Irgendwie fand ich schon immer, dass die Bucht von Roses von oben so aussieht, als hätte jemand in die Landschaft gebissen. Diese kleine Bucht, kurz vor der französischen Grenze, ist so etwas wie ein Mikrokosmos, eine kleine Welt ganz für sich. Schon vor vielen Jahrhunderten kreuzten hier vor der Küste die Schiffe der Piraten die Routen der Händler.
Hallo! – Das bin ich
Aber bevor ich Dir von der Bucht erzähle, muss ich Dir noch kurz etwas erklären. Der Freibeuter reisen Blog ist nämlich von mir gekapert worden. Nicole hat sich vor ein paar Tagen einen schicken weißen Armschmuck zugelegt, der sie die nächsten Wochen daran hindern wird, hier etwas zu schreiben. Daher bin ich nun an der Reihe, Dir meine Geschichten von unterwegs zu erzählen. Vielleicht hast Du das eine oder andere meiner Abenteuer aus Brasilien, ja bereits gelesen?
liebe Grüße von Nicole
Der Biss in die Landschaft
Ich liege einfach so, irgendwo in den Dünen nahe am Strand herum und blicke aufs Meer hinaus. Hier befinde ich mich haargenau in der Mitte des Golfs von Roses. Der Sand ist noch angenehm warm von der Sonne, aber der Himmel ist jetzt am späten Nachmittag nicht mehr so blendend grell. Ein paar Kitesurfer schleifen erschöpft aber glücklich strahlend ihre Segel durch den Sand. Weiter hinten lässt ein junges Pärchen einen Drachen aufsteigen.
Dieser Blick auf das Strandleben in der Bucht von Roses ist irgendwie ein Teil von mir. Es ist seit Kindheitstagen ein bekanntes, familiäres Bild, das immer wieder neu und mir doch so vertraut ist. Schon als kleiner Dreikäsehoch bin ich mit meinen Eltern regelmäßig an die Strände bei Sant Pere Pescador gekommen. Im Sommer auf den Campingplatz, wenn sonnenhungrige Urlauber aus dem Norden das Gebiet belagern, und im Winter, wenn es ein bisschen grauer und kälter ist, aber dafür tiefenentspannt und absolut ruhig.
Was Du in der Bucht von Roses so machen kannst
Wenn ich hier von meinem Strand an der Ballena Alegre nach links gehe, komme ich in ein paar Minuten zum Che, einem niedlichen und ruhigen Xiringuito, die Strandbar ist mitten im Nirgendwo. Der perfekte Ort übrigens, um am späten Nachmittag den Mond zu beobachten, wenn er aus dem Meer aufsteigt und sich von hier aus auf den Weg an den Himmel macht!
Sant Pere Pescador ist der nächste kleine Ort von hier aus. Im Winter ein Fischerdorf, im Sommer wimmelt es von Touristen. Aber es gibt dort überraschenderweise ein Restaurant, das wirklich leckere regionale Gerichte für kleines Geld zubereitet: Can Trona – mein Restauranttipp in Sant Pere Pescador.
Gleich hinter Sant Pere beginnt der Park Aiguamolls. Diese wunderschöne Naturlandschaft ist das Herzstück des Schutzgebiets in der Bucht von Roses, der letzte Rückzugsort der Zugvögel und vieler anderer Tiere. So wie hier hat früher einmal die Landschaft überall in der Bucht ausgesehen, bis vor rund hundert Jahren die Menschen diesen Küstenabschnitt immer mehr und immer dichter bebauten.
Wenn Du am Naturpark vorbei fährst kommst Du nach Empuriabrava. Der künstlich erschaffende Ferienort wurde in den sechziger Jahren aus dem Boden gestampft, und liegt eigentlich mitten im heutigen Naturschutzgebiet. Damals galt der Bau als fortschrittlich und modern, heute würden solche Pläne sicherlich keine Genehmigung mehr kriegen. Aber nun steht der Ort und Menschen wohnen hier. In Empuriabrava kann man kleine Boote mieten, auch ohne Führerschein. Mit ein paar Freunden habe ich letzten Sommer einen Tagesausflug auf dem Wasser gemacht. Wir sind durch die Kanäle von Empuriabrava geschippert und dann etwas weiter raus, bis in eine andere kleine Bucht.
Empuriabrava gehört technisch gesehen mit zu Castelló d‘Empúries, einem verschlafenen kleinen Dorf, das im Mittelalter neben Girona und Perpignan die drittgrößte Stadt der Gegend war. Deswegen gibt es dort auch eine wunderschöne Kirche, groß wie eine Kathedrale.
Hinter Empuriabrava in Richtung Roses kann ich Dir wieder ein sehr nette Strandbar empfehlen, das Xiringuito X. Dort spielen jeden Sommer Iseo und Dodosound, eine angesagte Band aus Navarra – tolle Konzerte!
Von meinem Platz am Strand kann ich einmal quer über die Bucht auf der anderen Seite des Golfs bis nach Roses sehen. Die kleine Stadt ist leicht zu erkennen, weil sich dort so viele kleine weiße Häuser in die Hügel schmiegen. In Roses wohnen mein Onkel und meine Tante. Jedes Jahr feiern wir dort mit der ganzen Familie Weihnachten. Im Sommer kommen vor allem Touristen aus dem nahegelegenen Frankreich und die Bevölkerungsanzahl des Dorfs verdreifacht sich für ein paar Monate. Doch in den kleinen Buchten und in den Hügeln drumherum ist es angenehm ruhig. Dort findest Du auch im Sommer noch stille romantische Plätzchen.
Direkt hinter Roses beginnt der Naturpark Cap de Creus, der sich von Cadaqués bis nach Llança hinzieht. In diesem Sommer bin ich dort zum ersten Mal durch die Landschaft gewandert. Querfeldein, über Stock und Stein, hinauf und hinunter, bis direkt in die schönen Buchten. Ganz oben, in der Nähe des Leuchtturms, gibt es sogar ein gemütliches altes Restaurant.
Seitenwechsel. Wenn ich von meinem zentralen Strandplatz jetzt nach rechts blicke, kommt als Nächstes das Dörfchen Sant Martí d’Empúries. Die Buchten dort sind traumhaft schön und liegen ganz nah an den Ruinen der ersten griechischen und römischen Siedlungen auf dem Boden der Iberischen Halbinsel.
Hinter den Ruinen kommt l‘Escala, ein ehemaliges Fischerdörfchen, das einst für seine Anchovis berühmt geworden ist. Kurz vor L’Escala liegt eine winzige Insel ganz nahe am Ufer, die Illa Mateua. Auch wenn das Wetter mal nicht so toll ist, ein echt nettes Plätzchen.
Ich hoffe, ich konnte Dir heute schon ein paar schöne, neue Ecken „meiner“ Costa Brava zeigen. Bis Nicole wieder hier schreiben wird, überlege ich mir noch mehr Geschichten, die Du hoffentlich spannend finden wirst! Vielleicht etwas von meinem Ausflug in die Berge … ?
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