfache Sätze.
Bei der Führung im Kilmainham Gaol hat unser Guide seinen Text jedoch einfach nur rücksichtslos runter gerattert. Das Programm auswendig gelernt, abgerollt, fertig. Keine Zwischenfragen bitte. Besonders gute Laune versprühte er auch nicht gerade. Sicher, der Typ macht das wahrscheinlich tagtäglich, da kann sich schon Langeweile einschleichen. Aber für jemanden, dessen Muttersprache nicht das irische Englisch ist, waren seine Erklärungen einfach nicht zu verstehen. Sophie und ich haben jedenfalls beide kaum mitgekriegt, um was es überhaupt geht.
Außerdem gibt es lange Schlangen und man muss sein Ticket rechtzeitig vorbestellen, da nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern eingelassen wird. Wer zu spät kommt bleibt draußen. Ach und bitte auch nicht auf die Treppe setzen. Das Personal ist insgesamt eher unfreundlich und „geheim“ ist der Tipp nun wirklich nicht. Wenn ich da noch einmal hinkommen sollte, dann würde ich mich besser vorbereiten. Ich würde mir jemanden mitnehmen, der die irische Geschichte kennt und mir alles auch so erklärt, dass ich etwas verstehen kann. Denn obwohl ich diese Führung mitgemacht habe, weiß ich leider immer noch nicht, was genau dort eigentlich passiert ist. Dabei haben sich hinter diesen Gefängnismauern sicher dramatische historische Momente abgespielt.
Temple Bar
Das berühmte Temple Bar Viertel hat uns nicht wirklich umgehauen. Es ist leider viel zu voll von der Sorte Touristen, die ich auch in Barcelona nicht mag, nämlich die, die schon morgens Party machen müssen.
Auch wenn jetzt sicher viele laut schreien, aber bei meiner nächsten Reise nach Irland fahre ich lieber wieder aufs Land, da gibt es viel zu sehen und man hat die Chance, auch noch ein paar echte Iren anzutreffen. Fazit: Dublin kann man machen. Aber Belfast fand ich interessanter. Unseren Spaß hatten wir in Dublin natürlich trotzdem.
Nützliche Infos zu meinen Dublin Tipps:
The Great Famine Memorial steht direkt vor der Anlegestelle der Jeanie Johnston
Jeanie Johnston
on Custom House Quay
Website: jeaniejohnston.ie
Foam Café
24 Strand Street Great
Dublin 1
Olympia Theatre
72 Dame St
Dublin 2
Website: www.olympia.ie
Bei dem Konzert Rock against Homelessness waren Camille O’Sullivan, The Strypes, Roisin O, HamsandwicH, Le Galaxie, Mundy, The Stunning, Heathers und noch ein paar Künstler, deren Namen ich nicht mehr weiß, mit dabei.
Sonst so … klassische Sehenswürdigkeiten in Dublin:
Half Penny Bridge
Trinity College
Christchurch Cathedral
The Spire
Oscar Wilde – St. Stephen’s Green
Ganz Dublin ist voller Statuen. Die poetischen Dubliner haben allen Figuren spöttische Spitznamen gegeben, wie the fag on the crag oder the tart with the cart …
Molly Malone (altes Bild! die Dame steht jetzt eine Straßenecke weiter)
Ich persönlich finde, dass man sich auch anstellen kann. Dass man im Gaol den „falschen“ Guide an die Hand bekommt – ok, das ist wirklich ärgerlich. Ich hatte eine Dame, die sehr klar gesprochen hat. War möglicherweise auch Glückssache. Dass man aber im Temple Bar – Viertel schon früh feierwütige Iren antrifft, ist meines Erachtens nach nichts neues. Irland ist bekannt für sein Bier, seine Bars und für eben viel Alkohol. Darüber kann und muss man einfach hinwegsehen! Aber das ist meine Meinung
Hallo Hannes,
klaro hat jeder seine eigene Meinung. Natürlich ist nicht jeder guide so wie meiner. Das war halt einfach Pech. Aber ich hatte mich so sehr auf den Besuch gefreut, dass ich echt enttäuscht war. Das ist eben meine ganz ehrliche Erfahrung. Nicht mehr, nicht weniger. Und im Tempel Bar -Viertel waren es eher die Touristen als die Iren die dort in Massen herumliefen…
Liebe Grüße!
Ich musste echt schmunzeln: Ich habe auch schon solche Reinfälle mit Orten / Sehenswürdigkeiten erlebt, die man angeblich unbedingt sehen muss!
Hast Du wirklich toll aufgeschrieben!
Haha! Danke Ingo! Leider ist nicht immer alles so toll, wie manche Leute behaupten. Das kann natürlich auch einfach Pech sein oder eben Geschmacksache 🙂 Vielleicht findet es jemand der des irischen Englisch mächtig ist, ja auch total umwerfend!