Durch die alten Gassen der Medina wandere ich hinauf zur Alcazaba. Almeria ist kleiner und unscheinbarer als ihre großen Schwestern Malaga, Sevilla oder Granada. Trotz der prächtigen Kathedrale, wirkt Almeria irgendwie ein wenig verschlafen. Eine Stadt, die die Touristenmassen noch nicht entdeckt haben. Doch auch hier gibt es sie, die engen alten Gassen, die vom maurischen Erbe Andalusiens zeugen.

almeria kathedraleKathedrale Almeria

almeria medina altstadt
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Wie ein Wächter erhebt sich eine Statue am oberen Ende der Treppe kurz vor der Alcazaba. Es ist Jayrán al-Amiri, erster Herrscher des unabhängigen Reichs der Taifa de Alméria. Stolz blickt er von hier oben auf die Stadt und erinnert daran, dass Almeria viele Jahrhunderte lang maurisch war.

Während der Blütezeit des Kalifats von Al-Ándalus zwischen dem achten und dem fünfzehnten Jahrhundert, war Almeria bereits ein bedeutender Hafen. Schiffe kamen aus allen Regionen des Mittelmeers, um hier Handel zu treiben. Doch im elften Jahrhundert begann Al Andalús, das mächtige Reich der Mauren, das sich während des Mittelalters über die Iberische Halbinsel erstreckte, zu zerfallen. Viele kleine, unabhängige Reiche entstanden, wie 1012 die Taifa von Almeria.

alcazaba almeria

An dem trutzigen Mauren vorbei schreite ich die äußere Treppe zur Burg hinauf, bis ich endlich hinter den meterdicken Mauern stehe. Eine uneinnehmbar scheinende Festung haben die Mauren sich hier errichtet. Diese Stadt war sicher nicht so einfach zu erobern.

Schon im zehnten Jahrhundert liess der Kalif von Al Andalus Abd ar-Rahmann III über dem Hafen Al Mariya, in dem seine Flotte ankerte, eine mächtige Festungsanlage errichten. Eigentlich sollte diese Burg auf dem Hügel mit Blick auf das Meer der Verteidigung Pechinas dienen. Von der damals sehr bedeutenden maurischen Siedlung Pechina, in der viele Dichter und Denker Zuflucht suchten, Muslime, Juden und Mozarabes gemeinsam lebten, ist heute nur ein kleines unscheinbares Dorf übrig geblieben. Der ehemalige Hafen Al Mariya hingegen ist längst über die Medina hinausgewachsen und hat sich zu einer ansehnlichen Stadt Almeria entwickelt.

alcazaba almeria

Durch ein altes Tor betrete ich die Alcazaba und stehe in einem prächtigen Garten. Blumen blühen und grüne Palmen strecken sich in den blauen Himmel. Auch wenn die Wege in dieser Anlage nicht so verschlungen sind wie in den maurischen Palästen Malagas oder Sevillas, wird der Unterschied zwischen christlicher und maurischer Architektur des Mittelalters deutlich. Schon diese erste Ebene der Burg wirkt hell und freundlich. Hier standen einst die Hütten und Häuser der Burgbewohner. All die Beamten und Diener der Könige und Kalife lebten hier mit ihren Familien. Vom Meer weht ein frischer Wind herauf. Eine Treppe führt in gerader Linie weiter nach oben, in den zweiten Teil der Anlage.

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Auf der zweiten Ebene des Burghofs der Alcazaba führt eine kleine Tür zu den ehemaligen Bädern. Sobald ich den ersten Saal betrete, umfängt mich das Geräusch plätschernden Wassers. An den Wänden tanzen die Reflexe des Lichts, als ob ich vor einem unterirdischen See stehen würde. Natürlich befindet sich leider kein Wasser mehr hier, aber es wirkt so, als ob.

In einem kleinen Gebäude in der Mitte des Hofes ist ein Wohnhaus nachgebaut. So ähnlich muss es hier auf der Burg vor ein paar Jahrhunderten ausgesehen haben. Durch einen offenen Innenhof fällt Licht in die Räume. Eine frische Brise lässt die Schatten spendenden Tücher leicht im Wind wehen.

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Gleich um die Ecke entdecke ich dann endlich ein großes Wasserbecken. Wie ein grüner Swimmingpool, umgeben von Pflanzen und den hohen Mauern der Burg, liegt hier eine geschützte kleine Oase. Viel mehr ist aus der Zeit der maurischen Herrscher leider nicht erhalten geblieben. Nach der Vertreibung der Mauren im sechzehnten Jahrhundert zerstörte ein Erdbeben weite Teile der einst so prächtigen Anlage. Vergeblich suche ich weitere Überreste der typisch maurischen Architektur mit den Lambrequinbögen und den fein geschnitzten und geflochtenen Dekorationen. Die neuen christlichen Herren der Burg bauten die Alcazaba nach ihren Vorstellungen um und errichteten eine Kirche.

alcazaba almeria

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In der Mitte des zweiten Burghofs arbeiten Archäologen eifrig zwischen den Ruinen der jahrhundertealten Steine. Ein Weg führt durch die Ausgrabungen hindurch zum wichtigsten und größten Burghof der Alcazaba. Der in geraden Linien angelegte Platz vor dem Palast stammt aus Zeiten der christlichen Herrscher der Burg. Hier befanden sich die Gemächer der katholischen Könige, wenn sie sich in Almeria aufhielten.

alcazaba almeria alcazaba almeria

Hier oben auf dem höchsten Punkt der Alcazaba ist es überraschend windig. Dass hier ein frischer Wind vom Meer herauf weht, kann ja im Sommer sicher angenehm sein, aber im April ist der Wind so heftig, dass er mich fast umschubst.

Von der Burgzinne fällt der Blick auf eine lange Mauer, die bis zu einer Christusstatue auf dem benachbarten Hügel hinaufreicht. Das muss die Muralla de Jayrán sein, die zu den Ruinen der Tempelritterburg führt. Durch diese Mauer zwischen den beiden Burgen war das Tal gegen Angreifer geschützt.

alcazaba almeria

Almeria AltstadtAlmedina Almeria

Nach ungefähr eineinhalb Stunden Ausflug in die Geschichte Almerias stehen wir wieder unten in der Almedina, der Altstadt am Fuße der Burg. Direkt vor uns befindet sich eine klassische Tapas Bar mit bunt gekachelten Wänden und großen Schinken, die an der Wand hängen. In der Ecke ist ein Tisch frei und wir bestellen.

almeria tapas bar casa pugas

Almeria Altstadt Tapas bar

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Infos zur Alcazaba in Almeria

Die Alcazaba de Amería war einst die größte Festung, die die Mauren auf der Iberischen Halbinsel errichtet hatten. Baubeginn der Alcazaba im Jahre 955 unter Abderramán III, Fertig gestellt wurde sie im elften Jahrhundert unter Hayrán, Herrscher der Taifa de Almería. Vorwiegend verantwortlich für die christlichen Um- und Neubauten waren die Reyes Católicos (Fernando II de Aragón  und Isabel I de Castilla), die Columbus bei seiner ersten Reise nach Amerika unterstützen, und Carlos I, ein Habsburger Herrscher auf dem spanischen Thron, der gleichzeitig Karl der V. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation war.

Auf der Website Museos de Andalucia findest Du Infos und einen Lageplan der Alcazaba als PDF. Die Alcazaba erreichst Du am besten zu Fuß. Vom Zentrum aus ist die Burg überall gut zu sehen. Am einfachsten ist es Du gehst von der Puerta Purchena auf dem Paseo de Almeria über die Calle de las Tiendas bis zur Plaza de la Administración Vieja. Von dort aus zur Calle Arraez, die in die Calle La Reina übergeht und dann die Calle Almanzor hoch.

almeria escuela de arte(Innenhof Escuela de Arte Almeria) 

Eintritt Alcazaba:
Der Eintritt in die Alcazaba ist kostenlos.

Öffnungszeiten Alcazaba:
Montags geschlossen, außer an Feiertagen
Januar bis Ende März: Dienstag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet. An Sonn- und Feiertagen nur bis 15 Uhr
April bis Ende Juni: Dienstag bis Samstag von 9 bis 21 Uhr durchgehend geöffnet. An Sonn- und Feiertagen nur bis 15 Uhr
Juli bis 15. September: Dienstag bis Samstag von 9 bis 15 Uhr und 19 bis 22 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen nur bis 15 Uhr
16. September bis Ende Dezember: Dienstag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet. An Sonn- und Feiertagen nur bis 15 Uhr

Almeria Altstadt(Streetart Almeria)

Viele Filme wurden nicht nur in den Wüsten und an den Stränden Almerias gedreht, sondern auch auf der Alcazaba. Die alte maurische Burg kommt in Indiana Jones, Game of Thrones und unzähligen anderen Filmen vor.

Unterkunft: 

Unseren Ausflug nach Almeria haben wir von Mojacar aus gemacht, einem kleinen Ort an der Küste, in der Nähe des Cabo de Gata. Almeria ist es von dort aus in rund eine Stunde Autofahrt zu erreichen. Zu der Übernachtung im Cortijo el Sarmiento wurden wir eingeladen. Vielen Dank an Yvonne und Carsten für die wunderschönen Tage bei Euch!

Unser B&B:
Cortijo el Sarmiento
Camino de Gatar 2
04638 Mojácar (Almería)
Website: www.el-sarmiento.com

Ein paar spannende Filme über die Geschichte Almerias findest Du hier, leider alle nur auf Spanisch, aber wirklich sehr gut:

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