Eigentlich war Óbidos gar nicht auf meiner Route eingeplant. Aber auf dem Weg von Nazaré nach Peniche kommen wir so nah daran vorbei, dass José und Ana, mit denen ich in Portugal ein paar Tage unterwegs bin, spontan beschließen, einen kleinen Abstecher zu machen, um mir diese kleine Stadt zu zeigen.

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Rund um das alte Schloss soll heute eine mittelalterlicher Markt stattfinden. Es ist noch früh und alle sind eifrig dabei, ihre Buden aufzubauen. Also lasse ich mich ganz entspannt einfach treiben. Die Straße führt vorbei an kleinen Häusern vor denen die letzten Blüten an den Sommer erinnern, der sich langsam dem Ende neigt. Rechts und links führen enge Gassen und Treppen zu verschlungenen Wegen. Händler haben vor ihren Geschäften kleine Stände mit Souvenirs oder aufgebaut.

An einem Laden, der Weine und Liköre verkauft, bleiben wir stehen. Ana hat Ginja entdeckt, einen Kirschlikör, das heimliche Nationalgetränk der Portugiesen. In winzigen Bechern aus Schokolade, die nur etwas größer sind als ein Fingerhut, wird hier der Ginja ausgeschenkt. Einen Euro soll das Schlückchen kosten. Ich kaufe zwei, einen für Ana und einen für mich. Diesen süßen Trunk, der immerhin an bis zu 20% Alkohol enthalten kann, genehmigen sich die Portugiesen auch einfach mal so, schon tagsüber. Schmeckt sehr lecker! Irgendwie hat diese Kombination aus Schokolade und Kirsche etwas von den Mon Cheri, diesen Schnapspralinen, die es in den siebziger Jahren bei Oma zu Weihnachten gab. Aber ich könnte mich glatt dran gewöhnen. Nachdem der Likör in meiner Kehle verschwunden ist, mache ich mich über den Schokoladenbecher her. Wir sind nämlich total ökologisch und haben die unschönen Plastikbecher vermieden. Den Schokobecher esse ich einfach auf und produziere keinen Müll.

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Etwas weiter die Straße entlang hat Ana einen besonderen Laden entdeckt, den sie mir unbedingt noch zeigen will. Sie weiß, dass ich ein Büchernarr bin und führt mich in ein Geschäft, das zunächst aussieht wie ein Bio-Supermarkt. Verschiedene Gemüse- und Obstsorten stehen in Kisten fein säuberlich aufgereiht. Aber an den Wänden wachsen unendliche Regale voller Bücher bis an die Decke. Ich staune! Die Regale bestehen aus einfachen Apfelsinenkisten. Mitten im Raum verteilen sich weiße futuristisch wirkende Sessel. Zwischen den Klassikern der portugiesischen Literatur steht ein Kürbis. Eine Apfelsinenkiste ist mit Büchern in deutscher Sprache gefüllt, daneben reihen sichin einer anderen Kiste Flaschen mit Olivenöl wie Zinnsoldaten brav aneinander.

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Irgendwann sind wir dann am Ende der kleinen Hauptstraße angekommen. Über eine Treppe klettere ich hinauf, ganz nach oben auf die Stadtmauer, um einen Blick über die Dächer von Óbidos zu werfen. Blaue, gelbe und rote Farbkleckse schimmern aus dem weißen Häusergewirr unter mir.

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An der blau gekachelten Stadtpforte Porta de la Vila erklärt ein Reiseführer gerade einer Besuchergruppe die Geschichte von Óbidos. Ich bleibe kurz stehen und lausche total unauffällig seinen Erklärungen. So erfahre ich, dass Óbidos auch die Stadt der Königinnen genannt wird, weil es unter den portugiesischen Königen offenbar eine Art Tradition war, diese Stadt ihrer Braut zur Hochzeit schenkten!

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Direkt hinter dem schönen Portal erhebt sich eine Kirche, die allerdings längst in eine Bibliothek umgewandelt worden ist. Zu gern würde ich da noch reingehen, aber José wartet bereits an dem alten Viadukt auf uns. Was mich in der Kirche erwartet hätte, kannst Du bei Elke von Meerblog lesen: Mit Brot und Buch 

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Infos zu Óbidos

Óbidos wird auch die Stadt der Königinnen, Vila das Rainhas, genannt. Dieser Name geht zurück auf König Alfons II, den ersten portugiesischen König, der Óbidos seiner Frau zur Hochzeit schenkte. Dieses besondere Präsent kam offensichtlich derart gut an, dass nach ihm viele Könige seine Idee übernahmen und Óbidos einfach an ihre jeweiligen Königinnen „verschenkten“. Obwohl die kleine Stadt wirklich wunderschön ist, finde ich es doch immer wieder erstaunlich wie einfallslos manche Männer sein können …

Ginja oder Ginjinha ist nicht nur in Óbidos ein beliebtes Getränk. Ursprünglich kommt der Kirschlikör aus Lissabon.

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Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Bloggerreise, zu der ich von Centro Portugal eingeladen wurde.