Abends in Athen unterwegs. Endlich hatte ich es geschafft, nach Griechenland zu fliegen und prompt goss es wie aus Kübeln. Ein ganzer Stadtteil stand unter Wasser! Im letzten Jahr hatte ich auf meinen Reisen echt Pech mit dem Wetter. Egal wo ich hinkam, fast immer regnete es. In Oslo habe ich mir allerdings merkwürdigerweise einen Sonnenbrand geholt, dafür dann aber in Athen einen Schnupfen eingefangen.

abends in athen

Genau an dem Tag, an dem es am schlimmsten regnete, war ich mit Evi und Tom, die mich so lieb für ein paar Tage bei sich aufgenommen hatten, zu einem Kneipenbummel in Athen verabredet. Die Namen der ganzen Bars habe ich mir leider nicht gemerkt. Die erste Kneipe lag auf jeden Fall in der Nähe des Megaron Konferenzzentrums und auf der Theke thronte ein Pferdekopf.

Während ich mit Evi und Anna darauf wartete, dass weitere Freunde eintrudeln, habe ich mein erstes griechisches Bier probiert. Sehr lecker. Nach einer Weile traf einer der Freunde von Evi und Tom ein, der aus dem Stadtteil kommt, in dem es besonders viel geregnet hatte. Ungläubig starrten wir alle auf die Fotos von den überschwemmten Straßen, die er uns auf seinem Handy zeigte. Er hatte wegen des Wassers eine Stunde länger als sonst gebraucht, um bis ins Zentrum zu kommen.

Kneipe abends in athen

Sobald auch Demi und noch eine andere Evi eingetroffen waren, zogen wir weiter. In der nächsten Bar entdeckte ich auf der Karte ein paar merkwürdige Dinge. Neben den üblichen Angeboten an Bier, Wein und Kaffee, gab es ein paar Einträge nur in griechischer Schrift. Evi und Amaryllis versuchten mir diese Spezialitäten zu erklären. Eines dieser Getränke war eine Art Wasser mit Baumharzgeschmack. Die Beschreibung klang interessant. Entweder du liebst es, oder du hasst es – meinte Evi trocken. Das muste ich natürlich bestellen.

Serviert wurde mir dann eine kleine Flasche und ein Glas mit Eiswürfeln und einer aufgerollten Scheibe Salatgurke. Hmpf. Nach dem ersten Schluck musste ich zugeben, dass das Zeug doch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Es schmeckt halt nach Gurke. Evi schlug vor, doch mal einen Schluck direkt aus der Flasche zu nehmen. Hab ich gemacht. Schmeckte allerdings immer noch nach Gurke, nur einen Tick harziger und nach Dill. Mein nächstes Getränk war dann doch Weißwein.

getraenk abends in athen

Während meines kulinarischen Experiments trudelten langsam immer mehr Freunde ein. Angeregt unterhielten sich alle auf Griechisch mit englischen Einwürfen, damit ich auch mitkriegte, um was es ging. Nikolas, einer der Neuankömmlinge, saß direkt neben mir. Das war sehr praktisch, da er wie ich ein Sprachenfreak ist. Schnell tauchten wir in unser Lieblingsthema ein. Praktischerweise spricht Nikolas nicht nur Englisch, sondern auch ein wenig Deutsch. Zur Zeit lernt er gerade Arabisch. Als Nächstes steht dann noch Japanisch auf seiner Liste. Sehr cool. Lange unterhielten wir uns in einem Mix aus Englisch und Deutsch über Minderheitensprachen und die Rolle der Sprache für die Entwicklung einer kulturellen Identität. Beide könnten wir heulen, bei dem Gedanken an die Tatsache, dass so viele Sprachen zum Aussterben verurteilt sind. Während wir noch total in unser Gespräch vertieft waren, kam plötzlich Bewegung in die Runde. Aufbruch.

Nun ging es aber nicht in die nächste Bar, sondern in ein Restaurant zum Abendessen. Und ich dachte immer, die Spanier essen spät. Von wegen! Die Griechen essen sogar noch später, manchmal sogar zwischen elf und zwölf Uhr abends! Aber gut. Schnell verteilten wir uns auf ein paar Autos. Keine Ahnung, in welchem Stadtteil wir gelandet sind, aber es war sehr hügelig. Der Laden hieß Konservendose, oder so. Auf jeden Fall standen Konservendosen auf dem Tisch, die wie in vielen anderen Bars und Restaurants als heimliche Aschenbecher dienen.

Das Rauch in „Gaststätten“ ist in Griechenland offiziell verboten, praktisch hält sich da aber niemand dran. Nur richtige Aschenbecher gibt es halt nirgends. Stattdessen stellt man kleine Salatschälchen oder Dosen oder irgendeine andere Art Gefäß für die Raucher auf den Tisch. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie unwohl mit einer Zigarette in der Hand und ging zum Rauchen lieber vor der Tür. Die Macht der Gewohnheit eben.

Rauchverbot Abends Athen

Demi und eine der beiden Evis bestellten für uns alle. Die Kellnerin brachte verschiedene kleine Teller mit unterschiedlichen Leckereien: Gemüse, Fleisch, Salat, Käse, von allem etwas. Schnell füllte sich der Tisch. Die Schüsseln und Teller wurden hin- und hergereicht. Alles war unglaublich lecker, alles war frisch und mit vielen Gewürzen und Kräutern zubereitet. Am besten hat mir ein Käsedip geschmeckt, eine Spezialität des Hauses. Die Basis war Schafskäse -was sonst- aber es schmeckte auch nach Oliven, Rote Beete und Walnüssen, köstlich.

Als alle satt waren, wurde es lustig. Wir spielten eine Runde Filme raten. Das geht so: Der Reihe nach denkt sich jeder einen Filmtitel aus und muss ihn pantomisch darstellen. Die anderen raten dann wie wild. Das war aber doch zu viel für mich. Wenn es wenigstens englische Untertitel gegeben hätte! Irgendwann lagen wir alle vor Lachen unter dem Tisch. Ein wundervoller Abend mit wundervollen Menschen. Da war das schlechte Wetter so was von egal.

restaurant athen