Lange habe ich überlegt, Akropolis oder nicht? Wollte ich mich wirklich in die Masse der Athen-Touristen einreihen, die über den griechischen Tempelberg wandern? Andererseits liebe ich aber Geschichten und Legenden und würde es sicher ewig bereuen, diese griechischen Tempel nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben. Meinen letzten Tag in Griechenland verbrachte ich also damit, die berühmteste Sehenswürdigkeit Athens zu besichtigen.
Relativ früh am Morgen beginne ich meinen kleinen Aufstieg an der Südseite der Akropolis. Am Eingang des Dionysos Theaters gibt es zum Glück keine Schlange. Von dem Theater sind noch ein paar steinerne Sitzreihen übrig. Die erste Version soll aus Holz gewesen sein, später wurde es dann aus Stein und Marmor noch einmal neu gebaut. Ein antikes Update sozusagen. Hier auf den Stufen saßen sie also früher, an die 17.000 Griechen, und sahen sich Theaterstücke von Sophokles, Euripides und Aristophanes an.
Nur ein paar Schritte weiter entdecke ich gleich wieder steinerne Sitzreihen. Noch ein Theater? Das ist das Odeion des Herodes Attikus verrät mir mein kleiner Reiseratgeber. Ich lese, dass dieses Theater eigentlich gar nicht griechisch ist, sondern von dem römischen Herrscher Herodes Attikus zum Gedenken an seine Frau Regilla gebaut wurde. Auch gut.
Dann komme ich zum eigentlichen Eingang der Akropolis, den heute noch sehr pompös wirkenden Propyläen. Früher hatte diese Eingangshalle auch mal ein Dach. Die Decke soll mit goldenen Sternen auf dunkelblauem Hintergrund bemalt gewesen sein.
Ich erklimme die letzten Stufen zum antiken Allerheiligtum und stehe vor dem Parthenon. Naja genau genommen daneben, den man landet irgendwie an der Länggsseite des Tempels. Dieses größte und wichtigste Gebäude der Akropolis ist natürlich der strahlenden Herrin und Namensgeberin der Stadt Athene gewidmet.
Nach der griechischen Legende heißt die Stadt ja „Athen“, weil die Göttin Athene den Bewohnern ein richtig gutes Geschenk gemacht hatte. Die olympischen Götter hatten nämlich beschlossen, dass die damals neu gegründete Stadt nach demjenigen unter ihnen benannt werden sollte, der den Menschen das wertvollste Geschenk überreichte. Poseidon soll gleich seinen Dreizack in den Fels gerammt haben, aus dem dann eine Quelle Salzwasser sprudelte. Athene, die Göttin der Weisheit, hingegen, pflanzte einen Olivenbaum. Die Menschen der kleinen Siedlung hatten sich schnell entschieden. Der Olivenbaum war wesentlich nützlicher, weil man die Oliven essen konnte, aus ihnen Öl gewann und den Stamm auch noch als Holz für Feuer oder zum Bauen verwenden konnte.
Am schönsten und sicher auch am fotogensten, ist allerdings das Erechtheion. Sechs Damen, die Karyatiden, tragen das Portal des Tempels auf ihrem Kopf. Auch wenn Poseidon den Wettstreit mit Athene um die Schirmherrschaft über die Stadt verloren hatte, huldigten die Athener im nördlichen Teil des Erechteion dem Meeresgott.
Während ich an alte griechische Mythen und Legenden denke, laufe ich an einer Seite des Parthenon entlang zur Vorderfront. Leider ist der Tempel, bzw. das, was noch von ihm übrig ist, in Baugerüste eingehüllt. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich ein wenig enttäuscht. Natürlich weiß ich, dass der Fries des Parthenon und viele der antiken Statuen in Londoner und Berliner Museen stehen, statt hier, auf der Akropolis. Der ganze Rest ist im Akropolis Museum untergebracht. Für die Erhaltung und Bewahrung dieser wertvollen Zeugen der Vergangenheit ist das sicher eine unerlässliche Massnahme, aber für die Stimmung hier oben auf dem Berg ist das schade. Alles wirkt ziemlich leer, wie bei einer Party, zu der man ein paar Stunden zu spät kommt und die Gäste schon gegangen sind. Nur noch spärliche Reste, die eher traurig als pompös wirken. Könnte man nicht wenigsten ein paar Kopien, wie die Karyatiden des Erechteion, aufstellen?
Dennoch versuche ich mir die Bedeutung und Pracht dieser jahrtausendealten Tempel vorzustellen, bis mich eine Katze total ablenkt. Sie sitzt so fotogen auf einem der Felsbrocken, dass ich ganz vorsichtig die Kamera zücke. Gerade als ich abdrücken will, haut sie ab. So ein kleines Biest. Statt der Katze versuche ich also die beeindruckende Aussicht von hier oben im Bild festzuhalten. Ganz Athen liegt dem Berg zu Füssen, es sieht wundervoll aus.
Dann mache ich mich an den Abstieg, dieses Mal versuche ich an der anderen Seite raus zukommen. Dabei schlendere ich durch die Anlage der alten Agora und stehe schließlich vor dem Agora Museum. Gar nicht so einfach, hier wieder herauszufinden. Ich muss erst ein paar Mal die Treppen hoch und runter düsen, rechts und links gehen, aber irgendwann habe ich es geschafft und mische mich unter die Menschen, die langsam die immer noch verschlafen wirkenden Gassen Monastirakis bevölkern.
Im engen Gassengewirr der Altstadt angekommen, mache ich mich auf den Weg zur Hadrians Bibliothek. Die liegt nur ein paar Minuten Fußweg vom Tempelberg entfernt. Das muss eine großartige Bibliothek gewesen sein. Laut meinem spanischen Reiseführer hatte sie einen Innenhof und einen mit Säulen umrandeten Swimming Pool. Im Text steht jedenfalls „piscina“, das heißt Schwimmbad 😉 – war aber wohl vielleicht doch eher ein Atrium!? Es muss auf alle Fälle sehr hübsch gewesen sein. Total schade, dass nur so wenige Mauern die Jahrhunderte überlebt haben. Allein wenn ich mir den Grundriss der Anlage ansehe, kann ich mir schon die in wallende Gewände gekleideten Griechen vorstellen, die mit dem Buch in der Hand durch den Lesesaal wandelten.
Ach, Zeitreisen müsste es geben. Irgendwann später hat irgendjemand die paar Wände, die noch aus der Antike übrig geblieben sind dazu benutzt, um in einer Ecke der ehemaligen Bibliothek eine Kirche zu errichten. Die steht aber auch längst nicht mehr. Am Eingang der Anlage kann man nur noch kirchliche Wandmalereien aus dieser Zeit sehen.
Langsam meldet sich mein Magen zu Wort. Hunger. Wie immer kann ich mich kaum entschließen, etwas essen zu gehen, um bloß keine Zeit zu verlieren und noch möglichst viel von Athen zu sehen. Aber der Hunger ist stärker, und ich steuere das nächstgelegene, nett und nicht so teuer aussehende Restaurant mit WIFI an. Da ich komplett außerhalb der normalen Essenszeiten unterwegs bin, ist es schön leer. Das Essen in Griechenland hat mich übrigens total positiv überrascht. Egal wo ich gegessen habe, es war köstlich! Leider bin ich heute aber in einem Burger Laden gelandet und muss die vielen Spezialitäten des Hauses, die der Kellner mir da empfiehlt, ausschlagen. Gibt es irgendwas ohne Fleisch? -frage ich vorsichtig? Tja, einen Käseteller vielleicht? Bingo!
Während ich so an meinem Käse knabbere, stelle ich mal wieder fest, dass ich nicht nur nach Athen zurückkommen muss, sondern unbedingt mehr von diesem Land sehen will. Ich muss wirklich lernen, langsamer zu reisen, auch wenn ich dann vielleicht nicht so viel sehe. Ab jetzt nur noch Slow Travel!
Ich zahle und mache mich auf den Weg nach Hause, zu Evi und Tom. Zufällig komme ich noch an einem byzantinischen Museum vorbei. Ist noch auf. Also gehe ich da auch noch schnell rein. Das mit dem slow traveln fängt erst nächstes Jahr an.
Ein paar Infos zum Nachreisen:
Öffnungszeiten und Tickets Akropolis Athen:
– Für 12 Euro kriegt man so ein Mehrfach-Ticket, mit dem man die Akropolis, die Agora, die Hadrians Bibliothek und noch andere, berühmte Sehenwürdigkeiten der Antike besuchen kann. Die einzelnen Abschnitte also gut aufheben.
– Geöffnet ist von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, jedenfalls war das so als ich im Oktober da war.
und noch ein paar Fotos von der Agora:
Hinweis: Dieser Artikel wurde von alltours gesponsort. Vielen Dank.
„In der Ägäis soll man richtig gut tauchen können, das kann ich mir ja nicht entgehen lassen.“
Nein, das kann man sich natürlich nicht entgehen lassen: Dort zu tauchen, wo jeden Tag Menschen sterben. Man man man, Traveller sind eigentlich reflektierte Menschen, ekelhaft.
Hallo Chris RaberS,
natürlich ist es furchtbar, dass Menschen auf dem Mittelmeer sterben, dass sie überhaupt fliehen müssen und dass es furchtbare Kriege gibt. Aber die Schuld daran hat nicht das Mittelmeer. Der Bericht über Athen entstand lange vor den großen Flüchtlingsstömen. Sicherlich sind auch in den Jahren davor schon Boote versunken und Menschen haben ihr Leben lassen müssen. Das ist traurig und ich würde es gern ändern, wenn ich könnte. Aber ich fürchte das Problem liegt weitaus tiefer.
Ich lebe seit sechzehn Jahren direkt am Mittelmeer und werde auch weiterhin hier baden und tauchen, und ich werde weiter über das Mittelmeer schreiben, denn mit einem Boykott des Meeres kann ich leider niemandem helfen.
Wenn Du unbedingt jemanden beschimpfen möchtest, dann würden mir da eine Menge andere, eventuell passendere Adressaten einfallen, an denen Du Deinem Ekel freien Lauf lassen könntest.
Seufz. Die Akropolis steht ganz weit oben auf meiner ToVisit-Liste. 🙂 Irgendwie ist das ja regelrecht Pflicht, wenn man sich für Geschichte begeistert und Philosophie studiert hat. Auf das Essen freue ich mich auch schon, da bin ich etwas vorbelastet, im positiven Sinn, weil unsere griechische Nachbarin uns so oft zum Essen einläd. 🙂
Oh Du Glückspilz! So eine Nachbarin hätt ich aber auch gern!
Wahrscheinlich noch in diesem Winter … mein Schiff geht ja täglich :-)) Übrigens interessant, was Du über das griechische Essen bemerkt hast. Ich habe dies schon von vielen gehört. Schade, dass die Küche Griechenlands im Ausland noch immer keinen besonders guten Ruf hat. Zwar mag ich Moussaka und Co, aber es gibt doch einiges mehr zu probieren … nur auf den Ionischen Inseln köchelt mir fast schon zu viel Pasta in den Töpfen (die Venezianer sind schuld ;-))
LG Claudia
Ja komisch oder, dass die griechische Küche im Ausland so komplett anders ist, als in Griechenland selbst. Das Insel-Essen kenn ich ja leider noch gar nicht, steht aber auch auf meinen Wunschzettel für dieses Jahr!
Hallo Nicole,
Du hast es also doch noch auf die Akropolis geschafft :-)! Allerdings fand ich den Parthenon trotz Baugerüste ansprechender als ich erwartet haben. Sehr interessant sind alte Zeichnungen, die zeigen, wie es auf der Akropolis ausgesehen hat, bevor alles abgetragen wurde, was nicht als „echt antik“ galt.
Slow Travel ist eine gute Idee … und Zeit sollte man in Griechenland einfach mitbringen.
Lieben Gruß aus Apulien,
Claudia
PS: Danke fürs Verlinken … meine nächste Reise nach Athen ist übrigens schon geplant :-))
Jaaaa ich hab es geschafft! Knapp, aber immerhin 🙂 Leider hatte ich nicht so schönes Wetter wie Du, aber es war trotzdem sehr interessant. Ich hätte aber besser einen richtigen Guide als meinen spanischen Reiseführer mitnehmen sollen. Naja beim nächsten Mal.
Wann geht es bei Dir denn wieder nach Athen? Ich will unbedingt dieses Jahr nochmal Griechenland machen. Am liebsten Athen + Insel.