Es ist kalt, aber die Sonne scheint, ein wunderschöner Tag, perfekt für einen kleinen Ausflug. Wir überlegen kurz und entscheiden, zum Castell de Burriac zu fahren. In Argentona stellen wir das Auto in einer der letzten bewohnten Straßen, ganz am Ende des Dorfes, ab. Dort wo der Wald anfängt. Michi hat seine Wanderstöcke dabei. Das Laufen fällt ihm zwar schwer, aber die Strecke soll nur ungefähr dreißig Minuten dauern. „Das schaffe ich“, meint er und wir gehen los. Der Weg erweist sich schnell als steil, ziemlich steil. Langsam und gemächlich geht es voran. In diesem Tempo werden wir wohl mehr als dreißig Minuten brauchen, aber wir haben ja Zeit.

Weg zum Castell de Burriac Freibeuter reisen

Während wir uns den Berg hinauf arbeiten, stelle ich mir vor, wie früher die Ritter und Edelmänner hoch zu Ross denselben Weg zurückgelegt haben, wie wir jetzt. Die Straße ist ziemlich naturbelassen. Es ist kein geteerter Weg, sondern eine Mischung aus Waldpfad und Schotterpiste. Teilweise sieht die Straße aus, wie in die Felsen hinein gehauen. Der Untergrund ist steinig. Irgendwann im letzten Jahrhundert muss jemand mit einer Planierraupe durchgefahren sein. Aber ansonsten ist der Weg schon noch so, wie der, den die alten Ritter im Mittelalter genommen haben müssen.

Am Wegesrand wachsen wilde Kräuter. Ich entdecke Rosmarin und etwas, das wie Salbei aussieht. Ich muss an Evarist denken, den Kräutersammler. Der würde jetzt bestimmt alle paar Meter essbare Kräuter finden. Wir genießen den Blick auf die Berge um uns herum, je höher wir steigen. Irgendwann kann ich sogar den Montseny in der Ferne sehen! Es ist Januar und der Wind pfeift uns ganz schön um die Ohren. Keine Ahnung, ob es hier immer so windig ist, oder ob wir einfach einen kalten Tag erwischt haben. Ich ziehe mir die Kapuze lieber über die Ohren.

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rosmarin wegesrand Castell de burriac Freibeuter reisen

Blick auf montseny vom Weg zum Castell de Burriac Freibeuter reisenBlick auf den Montseny

Unterwegs kommen uns Radfahrer, Jogger und Familien mit Kindern entgegen. Der Weg zum Castell de Burriac scheint für alle irgendwie spannend zu sein. Dennoch ist es erstaunlich ruhig. Denn die Strecke schlängelt sich durch den Wald. Nach ungefähr einer halben Stunde kann ich dann die Burg sehen. Allerdings ist sie nicht da, wo ich sie erwartet habe, sondern auf einem Berg rechts neben mir. Der Weg dorthin sieht für mich aus, als würde er noch mindestens einen Tagesmarsch dauern. Michi lacht. „Nee, wir sind schon total nah! Das ist nicht mehr weit“. Ich bin wirklich nicht gut im Entfernungenschätzen.

Natürlich hat Michi recht. Nach zwei weiteren Wegbiegungen kommen wir bereits an eine Kreuzung. Hier treffen sich die Wege, die von Argentona und von Cabrera de Mar herauf führen. Felsenkletterer wurden jetzt sicher die Abkürzung steil hoch zur Burg nehmen, wir biegen jedoch rechts in die letzte Kurve ein. Es wird noch einmal richtig steil. Die Aussicht ist so atemberaubend schön, dass mir das gar nichts mehr ausmacht. Ich blicke einfach links von mir auf das blau dahin schimmernde Mittelmeer und gehe Schritt für Schritt weiter.

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Turm der Burg Castell de burriac Freibeuter reisen Maresme

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Auch Michi ist begeistert. Trotz der Anstrengung, die das für ihn bedeutet, ist er tapfer dabei. Er will es jetzt wissen. Er will bis ganz nach oben. „Wenn die Kinder das schaffen, schaffe ich das auch.“ Uns kommt ein Jogger entgegen, der zwar schnaufend aber relativ lässig an uns vorbeizieht. Sehnsüchtig blickt Michi ihm hinterher. Vor ein paar Jahren hätte er das locker auch gemacht. Ich bin so stolz auf ihn. Trotz seiner Behinderung kämpft er sich tapfer den Hang hoch. Er geht wirklich immer bis an seine Grenzen. Das ist noch so ein Überbleibsel aus den Tagen, als er aktiver Sportler war. Aber genau das hat ihn bis jetzt vor dem Rollstuhl bewahrt. Wenn ich bedenke, dass die Ärzte ihm damals maximal fünf Jahre gegeben haben, bis er gar nicht mehr allein laufen könnte … Und das ist nun schon fast zehn Jahre her. Ich gebe ihm einen dicken Kuß auf die Wange. Ich liebe diesen Mann.

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Aufstieg zur Burg Castell de Burriac Freibeuter reisen

Noch eine Treppe, dann sind wir oben. Die Burg ist zwar nur noch eine Ruine, aber einige Wände und die Torre de Homenatge sind noch gut erhalten. Wie ein kleines Kind hüpfe ich ganz aufgeregt über die alten Mauern. Die Sicht von hier aus ist einmalig. Rechts kann ich Barcelona erkennen und links reicht der Blick bis – ich weiß nicht wohin. Aber man kann richtig weit gucken.

Burgturm Castell de Burriac Freibeuter reisender Burgturm des Castell de Burriac 

Castell de Burriac Mauern der burg Freibeuter reisenDicke Mauern und große Felsen – Castell de Burriac 

Burg Fesnter Castell de Burriac Freibeuter reisen

Castell de Burriac wandern Burg am Meer Maresme Freibeuter reisen(War hier früher die Kappelle des Castell de Burriac ?)

Auf einem Schild lese ich, dass das Castell de Burriac ursprünglich Ermessenda de Carcassonne gehört hat. Ermessenda, diese beeindruckende, starke Frau, die im Mittelalter über drei Generationen die Geschicke Kataloniens lenkte. Immer wieder stoße ich ganz unerwartet auf ihre Spuren. Was muss sie wohl für eine Frau gewesen sein, die sich in dieser Zeit gegen die Männer durchsetzte. Intelligent, energisch und mutig – das Leben einer feinen Prinzessin kann sie sich wohl nicht geleistet haben. Sie musste kämpfen und das über drei Generationen.

Nachdem ich jede Ecke der Burgruine erkundet habe und wir ausreichend den Blick aufs Meer genossen haben, wird es Zeit für den Rückweg. Hier oben ist es jetzt im Winter richtig kalt. Bergab zu wandern ist für Michi ist meist noch anstrengender als bergauf. Also hake ich ihn unter und gemeinsam kämpfen wir uns den Berg hinab.

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Infos zum Castell de Burriac

Die Burg wurde um das Jahr 1020* zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Aus dem Dokument geht hervor, dass Ermessenda de Carcassonne das Castell de Burriac ihrem Sohn Berenguer Ramon I, dem neuen Grafen von Barcelona, überschreibt. Errichtet wurde die kleine Festung aber mit Sicherheit schon vorher auf den Grundmauern eines alten Küstenwachturms. Unter der Burg haben Archäologen sogar noch Reste einer iberischen Siedlung gefunden. Über die folgenden Jahrhunderte herrschten hier verschiedene Feudalherren. Die Burg gehörte der Familie Sanvicenç, Desbosc oder dem berühmt berüchtigten Landherren Pere Joan Ferrer i Destorrent. Erst Ende des zwanzigsten Jahrhunderts übernimmt die Stadt Cabrera de Mar die Burg, veranlasst Ausgrabungen und die Restaurierung der verbliebenen Ruinen.

Für die Anfahrt zum Castell de Burriac gibt es drei Möglichkeiten: zwei Wege führen von Cabrera de Mar hoch zur Burg, ein etwas längerer Weg von Argentona aus. Die Wege gehen zwar teilweise ziemlich steil bergauf, sind aber locker auch von kleinen Kindern zu schaffen.

Nützliche Links:

www.cabrerademarpatrimoni.cat

 

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*(1017 oder 1023)