Während meines weihnachtlichen Abstechers in den Harz reichte die Zeit noch, um der berühmten Kaiserpfalz einen Blitzbesuch abzustatten. “Blitzend” war der Besuch im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf dem Weg dorthin “blitzte” es bei gemütlichen 70 km/h plötzlich am rechten Straßenrand :-(. Aber egal, in Goslar angekommen, war die Kaiserpfalz ganz einfach zu finden. Sie liegt am südlichen Ortsrand, auf dem Rammelsberg.
Leider regnet es mal wieder, als ich aus dem Auto aussteige. Schnell laufe ich die paar Meter vom Parkplatz den Hügel hinauf zur Pfalz. Hier kann ich ganz tief in die Geschichte eintauchen. Schon in der Schule haben mich die Geschichtsstunden mit den vielen Ottos und Heinrichs begeistert.
Vor der Pfalz thront Barbarossa hoch zu Pferd. Und daneben Kaiser Wilhelm I. Auch zwei Kopien des braunschweigischen Löwen erkenne ich sofort.
Im Mittelalter war Goslar ein bedeutendes Handelszentrum. Als freie Reichsstadt gehörte Goslar sogar mit zu den reichen Handelsstädten, die damals die Hanse gründeten. Durch die Erz- und Silbervorkommen im Rammelsberg waren die Bewohner des heute fast verschlafen wirkenden Ortes früher wohlhabend und einflussreich. Es war also total logisch, dass die mit ihrem Hofstaat umherwandernden Kaiser und Könige hier eine Pfalz errichteten.
Der salische Kaiser Heinrich der III baute im elften Jahrhundert die heutige Pfalz und hielt besonders gern hier Hof. Goslar war zu dieser Zeit fast so was wie eine heimliche Hauptstadt des Reiches. Leider erinnere ich mich nicht mehr, in welchem Buch ich das gelesen habe, aber ich meine mich zu erinnern, dass der kleine Heinrich hier aufgewachsen sei und sich daher später als Kaiser so eng mit dem Harz verbunden fühlte. Der Leichnam des toten Heinrich musste nach königlich-kaiserlicher Tradition der Salier in Speyer beigesetzt werden, aber sein Herz – so hatte Heinrich selbst es verfügt – ruht hier in Goslar!
Nach den Salier Königen kamen die Staufer und die Welfen. Das war auch noch eine gute Zeit für Goslar. Danach ging es aber mit dem kleinen Ort im Harz bergab und die Mächtigen zogen in andere Städte. Mehrere Jahrhunderte lang saßen italienische, französische oder andere europäische Herrscher auf dem deutschen Thron, die dementsprechend lieber aus den wärmeren, heimatlichen Regionen regierten. Dann folgte noch eine ganze Reihe Könige aus süddeutschen Gebieten, sodass der Norden eine Art „königsferne“ Zone wurde. Dafür wuchs und gedieh in dieser Zeit das Bürgertum. Auch in Goslar gewannen die Gilden und Zünfte immer mehr an Bedeutung.
Die einst prächtige Kaiserpfalz verkam dafür leider immer mehr. Die gegenüberliegende Kirche St. Simon und Judas wurde wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute steht nur noch die Vorhalle des einstigen Gotteshauses.
Drinnen, in der Kaiserpfalz selbst kann man in den kellerartigen Gewölben verschiedene Kunstschätze betrachten: Der Greif reckte sich einst keck vom Giebel der Pfalz aus in den Himmel. Sehr beeindruckend fand ich den Kaiserstuhl – das Metall aus denen die Lehnen des Kaiserstuhls gefertigt wurden, stammte selbstverständlich aus dem Rammelsberg. Als Sitz diente eine steinerne Fläche. Neben dem berühmten Thron Karls des Großen im Aachener Dom ist der Kaiserstuhl in Goslar der einzige Thron eines deutschen Kaisers, der seit dem Mittelalter bis heute erhalten blieb.
Im ersten Stock der Kaiserpfalz befindet sich der pompöse Saal, in dem früher Reichsversammlungen abgehalten wurden. Ich habe Glück und erwische eine kleine Führung. So erfahre ich, dass die Kaiserpfalz erst auf Wunsch Kaiser Wilhelms (des II glaube ich) wieder restauriert und instand gesetzt wurde. Der Kaiser gab auch die Wandgemälde in Auftrag, die jetzt den ganzen Saal zieren: bunte Höhepunkte der deutschen Geschichte.
Die Wandmalereien des Historienmalers Wislicenus sind also nicht besonders alt und auch nicht unbedingt wahrheitsgetreue Darstellungen historischer Fakten. Aber sie erzählen die Geschichte der deutschen Kaiser und Könige, wenn auch aus einer etwas sehr mystisch patriotischen Sicht.
Die Zerstörung des wichtigsten Heiligtums der Sachsen: Karl der Große zerstört die Irminsäule
Viele Märchen und Sagen werden da zu Hilfe genommen, um die Bedeutung der deutschen Herrscher mit Symbolen zu verdeutlichen. Noch bevor der nette Guide alle Geschichten zu Ende erzählt hat, klingelt mein Telefon. Ich muss schon wieder los …
Kopfsteinpflaster direkt neben der Kaiserpfalz
Und bei meinem nächsten Besuch im Harz will ich mir unbedingt das berühmte Bergwerk im Rammelsberg ansehen!
Öffnungszeiten Kaiserpfalz Goslar :
April bis Oktober: 10.00 – 17.00 Uhr
November bis März: 10.00 – 16.00 Uhr
Eintrittspreise Kaiserpfalz :
Erwachsene 7,50 Euro
Kinder und Jugendliche 4,50 Euro
Adresse Kaiserpfalz
Kaiserbleek 6,
38640 Goslar
E-Mail: kaiserpfalz@goslar.de
Website: www.goslar.de
Ein schöner Bericht über meine hübsche Heimatstadt.
Allerdings ist das eher am Rande des Rammelsbergs. Der erstreckt sich nämlich links hinter der Pfalz. Dort geht es dann auch rauf zum Bergwerk. Das lohnt sich ebenfalls. 🙂
Liebe Grüße
Jessi
Danke Dir! Musste auch prompt an Dich denken als ich dort war! 🙂