In dem kleinen Garten wachsen viele verschiedene Kräuter: Salbei, Petersilie, Koriander, Thymian, Rosmarin, Minze, Melisse, Basilikum, ja sogar Erdbeeren entdecke ich. Gilles, Chefkoch und Besitzer des Manoir Hastings bei Caen, zeigt mir das kleine Gewächshaus, indem es einfach alles gibt, was man in der Küche an frischen Kräutern brauchen kann. Eigentlich dachte ich ja bis jetzt, dass ich mich ganz gut mit Kräutern auskenne, aber Gilles überrascht mich. Er gibt mir ein grün-lilafarbenes Blatt, an dem ich riechen soll. Sofort steigt ein starker Duft nach Lakritz meine Nase. Ungläubig reibe ich an dem kleinen Blatt. Doch, es riecht definitiv nach Lakritz. „Das ist basilic réglisse, ocium basilicum“, erklärt mir der Koch. Eine ganz besondere Art Basilikum. Ich probiere noch eine Pflanze, die nach Austern schmeckt und verkoste Erdbeeren mit Fenchel. Unglaublich!

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Ich habe gerade echt Glück in einem ruhigen Moment im Manoir Hastings angekommen zu sein. Der Chef persönlich hat ein paar Minuten Zeit für mich und führt mich überall herum, bevor er dann mit seinem Team in der Küche das Abendessen zubereitet.

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Zusammen mit seiner Frau Sandrine hat Gilles dieses alte Manoir vor ein paar Jahren gekauft und renoviert. Eine Heidenarbeit scheint es gewesen zu sein, denn das schöne alte Gebäude, das vor vielen Jahren schon einmal ein Restaurant beherbergte, war im Laufe der Jahre ziemlich heruntergekommen. Gilles erinnert sich, dass das Restaurant damals einen sehr guten Ruf hat. Wichtige Gäste sogar aus Paris kamen hierher. Doch irgendwann wechselten die Besitzer und die Geschäfte liefen nicht mehr so gut. Das Manoir geriet in Vergessenheit – bis Gilles und Sandrine ihm neues Leben schenkten. Mit viel Liebe und Herzblut sind sie bei der Arbeit. Gut gelaunt kümmern sich persönlich um ihre Gäste und sind jederzeit ansprechbar. Man spürt sofort, dass sie ganz in diesem Projekt aufgehen. Die Menschen sind ihnen wichtig und sollen sich wohlfühlen.

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Während ich abends in meinem Bett liege, grübele ich kurz vor dem Einschlafen darüber nach, warum das Manoir wohl ausgerechnet „Hastings“ heißt. Bei dem Namen muss ich unwillkürlich an William the Conqueror denken, der bei der Battle of Hastings England eroberte. Das habe ich als vierzehnjährige bei einem Sprachkurs in dem kleinen englischen Küstenstädtchen gelernt. Daran erinnere ich mich noch, doch es ist lange her.

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Caen und William der Eroberer:

Die Antwort kriege ich erst am nächsten Tag, als ich durch die Altstadt von Caen bummle. Caen liegt nicht direkt an der Küste, sondern ein paar Kilometer weit im Inland. Eine große Burg, angeblich eine der größten Europas, dominiert die Innenstadt. Diese mächtige Festung wurde von genau jenem William the Conqueror, der in Frankreich natürlich Guillaume le Conquérant heißt, gebaut. Der gute Herzog war nämlich Normanne, ein echter Nordmann also. Wusstest Du übrigens, dass die heutige Normandie einst von den Wikingern beherrscht wurde? Aus dieser Zeit stammt auch der Name, „Land der Nordmänner“. William war also ein Nachfahre dieser Wikinger und herrschte über diese Küstenregion. Das Land Frankreich war im elften Jahrhundert noch ein winzig kleines Gebiet, das sich auf die  Gegend rund um die Île de Paris beschränkte. Der französische König Charles III war längst nicht so mächtig, wie die vielen Fürsten und Herzöge der angrenzenden Reiche.

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Aber zurück zu William. Der englische König Edward, auch ein Abkömmling der Wikinger, war kinderlos geblieben und hatte William versprochen, ihn zu seinem Nachfolger auf dem englischen Thron zu machen. Doch wie das in der Geschichte oft so ist, gab es einen Verräter, Harold Godwinson, der William erst Treue schwor und dann selbst nach der Krone griff. Das konnte der normannische Herrscher nicht durchgehen lassen und kämpfte er gegen den unrechtmäßigen Widersacher. 1066 eroberte William England. Die entscheidende Schlacht, die battle of Hastings, war ein bedeutendes Ereignis in der englischen Geschichte, denn bis heute sitzt eine vielfache Urenkelin Williams auf dem englischen Thron, Queen Elisabeth II.

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In einem bis dahin kleinen Ort nahe der normannischen Küste errichtete William dann eine mächtige Trutzburg. Strategisch günstig gelegen, an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen, entwickelte sich Caen bald zu einer bedeutenden Stadt. Denn der kluge normannische Herrscher gründete in der Nähe seiner Burg auch gleich zwei Klöster, das Frauenkloster Abbaye aux dames auf der einen, und das Männerkloster Abbaye aux hommes auf der anderen Seite der Festungsanlage. Im Mittelalter waren die Kirchenoberhäupter genauso mächtig wie die weltlichen Fürsten. Oft sogar mächtiger. Klöster waren damals nicht nur Orte der inneren Einkehr und Besinnung, sondern auch Machtzentren. Sie beherbergten Universitäten und Krankenhäuser, waren Stätten der Lehre, der Wissenschaft und der Kultur. Auch wenn es in Caen keine große Kathedrale gab, zog die Stadt bald viele Intellektuelle und Künstler an. In der Altstadt kann man manchen der alten Häuser noch Zeichen der einstigen Pracht erkennen.

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Caen hat im Laufe der Jahrhunderte unter den Wirren diverser Kriege gelitten, konnte sich den mittelalterlichen Stadtkern aber zum Glück erhalten. Zwar fließt kein Fluss mehr durch die alten Straßen, und von der alten Stadtmauer sind nur noch wenige Resten erhalten, aber in den krummen Gassen findet man noch gut erhaltene Hinterhöfe, die ihre ganz eigenen Geschichten von kleinen Plaisieren und Liebschaften erzählen.

altstadt caen

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Und Kirchen gibt es in Caen auch noch jede Menge. In der Klosterkirche Saint-Etienne findet gerade eine Prüfung der Musikstudenten statt. Während die Musiker die Orgel erklingen lassen, wandele ich leise zum Grab vorn in der Kirche. Hier liegt der große normannische Eroberer William begraben. Oder jedenfalls ein Bein von ihm. Der Rest ging in den vielen Religionskriegen verloren …

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Infos zum Manoir Hastings und Caen:

Um in Caen auf den Spuren Williams des Eroberes zu wandeln, findest Du Tipps und Infos auf der Website Normandie Tourismus www.normandie-tourisme.fr 

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Manoir‘ Hastings
18 Avenue de la Côte de Nacre
14970 Bénouville
Website:  www.manoirdhastings.fr

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