Blaues Meer, pompejanisch rot getünchte Palazzi von denen teilweise schon ein wenig der Putz abblättert und die obligatorischen Liegestühle am Strand, die die Italiener so lieben. Südlich von Neapel liegt eine Gegend, von der ich bislang noch nie gehört hatte: das Cilento. Es beginnt direkt hinter der Amalfiküste und erstreckt sich über grüne Hügel und malerische Küsten bis Sapri. Der größte Teil des Cilento ist sogar als Naturpark geschützt. Und genau hier vermieten Petra und Marko Ferienwohnungen. Seit über zwanzig Jahren leben die beiden in einem kleinen Dörfchen neben Castellabate, einem der schönsten Dörfer Italiens, sagt sogar die UNESCO.

cilento ferienwohnung castellabate

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Man spürt sofort: Wir sind in Italien. Unsere kleine Wohnung ist liebevoll eingerichtet. Hier ist die Welt bunt und leuchtet im hellen Sonnenschein. Sogar das Meer kann ich von unserer kleinen Terrasse aus sehen. Davor blüht und grünt es: Rote Röschen, wilde Kräuter und Blumen, Wein rankt an alten Mauern entlang. Frische Feigen warten an den Bäumen nur darauf, gegessen zu werden und auch die ersten Mandeln sind schon reif.

cilento ferienwohnung castellabate

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Lido La Tartaruga

Nachdem wir unsere kleine Wohnung ausführlich inspiziert haben, macht sich langsam Hunger bemerkbar. Unser erster Weg führt daher in eine Strandbar namens La Tartaruga, die Schildkröte. Als ich Mauro, den Chef des Restaurants, ein Freund von Petra und Marko, nach der Bedeutung des Namens frage, erklärt er mir seine sympathische Philosophie. Die Strandbar heißt nämlich La Tartaruga, weil es hier gemächlich zugehen soll. Piano piano. Keine Hetze. Schön „slowly“ sagt Mauro. Und natürlich hat der lebenserfahrene Mann total recht. Ich bin sofort auch dafür. Nicht nur slow travel, wir sollten alles etwas slower angehen lassen. Das ist ganz sicher gesünder!

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Jetzt im September ist es hier schon wesentlich ruhiger als noch ein paar Tage zuvor, im August. Nur wenige Liegestühle am Strand sind belegt, viele stehen leer. Obwohl auch in Italien die Schule bald wieder anfängt, ist es noch hochsommerlich warm. Mit 29 Grad heute könnte es gefühlt auch Juli oder August sein.

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Doch bevor wir entspannte Pläne für die nächsten Tage schmieden können, zieht erst einmal das Essen alle Aufmerksamkeit an sich. Was kommen da für Delikatessen auf den Tisch! Ganz ehrlich gesagt, hätte ich das von einer, wenn auch sehr hübschen Strandbar überhaupt nicht erwartet. Das Essen in der Tartaruga hat echt Gourmet-Restaurant Niveau. Hach, was für ein Einstieg! Wir sind noch keine paar Stunden hier und schon wieder völlig von der italienischen Küche begeistert. Es gibt Meeresfrüchte aller Art, mit Pasta oder als Salat, kalt und warm. Egal was auf den Tisch kommt, es schmeckt einfach umwerfend!

restaurant lido la tartaruga santa maria castellabate cilento

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Es dauert es eine Weile, bis wir bei einem Tässchen Caffè, mit vollem Bauch und glücklichem Grinsen dazu kommen, Pläne zu schmieden. Petra und Marko haben jede Menge Vorschläge, was wir hier alles machen können. Da wären zum Beispiel eine kleine Feigenmanufaktur im Hinterland, oder ein Hof auf dem Büffelmozzarella ökologisch hergestellt wird. Das könnten wir uns ansehen. Wir können auch einen Kochkurs machen und neben leckerer Pasta ein paar Geheimnisse der cilentanischen Küche lernen. Oder wir wandern an der Küste entlang, tauchen, besuchen eines der Weingüter oder besichtigen die Tempelruinen von Paestum. Schnell ist klar, langweilig wird es hier garantiert nicht.  Bei so vielen Ideen  können wir uns gar nicht entscheiden.

Prignano Cilento – das Dorf der Feigen

Hast Du gewußt, dass Feigen zur Familie der Maulbeergewächse gehören? Und dass es um die 150 unterschiedliche Feigenarten gibt? Im Cilento findet man neben den üblichen schwarz-lila Feigen auch eine helle Sorte, die weiße Feige, die eigentlich hellgrün ist. Diese sogenannte weiße Sorte hat dem Dörfchen Prignano Cilento zu einem gewissen Ruf verholfen. Hier im Cilento kennt man Prignano nämlich als das Dorf der weißen Feigen. Und hier befindet sich eine kleine Feigenmanufaktur der Familienbetrieb Santomiele.

besichtigung santomiele il fico cilento feigen cilento

Besichtigung weisse feigen cilento

Antonio Longo ist eigentlich Geologe und Chef von Santomiele. An vielen Stellen der kleinen Manufaktur kommt seine Liebe zu den Steinen zum Vorschein. Mit dem Feigenanbau hat eigentlich schon sein Opa begonnen, aber Antonio hat mit seinen neuen, kreativen Ideen die alten heimatlichen Traditionen auf ein neues Feigen-Niveau gebracht. Feigen gibt es hier in der Gegend schon ewig.

Vermutlich brachten die Sarazenen die süßen Früchte aus der Türkei bis an diese Küste. Als die Menschen sich vor den räuberischen Überfällen der Piraten in die Berge zurückzogen, stellte sich bald heraus, dass die Feigen auf den kargen Böden besonders gut gedeihen. Die Früchte die hier wachsen, sind kleiner aber auch feiner und süßer als ihre Verwandten in Kleinasien.

weisse feigen cilento

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Aus diesen Feigen macht Antonio nun immer neue Delikatessen. Die Früchte werden nicht nur geschält und getrocknet, sondern in immer neuen Variationen zu Marmelade, Sirup, Keksen oder Mousse verarbeitet.

Auf einer großen Terrasse stehen mehrere mit Glas bedeckte Tische, auf denen die Feigen fein säuberlich aufgereiht in der Sonne trocknen. Mehrmals am Tag werden die Früchte von Hand (!) gedreht, bis sie schließlich einen Großteil der Flüssigkeit verloren haben. Um nur 1 kg weiße geschälte Feigen zu erhalten, müssen rund 40 kg frische Feigen verarbeitet werden. Der eigene Anbau reicht dafür längst nicht mehr aus, daher kauft die kleine Manufaktur auch Feigen von den benachbarten Kleinbauern dazu.

weisse feigen cilento

Alle Feigen werden völlig ohne chemische Zusätze sterilisiert und verarbeitet. Statt Schwefel kommen hier Salzwasser und Zitronensaft zum Einsatz. Bei einer Führung durch die Anlage erfahren wir, wie genau das alles funktioniert. Michi ist natürlich von dem ganzen technischen Prozedere begeistert, während ich versuche aus all den leckeren Düften, die meine Nase erreichen, die Gewürze und Zutaten zu erraten, die hier gerade verarbeitet werden.

weisse feigen cilento
süsses aus weisse feigen cilento
santomiele weisse feigen cilento

Zwei Damen sind gerade dabei, Spieße mit getrockneten Feigen zu machen, zwei andere Mitarbeiterinnen verpacken knuspriges Konfekt aus Mandeln, Feigen und Honig. An der Wand hinter ihnen stehen Verpackungsmaterialien so schön aufgereiht, dass jedes Bastlerherz höher schlagen muss. Die leckeren Süßigkeiten werden auch noch richtig liebevoll verpackt. Wie süß!

Natürlich dürfen wir nicht gehen, ehe wir nicht ein paar der Produkte gekostet haben. Und so schlemmen wir uns durch regionale Käsespezialitäten mit unterschiedlichen Feigenmarmeladen, weiße Feigen im Schinkenmantel, Feigensirup und diverse Süßigkeiten.

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sirup weisse feigen cilento
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Infos zum Cilento

Nach 20 Jahren kennen Petra und Marko hier viele spannende Leute und haben die besten Adressen parat. Sie lieben diese Gegend und möchten ihren Gästen zeigen, was die besondere Kultur der Menschen des Cilento ausmacht. Es ist ihnen wichtig, dass Einheimische und Besucher zusammenfinden. Im Grunde ist ihr Konzept das perfekte Beispiel für nachhaltigen Tourismus, nur dass sie lange bevor dieser Begriff in aller Munde war, schon so gearbeitet haben. Wir haben jedenfalls dank ihrer Tipps und Vorschläge  einen wunderbaren Einblick in das Leben im Cilento genossen und werden ganz sicher noch mal wiederkommen. Unsere Ferienwohnung und noch andere Häuser und Unterkünfte findest Du hier www.azzurro-reisen.de

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Wir haben uns beide wirklich total wohl gefühlt bei Petra und Marko, in diesem kleinen Fleckchen Italien, dass zwar touristisch erschlossen, aber zum Glück noch nicht von den Massen der Reisenden entdeckt zu sein scheint. Michi grinst immer noch glücklich verzaubert und guckt sich unsere Fotos an. Und weil ich schon ein bisschen gelernt habe, es langsamer angehen zu lassen, ist an dieser Stelle erst einmal Schluss. Von den anderen Ausflügen erzähle ich Dir dann in den nächsten Tagen.

Hinweis: Während unseres Aufenthalts im Cilento waren wir in der Ferienwohnung eingeladen. Natürlich ist die hier dargestellte Meinung wie immer meine eigene.