Es ist Anfang Dezember. Ich bin gerade von einer Reise zurück in Barcelona, und habe jetzt so richtig Lust auf Weihnachten – und auf heiße Schokolade. Also mache ich mich zusammen mit meiner Tochter auf den Weg zum Weihnachtsmarkt. Leider ist der Weihnachtsmarkt hier in Barcelona aber nicht so der Bringer. Jedenfalls nicht schokoladentechnisch.
Vor der Kathedrale sind die Stände der Fira de Santa Llucia aufgebaut. Jede Menge Caganers und andere Krippenfiguren dominieren eindeutig die mit Tannenzweigen aus Plastik geschmückten Auslagen. Der ganze Markt besteht praktisch aus nackigen Popos, mit kleinen braunen Häuflein. Ein paar Marias und Josefs gibt es auch. Und viele andere Zutaten für eine anständige Krippe, wie sie hier in jedem Haushalt – traditionellerweise statt des Weihnachtsbaums – aufgebaut wird. Hirten, Schafe, Kühe, Esel, Palmen, Häuser, traditionelle Handwerker, Brunnen und sogar Flüsse gibt es zu kaufen.
Aber nirgends finden wir etwas zum Naschen. Kein Glühwein, keine Lebkuchen und keine Schokolade. Dafür scheint die Sonne. An einem der Stände quietschen tanzende Weihnachtsbäume und trommelnde Weihnachtsmänner lustig vor sich hin. Irgendjemand hätte diese kleinen Krachmacher wenigstens synchronisieren können. So richtig weihnachtliche Stimmung will einfach nicht aufkommen.
Da wir in Naschlaune sind, machen wir uns auf den Weg, um irgendwo anders in der Stadt an unsere Ration Schokolade zu kommen. Während wir so bummeln entdecke ich unterwegs kleine Weihnachtsbäumchen. Einer ist aus gebrauchten Flaschenkorken gebastelt. Da hat einer aber viele Flaschen leeren müssen. „Das kriegst du auch hin Mama“, meint mein Töchterchen ganz trocken. Ein anderer Baum ist klassisch grün und aus Plastik, aber dafür mit vielen Wunschzetteln behängt. Das habe ich hier schon öfter gesehen. Die Leute heften gern bunte Zettel mit ihren Wünschen an die Bäume. Nicht nur zu Weihnachten. Es sind gar keine Geschenkwünsche, wie man vielleicht denken könnte, sondern eher Wünsche nach Weltfrieden, gegen Abrüstung, für mehr Toleranz und Liebe unter den Menschen. Nötig haben wir das ja leider schon.
Vorweihnachtliche Suche nach Schokolade:
Lina hat die Idee, dem Schokoladenmuseum einen Besuch abzustatten. Das kenne ich aber schon. Eigentlich finde ich es auch ganz nett. Die heiße Schokolade dort ist zwar sehr lecker, aber das Museum selbst besteht im Grunde genommen aus einer Ausstellung kunstvoller Schokoladenfiguren der Konditoren. Mein Vorschlag in die Granja Viader zu gehen, wird von Lina verworfen. „Da waren wir schon so oft.“ Und außerdem ist das schöne, alte Café in der Mittagszeit gar nicht geöffnet. Dann vielleicht in die Caféteria unten in der Casa Amatller ? Aber da waren wir auch erst vor Kurzem.
Etwas ziellos bummeln wir also durch das Barrio Gotico, immer noch auf der Suche nach leckerer Schoki. Im Call, dem historischen jüdischen Viertel Barcelonas, stehen wir dann vor dem Caelum, einem wunderschönen Café. Im Keller sollen noch Reste der jüdischen Bäder zu sehen sein, aber die sind wohl erst abends zugänglich. Jetzt gerade ist nur „Cafébetrieb“ wie uns die Kellnerin erklärt und unten sei geschlossen. Immerhin sehen die Torten sehr, sehr lecker aus! Da wir aber eigentlich Schokolade wollen, trinken wir nur einen Espresso und ziehen weiter, kreuz und quer durch die Altstadt.
Caelum, Caféteria in Barcelona
Auch die traditionelle Bäckerei Escribà an den Ramblas lassen wir links liegen. Eine Tasse Schokolade soll hier fünf Euro kosten, das ist mir doch etwas zu teuer. Wahrscheinlich kriegt man für das Geld dann einen riesigen Becher heißer Schokolade, vermute ich wenigstens.
Im Carrer Petrixol hat unsere Suche dann ein Ende. In dieser engen, kleinen Gasse liegt nicht nur ein Xocoa, in dem man sich mit kalorienhaltigen Süßwaren eindecken kann, sondern auch zwei der alteingesessenen Churrerias Barcelonas. Das Dulcinea hat noch zu. Da gehen erst punkt fünf Uhr die Rollläden wieder hoch. Der andere Churro Klassiker in Barcelona ist die Granja La Pallaresa. Die machen schon um sechzehn Uhr auf. Natürlich wird auch hier die heilige Mittagspause strikt eingehalten. Als wir um halb fünf den Laden betreten, ist der schon rappelvoll mit katalanischen Omis. Die schlürfen hier gemütlich ihr Tässchen heiße Schokolade. Ich muss an Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“ denken. Lina reißt den Altersdurchschnitt rapide nach unten. Aber wenn in der Altstadt irgend etwas typisch katalanisch ist, dann ist es wohl das hier.
heiße Schokolade mit Churros in der Granja Pallaresa
Selbstverständlich tanzen wir nicht aus der Reihe und ich bestelle ebenfalls eine heiße Tasse Schokolade. Statt mit Melindros, den weichen Biskuitteilchen, wie ich sie in Cardedeu am liebsten löffle, nehme ich heute Churros dazu. Die sind leider schon etwas kalt, dafür schmeckt die Schokolade prima. Nicht so süß, für mich genau richtig.
heiße Schokolade mit Melindros in der Granja Melindro (Cardedeu)
Nützliche Tipps (für alle, die Schokolade lieben):
Pasteleria Escribà
Rambla de les Flors 83
Barcelona
Website: www.escriba.es
Granja La Pallaresa
Calle Petritxol, 11
08002 Barcelona
Xocoa
C/ Petritxol
08002 Barcelona
Caelum
Carrer de la Palla, 8
08002 Barcelona
Schokoladenmuseum
MX – Museu de la Xocolata
Carrer Comerç 36
08003 Barcelona
www.museuxocolata.cat
Granja Viader
Carrer d’En Xuclá 4 – 6
Barcelona
www.granjaviader.cat
Café im Erdgeschoss der
Casa Amatller
Passeig de Gracia 41
Barcelona
Jetzt hast Du mir Lust auf heisse Schokolade gemacht ! Ich hab aber welche zu Hause, da geh ich jetzt gleich in die Küche. Liebe Grüsse, Martina