Banksy im Museum? Hier in Barcelona? Ernsthaft? Eigentlich passt das so gar nicht zu dem Bild, das ich bisher von dem wohl berühmtesten Streetartkünstler unserer Zeit hatte. Schon, dass seine Werke im Moco Museum hängen, hat mich verwundert. Und ein ganzes Museum nur mit Banksys? Ich bin neugierig, also versuche ich herausfinden, was es mit dem Banksy Museum in Barcelona auf sich hat.
Das kleine Museum im Carrer Trafalgar beherbergte ursprünglich eine Kunstgalerie. Aus einer Ausstellung heraus entstand vor Kurzem das Museum, das allerdings keine echten, sondern nachgemachte Werke Banksys zeigt. Nachahmungen sind nicht sonderlich kompliziert zu erstellen, denn aus Zeitgründen sind viele der echten, heimlich (weil illegal) entstandenen Grafitis mit Schablonen gefertigt worden. In den Ausstellungsräumen in Barcelona sollen lokale Künstler ebendiese Schablonen benutzt haben, um damit die Ausstellung zu erschaffen. Da frage ich mich, wie ist man an diese Vorlagen gekommen? Hat Banksy seine Originale als Muster verkauft? Das widerspräche eigentlich seiner Philosophie. Mehr Informationen darüber finde ich im “Banksy Museum” leider nicht.
Die auf mehreren Etagen in Szene gesetzten Wandbilder sind beeindruckend. Viele Grafitis kannte ich, viele aber auch nicht. Sortiert nach Ursprungsort, wandert man durch Bristol, London, Frankreich und New York. Zwischendurch gibt es ein paar Videos zu sehen, wie den Instragram-Film von der Schredderung des Banksybildes 2018 bei einer Sothebys Auktion.
Um eine bessere Streetart Atmosphäre zu kreieren, hat man ein bisschen Laub, ein Zelt und andere Dinge vor den Wandbildern angeordnet. Banksy selbst hat seine Schöpfungen oft mit der Umgebung in eine Art Dialog gesetzt, sodass Mülltonnen, Schaukeln oder Bänke und seine Bilder ineinander übergehen. Doch was ihm offensichtlich immer wichtig war, ist der kostenlose Zugang zu seinen Werken. Selbst wenn er wirklich “Shows” organisiert hat, waren die ganz oder zumindest fast kostenlos. Merchandising mit Banksy Produkten ist quasi immer ein Fake, kann man auf der Seite Pest Control Office nachlesen.
Banksy selbst hat unter der Überschrift Product Recall auf seiner Website eine Liste mit Banksy Ausstellungen erstellt, die er selbst als FAKE bezeichnet https://banksy.co.uk/shows.html. Dazu schreibt er (Zitat): “Members of the public should be aware there has been a recent spate of Banksy exhibitions none of which are consensual. They‘ve been organised entirely without the artist’s knowledge or involvement. Please treat them accordingly.”
Da der Eintritt 12 Euro gekostet hat und wenig bis gar nichts über die Hintergründe der Ausstellung zu erfahren ist, gehe ich davon aus, dass jemand gutes Geld mit dem Namen Banksy verdient. Beeindruckend sind seine Bilder auf jeden Fall, aber ob dieses Museum in seinem Sinne ist? Echte Fans des Streetart-Künstlers werden vermutlich solche Ausstellungen nicht besuchen.
Hinterlasse einen Kommentar