In einem kleinen unscheinbaren Dorf, weitab vom Glamour der großen weiten Welt liegt Púbol. Ein ganz besonderer Platz für Salvador Dalí und seine Frau Gala. 1968 schenkte der weltberühmte Surrealist seiner Muse und Ehefrau endlich das lang versprochene Schloss. Oft genug hatte sie ihn daran erinnern müssen.
Das alte Schlösschen war in einem ziemlich heruntergekommen Zustand, sodass Dalí nicht nur die Innenräume gestaltete, sondern es komplett renovieren und umbauen ließ. Das ganze Schloss ist genau genommen ein Werk des Künstlers. Doch Salvador Dalí war nur Gast in Púbol. Bevor er seine Frau auf dem Schloss besuchen durfte, musste er vorher schriftlich um Erlaubnis bitten. Púbol war ein Rückzugsort für Gala. Besonders in den Sommermonaten tauschte sie die gemeinsame Wohnung in Portlligat gern gegen ihr Schlösschen ein. In Púbol soll sie auch ihre jugendlichen Liebhaber empfangen haben.
Die in Russland geborene Gala war wesentlich älter und bereits verheiratet, als sie Dalí 1929 in Paris kennenlernte. Der junge Katalane war in die französische Hauptstadt gekommen, um dort seinen Film „Un chien andalou“, den er zusammen mit Luis Buñuel produziert hatte, vorzustellen. Gala, die eigentlich Elena Diakonoff Deanli hieß, bewegte sich in dieser Zeit in der Pariser Intellektuellen- und Künstlerszene. Sie verließ ihren Mann Paul Eluard und ihre einzige Tochter, um fortan mit Salvador Dalí zusammenzuleben. Gala managte sein Leben und seine Kunst, lenkte und förderte ihn. Sie war die treibende Kraft hinter dem Surrealisten und hatte großen Einfluss auf sein Werk. Dalí war zwar ein genialer Künstler, aber für einfache, alltägliche Dinge oft komplett untauglich. Es war schon eine sehr spezielle Art von Liebe, die das ungleiche Paar verband.
Dalí hatte zeit seines Lebens Angst vor Sex und fürchtete, dabei zu sterben. Dieses Trauma geht auf die fragwürdige Einstellung des Vaters zu Anstand und Moral zurück, der den kleinen Salvador mit abstoßenden Fotos und Büchern über Geschlechtskrankheiten zu erziehen versuchte.
Diese tief sitzende Angst und gleichzeitige Faszination vor allem Sexuellen kommt in vielen seiner Bilder zum Ausdruck, wie „Der große Masturbator“ oder „das Schreckgespenst des Sex Appeals“. Dalí, bekennender Voyeur, hielt die bizarren Felsformationen seiner heimatlichen Umgebung am Cap de Creus auf der Leinwand als bedrohliche Monster fest. Auch die monsterartigen Elefanten mit den langen Insektenbeinen im Garten Púbols sind Ausdruck seiner Ängste.
Als Gala 1982 starb, wurde sie vermutlich bereits tot in dem Cadillac, der jetzt im Garten von Púbol steht, hierher gefahren. Erst als sie ihr Leichnam in Púbol angekommen war, gab man ihren Tod bekannt. Dort ruht sie im Keller des Schlosses, in einem Grabmal, das Dalí anfertigen liess.
Datsun im Garten – der Cadillac steht in der Garage
Dalí war zeitlebens überzeugter Monarchist und Anhänger des spanischen Königs. Nach Galas Tod lebte Dalí in Púbol und ließ sich 1982 von Juan Carlos I. den extra geschaffenen Adelstitel Marques de Púbol verleihen.
Doch 1984 löste eine Glühbirne einen Brand in Púbol aus. Teile des Schlosses brannten ab und der mittlerweile 80 Jahre alte Salvador Dalí erlitt schwere Verbrennungen. Gegen seinen Willen musste er Púbol nun verlassen und schließlich doch nach Figueres ziehen. Bis zu seinem Tod 1989 lebte er in seinem Museum, in dem er auch begraben wurde.
Infos Púbol:
Seit 1996 ist das Schloss in Púbol als Museum für Besucher zugänglich. Geöffnet von März bis Dezember
Eintritt für Erwachsene 8 Euro.
Selbst im Hochsommer ist hier nicht so viel los wie in Figueres oder Portlligat, den beiden anderen Museen Salvador Dalís.
Das Dorf ist so klein, dass es gar keine richtige Adresse gibt: Castell de Púbol, s/n, 17120 Púbol.
GPS Koordinaten: 42.014855, 2.983223