Sonst regnet es hier nie. Aber ausgerechnet heute fallen dicke Tropfen vom Himmel. Dunkle Wolken hängen über der Sierra Nevada. Wir sind auf dem Weg in die Alpujarras, die grünen Berge der Sierra Nevada. Rechts und links der Straße ragen immer höher werdende Hügel aus der graubraunen Landschaft hervor. Kleine grüne Büsche sind kilometerweit die einzige Vegetation. Ein einzelner Baum steht irgendwo inmitten der unendlich scheinenden Steppenlandschaft.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Dann endlich taucht Alboloduy vor uns auf. Ein Kirchturm kommt in Sicht. Das kleine Dorf mit rund sechshundert Einwohnern schmiegt sich eng an den hinter ihm liegenden Berg. Wie eine Schutzmauer überragt der braune Hügel die weißen Häuser der kleinen Siedlung in der sich die Bodega Cristina Calvache befindet. Als wir aus dem Auto steigen, habe ich mich längst von dem Gedanken verabschiedet, heute noch durch die Alpujarras zu wandern. Bis zum Wasserfall von Padules schaffen wir es wohl leider nicht mehr.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Aber das Weingut können wir zum Glück bei jedem Wetter besuchen. In Sachen Wein ist Cristina Calvache nämlich so eine Art „Shootingstar“ hier in der Gegend. „Angefangen hat das eigentlich als eine Idee meines Vaters“, erzählt Cristina. Es war sein Traum, ein richtiges Weingut zu gründen. Während die junge Spanierin also Agrarökonomie studierte und ein Thema für die Abschlussarbeit suchte, machte der Herr Papa Nägel mit Köpfen.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Francisco Calvache gab seinen gut bezahlten Job auf und widmete sich fortan den Weinstöcken. Cristina stieg in das Projekt ein, ging nach Rioja und Córdoba, um noch mehr über Wein zu lernen. Gemeinsam arbeiteten die beiden so erfolgreich an dem Projekt, dass sie schon bald mit Auszeichnungen für ihre Weine überschüttet wurden. Allein 2009 wurde die kleine Produktion Cristina Calvache mit zwölf Medaillen prämiert! Sieben Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille wurden den Weinen bei renommierten Wettbewerben in ganz Europa verliehen.

Leider verstarb Vater Francisco vor ein paar Jahren. Doch seine Kreativität und seine Energie sind in der Bodega auch heute noch allgegenwärtig. Wie eine Hommage an den großen Traum des Papas reihen sich die Preise und Urkunden in den Regalen des winzigen Weinguts.

Natürlich dürfen wir die Weine, die hier in Tanks und Eichenfässern ruhen, auch probieren. Cristina zapft zunächst etwas von ihrem weißen Wein und erklärt uns die Besonderheiten des Jaén Blanco. Dieser Weißwein wird ausschließlich mit eben dieser Traube Jaén Blanca produziert, einer autochthonen Sorte der Alpujarra Almeriense, die bis heute vor allem hier im Süden Spaniens angebaut wird.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Ursprünglich stammt diese spezielle Weintraube aus dem nahe gelegenen Dörfchen Montenegro, das etwas höher als Alboloduy liegt. Dort soll sie schon von den Mauren, die hier im Mittelalter lebten, angebaut worden sein. Nach dem Fall der Kalifate kultivierten die christlichen Bauern der Gegend diese Trauben weiter. Aufgrund ihres recht kräftigen, herben Geschmacks wurde Jaén Blanca jedoch meist mit anderen Sorten gemischt. In Montenegro, so erzählt Cristina, soll es noch ein paar der originalen, nicht von der Reblaus angegriffenen Weinstöcke geben. Die müssen mittlerweile über 200 Jahre alt sein! Und dennoch wäre diese Traube fast vom Aussterben bedroht. Sie war wohl einfach unmodern. Doch Cristina schaffte es, diese Jahrhunderte alte Traubensorte in einen ganz besonderen, modernen Wein zu verwandeln.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Von den rund 15.000 Flaschen Jaén Blanco, die sie im Jahr produziert, schaffen es nur wenige Tropfen ins Ausland. Die meisten Abnehmer finden sich hier in der Gegend und schnell sind Cristinas Vorräte ausverkauft. Angenehm wenig Säure, dafür leicht und hell in der Farbe und dennoch kräftig im Geschmack. Solche Weißweine mag auch ich.

Zwischen dem weißen und dem roten Wein bringt uns die Frau Mama eben noch etwas zum Knabbern. Mit gekonnten Handgriffen werkelt Cristina zwischen den Fässern und Flaschen. Die beiden Frauen sind unglaublich lieb und trotz des großen Erfolgs der kleinen Bodega wirken sie fast schüchtern.

Cristina Calvache bodega Alboloduy

Nachdem der Cabernet etwas geatmet hat, dürfen wir auch den Rotwein kosten. Eine wunderschöne Farbe und ein Duft nach Kirsche und Eichenfässern, in denen der Wein zwölf Monate geruht hat, schweben mir entgegen. Schwerfällig hängen die Tropfen am Glasrand und fließen nur langsam nach unten. Ich mag diesen Wein schon, bevor ich den ersten Schluck probiert habe. Auf der Zunge schmeckt er genauso gut, wie er aussieht. Die Aromen von Vanille, Kakao und rote Beeren vereinen sich zu einer wahren Köstlichkeit. Sehr lecker! Ein absoluter Geheimtipp!

Cristina Calvache bodega Alboloduy
Besonders von dem Rotwein bin ich restlos begeistert. Die hohe Qualität der kleinen Produktion ist ein Konzept, das offenbar sehr gut aufgeht, wie die vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen ja auch belegen. Doch auch bei all dem Lob bleibt Cristina bescheiden und macht einfach ihre Arbeit.

Infos Cristina Calvache :

La Bodega de Alboloduy – Cristina Calvache
Paraje Alcozayar, s/n
04531 Alboloduy, Almería
Website: www.vinoscristinacalvache.com

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Unsere Unterkunft:
Cortijo el Sarmiento
Camino de Gatar 2
04638 Mojácar (Almería)
Website: www.el-sarmiento.com

Zur Übernachtung im Cortijo el Sarmiento wurde ich eingeladen. Die im Text dargestellte Meinung ist davon unbeeinflusst und beruht meinen persönlichen Erfahrungen.