Zum Glück hat das mit dem Mietwagen am Ende doch noch geklappt. Zwei Tage vor unserem Abflug nach Mallorca hat nämlich der erste Anbieter, bei dem wir ein Auto reserviert hatten, unsere Buchung einfach storniert – ohne Begründung. Es war gar nicht so leicht, auf den letzten Drücker noch Ersatz zu finden. Aber in allerletzter Minute hat es dann doch noch geklappt. Am Flughafen von Palma steigen wir also in unser frisch gemietetes Vehikel und düsen Richtung Hauptstadt nach Palma.

Gleich vorweg: Dieser Artikel ist eher „fotolastig“ – hol schon mal das Knabberzeug!

Palma de Mallorca

Schon von der Straße aus kann ich die Kathedrale sehen! Riesengroß und sehr imposant thront sie da. Wenn sie heutzutage die Stadt schon so beeindruckend überragt, wie mächtig muss sie dann erst vor hundert Jahren auf die Leute gewirkt haben? Wir parken irgendwo im Zentrum und schlendern los. Es ist zwar erst Mai, aber die Touristen tummeln sich schon jetzt in erstaunlich großer Zahl.

palma de mallorca bier und tapas

palma de mallorca cafe bar

In einer kleinen Gasse entdecken wir ein nettes Café. Pause. Zeit, um ein kleines Bierchen zu trinken. Es ist mein allererstes Mal auf Mallorca. Lange hatte ich einen Bogen um die Insel gemacht. Irgendwie war mir nicht so wohl bei dem Gedanken als millionster deutscher Tourist auf der Baleareninsel einzufallen. Wer mich kennt, weiß, dass jede Art von Partytourismus so wirklich gar nicht mein Ding ist. Schließlich haben mich aber diverse Freunde, die von Mallorca stets nur in den höchsten Tönen schwärmen, überzeugt, es doch wenigstens einmal zu probieren. Gut. Ich gebe Mallorca eine Chance und bin hier. Genau genommen zweifele ich gar nicht daran, dass diese Insel schön sein kann. Ich habe eigentlich viel mehr Angst, dem Massenansturm deutscher Besucher nicht entkommen zu können. Ehrlich gesagt ist es mir richtig peinlich, wenn ich sofort als Touri erkannt, auf Deutsch angesprochen werde und mir eine Bratwurst oder Sangria angeboten wird. Wir werden sehen.

catedral la seu palma de mallorca
Kathedrale Palma de Mallorca la Seu

Da wir die Kathedrale La Seu ja schon von der Straße aus gesehen haben, machen wir uns auf den Weg zu diesem die Altstadt prägenden Gebäude. Die Aussicht über den Hafen ist wunderschön, als wir die Kirche von außen umrunden. La Seu ist überdimensioniert groß und wirklich beeindruckend. Alles in allem bauten die Mallorquiner vom Mittelalter bis Anfang des letzten Jahrhunderts an diesem pompösen Gotteshaus. Vor fast genau hundert Jahren hat dann sogar Antoní Gaudi hier noch die eine oder andere Veränderung an der Kathedrale vorgenommen. Aber wir wollen einfach nur bummeln und den Sonnenschein genießen. Also gehen wir nicht in die Kirche hinein, sondern folgen einer der vielen Kutschen, die durch die engen Gassen der Altstadt fahren  und bewegen uns wieder Richtung Zentrum.

casa modernista palma de mallorca

modernismus Mallorca

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Ein total schönes Gebäude, die Can Fortez Rey, erinnert mich sofort an Barcelona. Das eindeutig modernistische Bauwerk ist allerdings von keinem der berühmten Architekten entworfen. Ich muss im Reiseführer nachsehen und finde heraus, dass ein gewisser Lluís Forteza Rey, Goldschmied und Bewunderer des Modernismus, das Haus entworfen hat. Nie gehört. Besonders charmant finde ich aber die eingebauten Lettern über einem der Fenster, die darauf hinweisen, dass sich hier eine Zahnarztpraxis befindet (oder befand), und das „Gesicht“ unter eben diesem Fenster! Ob das Absicht war?

Im Gegensatz zu den Straßenkünstlern auf den Ramblas, die sich seit Jahren keine neuen Kostüme mehr ausgedacht haben, finde ich die Figuren in Palma erfrischend originell. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich sie einfach noch nicht kenne. Michi unterhält sich kurz mit einem netten Baum, der übrigens aus England stammt.

Baum Mallorca

Insgesamt ist die Altstadt in Mallorca für Leute mit einer Gehbehinderung eher nicht zu empfehlen. Zu viele Menschen schieben sich durch die engen Gassen und machen das Vorwärtskommen nicht unbedingt leichter. Die meisten Touristen achten nicht einmal auf andere Passanten und bleiben immer wieder ganz plötzlich, mitten auf dem Weg, stehen. Für uns wird es ein regelrechter Hindernislauf. Besonders schlimm sind Grüppchen älterer Leute, die scheinbar keine Rücksicht auf niemanden mehr nehmen müssen. Da wir ja nur ein kurzes Wochenende auf Mallorca sind, beschließen wir Palma hinter uns zu lassen und in den hoffentlich ruhigeren Norden zu fahren.

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kleiner Laden Altstadt palma de mallorca

plaza altstadt mallorca

plaza mayor palma de mallorca

Alcúdia

Gegen Mittag kommen wir in Alcúdia an und fahren gleich Richtung Hafen. Außer uns lassen sich da heute keine anderen Touristen blicken. Perfekt! In einer kleinen Bar essen wir sehr leckere Tapas: Es gibt „Russischen Salat“, irgendetwas mit Hühnchen und Tortilla. Noch nie habe ich eine so große Tortilla gesehen! „Aus 24 Eiern“, erklärt uns die Kellnerin. Meine Güte! Aber sie schmeckt richtig gut. Praktischerweise spricht unsere Bedienung Katalanisch und wir halten ein nettes Schwätzchen. Ich fühle mich hier schon fast wie zu Hause :-).

Boote im Hafen Alcudia Mallorca

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tortilla alcudia tapas Mallorca

Ein Spaziergang durch das mittelalterliche Alcúdia kommt heute wohl nicht mehr infrage. Das Hin und Her in Palma hat Michi ziemlich viel Kraft gekostet und er hat sich jetzt schon total verausgabt. Für den ersten Tag haben wir ja auch genug gesehen und fahren lieber in unser Hotel, zum Duschen, Hinlegen und Relaxen. Schließlich wollen wir ja ein ruhiges, entspanntes Wochenende verbringen und müssen kein Programm abklappern. Dafür würden zwei Tage sowieso nicht ausreichen.

Mallorca mittelalterlich Alcudia

nackter Geiger Alcudia Mallorca

dorf Mallorca

mallorca windmühlen

Mühle Mallorca

Der Osten Mallorcas

Am nächsten Morgen, frisch ausgeruht und gut gelaunt, fahren wir ans Meer. Ses Covetes liegt ungefähr an der südlichsten Spitze Mallorcas. Es ist ziemlich windig, aber wohl nicht so windig wie ein paar Kilometer weiter – sagt uns jedenfalls der Kellner im Xiringuito. Irgendwo ganz in der Nähe befindet sich anscheinend ein Surferparadies. Wir nehmen also lieber die entgegengesetzte Richtung und suchen die Salinas. Nach einer Weile finden wir den richtigen Weg.

ses covetes strand mallorca strand mallorca

Riesige Salzberge ragen in die Luft. Von Weitem sehen sie aus wie Schnee – mitten im grellen Sonnenschein. An der Fabrik gibt es einen kleinen Laden, in dem man das hier hergestellte Salz, hübsch verpackt, kaufen kann. Es ist aber richtig teuer, also verzichten wir darauf und fahren lieber auf der kleinen Straße um die Salzbecken herum. Vögel piepsen und flattern überall. Die Landschaft sieht fast genau so aus, wie im Naturpark Aiguamolls, an der Costa Brava. Nur, dass hier keine Störche unterwegs sind. Aber echt hübsch.

salinas mallorca

landschaft um die salinas mallorca

Wochenmarkt in Campos

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Montdragó

Bei Anita (www.travelita.ch) habe ich viele wunderschöne Fotos von der felsigen Ostküste gesehen. Da will ich auch unbedingt hin. Wir machen uns also auf den Weg nach Montdragó.

montdrago mallorca

Montdragó heißt auf Deutsch eigentlich Drachenberg, wenn ich das richtig übersetze, und ist ein kleiner Naturpark. Wir müssen daher ein ganzes Stück vor dem Strand das Auto auf einem (kostenpflichtigen!) Parkplatz stehen lassen und zu Fuß weiter gehen. In der kleinen Bucht angekommen, tummeln sich die Massen auf wenigen Metern Sand. Aber rechts und links gehen kleine Wege an der Küste entlang. Wir spazieren auf dem Trampelpfad weiter, bis wir an ein nettes, stilles Felsplateau kommen. Außer einer Möwe und uns ist hier niemand. Schön!

Wären wir gehtechnisch mobiler, könnten wir hier bestimmt noch eine ganze Ecke weitergehen und vielleicht auch nette, total einsame Buchten entdecken. Es sieht jedenfalls so aus. Aber hier ist es still und die Aussicht ist wunderschön. Eine ganze Weile sitzen wir einfach nur und genießen den Blick aufs Meer. Bis ein Idiot mit einem Schlauchboot unten vorbei düst und den Motor dabei aufheulen lässt, als wäre es ein Motorrad. Ob sich irgendwelche Mädchen davon beeindrucken lassen? Ich kann mir das kaum vorstellen. Vielleicht werde ich auch einfach zu alt für so einen Quatsch. Wir verkrümeln uns und fahren weiter nach Portocolom, einem kleinen Fischerdorf.

blaues meer montdrago mallorca

Michi Montdrago Mallorca

Portocolom

Im Osten Mallorcas gibt es keine eigentliche Küstenstraße. Um von einer Bucht zur nächsten zu gelangen, muss man erst wieder ins Hinterland fahren und dann die nächste Abzweigung in die nächste Bucht nehmen. Wahrscheinlich ist die Küste selbst viel zu felsig, um hier eine Straße direkt am Wasser entlang bauen zu können.

In Portocolom finde ich dann endlich wieder ein paar Boote. Ich liebe Boote und hier gibt es richtig viele davon. Der Schatz und ich sind uns ziemlich schnell einig: Wenn wir das nächste Mal nach Mallorca kommen, dann werden wir uns hier in Portocolom einquartieren und das kleine Örtchen näher unter die Lupe nehmen. Es ist wirklich hübsch und hat noch ein wenig was, von dem, was früher einmal den Charme Mallorcas ausgemacht haben muss.

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Irgendwo habe ich gelesen, dass die Einwohner von Portocolom davon ausgehen, dass der berühmte Christoph Kolumbus aus ihrem Dörfchen stammt; daher auch der Name Portocolom = Hafen des Colom.

Unser Fazit: Ein kurzes Wochenende reicht natürlich hinten und vorne nicht, um eine Insel wie Mallorca zu erkunden. Es gibt wirklich viele, schöne Ecken, für die es sich lohnt hierher zu kommen. Aber unser Plan war es, ein entspanntes Wochenende zu zweit zu verbringen, und das ist vollends gelungen.

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