Nur die Kirche überlebte den Luftangriff halbwegs unbeschadet. Heute tanzen rote Mohnblumen auf den Ruinen sanft im Wind. Einst spielten Kinder auf diesen Straßen in Corbera del Ebre. Bauersfrauen flochten Körbe oder hängten Wäsche auf, während die Männer auf den Feldern arbeiteten. Doch Kinder hört man hier schon lange nicht mehr lachen. Auch nachbarschaftlichen Schwätzchen gibt es nicht mehr. Auf dem kleinen Hügel breitet sich eine Stille zwischen den Ruinen aus, die diese Landschaft wie eine dicke Decke überzieht und ihre Geschichte schweigend bewahrt. Verbrannte Balken ragen aus zerstörten Häusern wie stumme Schreie. Nicht nur Guernica wurde von der Legion Condor zerstört. Gemeinsam mit der italienischen Luftwaffe und der Unterstützung der Artillerie legte die Legion Condor auch Corbera del Ebre in Schutt und Asche.
1938 tobte zwischen den Gebirgszügen Serra dels Cavalls, Serra de Pàndols und den Ufern des Ebros mehr als einhundert Tage lang eine der heftigsten und entscheidenden Schlachten des Spanischen Bürgerkriegs. Die Soldaten der gewählten Regierung verteidigten verzweifelt die Republik gegen die herannahenden Putschisten des nationalen Lagers um General Franco. Mit den Internationalen Brigaden kamen Menschen aus über fünfzig Ländern den Republikanern zu Hilfe, um an der Seite der Spanier gegen die Faschisten zu kämpfen.
Doch Franco konnte auf die Unterstützung der Achsenmächte zählen. Hitler und Mussolini kamen dem General zu Hilfe und nutzten die Gelegenheit, um hier ihre neusten Waffen zu testen. Skrupellos zerschossen und zerbombten sie Dörfer und Städte. Wochenlang zogen sich die Kämpfe am Ebro dahin. Auf jeden Angriff folgte ein Gegenangriff, die Front verschob sich oft mehrmals am Tag. Doch den Luftangriffen der Legion Condor und der italienischen Luftwaffe hatten die Republikaner nichts entgegenzusetzen.
Nach 115 langen Tagen siegte Franco und seine Truppen überquerten den Ebro. Damit war der Weg nach Barcelona frei. Zigtausende Menschen flohen und versuchten, sich in Frankreich in Sicherheit zu bringen. Die Überquerung des Ebro läutete das Ende der Republik und die Herrschaft Francos ein, die noch bis in die 70er Jahre andauern sollte. Bis der Diktator 1975 schließlich im Alter von 83 Jahren verstarb, duldete er keinerlei Aufarbeitung der Gräueltaten. Noch Jahrzehnte nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs verfolgte Franco Männer und Frauen, die auf republikanischer Seite gekämpft hatten. Wer nicht ins Ausland geflohen war, musste mit Repressionen rechnen.
In Corbera del Ebro und den anderen Dörfern der Gegend war die Landschaft nach dieser Schlacht nicht wiederzuerkennen. Die Zerstörung hat tiefe Narben in den Dörfern und den Menschen hinterlassen. Heute sind die Ruinen des Dorfes ein Mahnmal für den Frieden. Kunstwerke wie das Alphabet der Freiheit, die ewige Flamme, La Bota oder das Monument, das den Internationalen Brigaden gewidmet ist erinnern an die grausamen Geschehnisse dieser Zeit.
Mehr Infos Corbera del Ebre und die Ebroschlacht:
Zwischen dem 25. und dem 28. Juli 1939 stürzte ein Regen von Projektilen und Geschossen auf die kleine Gemeinde ein, bis nach drei Tagen kein Stein mehr auf dem anderen lag. 80% von Corbera del Ebre war zerstört.
Der Eintritt in das alte Dorf Corbera del Ebre Vell oder el Poble vell, kostet 5 Euro pro Person. Weiter unten im neuen Dorf gibt es noch ein Museum, das ich leider noch nicht gesehen habe.
Centre d’interpretacio 115 dies
batallaebre.org
elpais.com/
Ernest Hemingway und George Orwell verarbeiteten ihre Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg später in ihren Büchern. Robert Hale Merriman war einer der bekanntesten Kommandanten der Internationalen Brigaden und starb vermutlich beim Kampf um Corbera del Ebre. Er soll Hemingway für seine Figur des Robert Jordan in Wem die Stunde schlägt als Vorbild gedient haben.
Mittlerweile gibt es an vielen Stellen der Gegend Gedenkstätten, Museen und Mahnmale, die an die Ebroschlacht erinnern. In Gandesa erinnert das Museu Memorial de la Batalla del Ebre an die Schlacht.
museu-memorial-de-la-batalla-de-lebre
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