Banyoles ist das Zentrum, um das sich im Pla de l’Estany alles dreht. Der kleine See ist und bleibt Hauptanziehungspunkt der Gegend. Doch rings um den Estany herum gibt es noch viel zu sehen! Hier ein paar Tipps, was es alles an kleinen Sehenswürdigkeiten gibt und wo Du lecker essen und schlafen kannst.

1. Meine Tipps für den Pla d’Estany

Vil.la Romana Vilauba

So um 200 vor Christus kamen die Römer auf die iberische Halbinsel und liessen sich in Empúries nieder. Im Gegensatz zu den Griechen und Phöniziern, die lange vor den römischen Eroberern hier waren, kamen die straff organisierten Römer nicht, um friedlichen Handel mit den Einheimischen zu treiben. Sie wollten erobern. Und so unterwarfen sie die Einheimischen und die Griechen gleichermaßen. Wer sich nicht an den römischen Lebensstil anpasste, wurde versklavt. Iberische Bräuche und Sprache verschwanden von der Landkarte. Die Römer setzten sich militärisch und kulturell durch.

roemische villa pla de l'estany

roemische villa pla de l'estany

Ungefähr im dritten Jahrhundert nach Christus baute ein Römer ein Landgut, ganz in der Nähe des heutigen Banyoles. Die Lage des Hofes war perfekt gewählt. Die großen Siedlungen wie Empúries und Gerunda waren nur jeweils einen Tagesmarsch entfernt. Der Hof war umgeben von weiten Wäldern, und relativ nahe am See. Gerade so weit entfernt, dass der Untergrund stabil und der Boden fruchtbar ist. Auch ein Fluss ist in der Nähe, sodass für täglich benötigtes Wasser gesorgt war.

Natürlich lebte der römische Hausherr die meiste Zeit über in einer komfortablen Stadtwohnung in Gerunda, dem heutigen Girona. Die Beaufsichtigung der Feldarbeiten überließ er mit ziemlicher Sicherheit einem Verwalter. Aber ein paar Monate im Jahr musste er eben doch persönlich auf seinem Gut anwesend sein. Damit es ihm in dieser Zeit auch an nichts fehlte, war die Villa entsprechend luxuriös eingerichtet. Es gab einen Baderaum, eine Kapelle und bequeme Säle für die Herrschaften. Auch wenn die Römer nicht besonders viele Möbel hatten, lebten sie hier wahrhaftig nicht schlecht.

roemische villa pla de l'estany

Die eigentliche Arbeit erledigten natürlich die Sklaven. Zwischen zwanzig und dreißig solcher Sklaven konnte eine römische Familie haben. Die Sklaven mussten unter primitivsten Bedingungen in einer Hütte außerhalb der Villa unterkommen.

An dieser Ausgrabungsstelle wird seit seiner Entdeckung 1978 jeden Sommer gearbeitet. Die Villa ist eine der am besten erforschten Funde aus römischer Zeit. Daher weiß man auch ziemlich genau, wie es hier ausgesehen haben muss und was hier passierte.

tablet roemische villa pla de l estany
Das Besondere an der Ausgrabungsstelle in Vilauba ist, dass Du diese Villa nicht einfach wie jede andere archäologische Stätte durchwanderst und Dir vorstellst, wie es hier einmal ausgesehen hat. Gerade weil man mittlerweile über so unglaublich viele Daten verfügt, konnten die Wissenschaftler eine animierte Version der Fundstätte programmieren.

Als Olga, mein Guide, ein paar Tablets aus ihrer Tasche holt, bin ich total hin und weg. Plötzlich erwachen die alten Steine ringsherum zum Leben. Die Welt ist in bunte Farben getaucht! Statt einer Tür trennt ein Vorhang den Raum, in dem ich stehe, vom Innenhof. Ich sehe die Säulen und den Flur zu den anderen Räumen! Von der Speisekammer aus kann ich einen Blick in den Garten werfen. In dem Raum mit dem Altar sind kleine Götterstatuen auf einem Sims platziert und in der Therme, ja da geht der Hausherr wohl gerade baden. Ich hüpfe vor Freude und strahle. Da kommt mal wieder das Kind in mir durch. Es macht unglaublich viel Spaß, die Villa auf diese Weise zu erforschen!

tablet roemische villa pla de l estany

Der Besuch ist theoretisch auch ohne Guide möglich, aber ich würde definitiv empfehlen, die Anlage mit Guide und Tablet zu besichtigen. Olga, mein Guide, war super nett und lustig.

Vil·la Romana de Vilauba
Infos: Vil-la Romana de Vilauba oder  www.museusdebanyoles.cat

wo? 17820 Banyoles
Anmeldungen vorab direkt im Archäologischen Museum in Banyoles oder per mail: comunicaciomuseus@ajbanyoles.org
Preis 4 Euros, Kinder unter 6 Jahren gratis

Brunnen voller Eis

Total spannend ist auch der Brunnen, in dem noch bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts das Eis aufbewahrt wurde. Mitten im Wald liegt dieser Brunnen unter einem grünen Hügel versteckt. Der steinerne Haufen sieht zunächst so aus, wie eine mit Pflanzen überwachsene Hütte. Oder ein Ökohaus mit Wärmedämmung auf dem Dach.

pou de glaç pla de l'estany

Gefrorenes Wasser zu nutzen ist wahrlich keine neue Idee. Schon die Römer und die alten Ägypter kannten das und bereiteten sogar eine Art Speiseeis zu. Doch dieser Luxus war viele Jahrhunderte lang nur den reicheren Schichten der Bevölkerung vorbehalten. Im neunzehnten Jahrhundert genoss man kühles Eis allerdings nicht nur im Sommer als Erfrischung, sondern vorwiegend zur Kühlung von Lebensmitteln. Schließlich gab es ja noch keine Kühlschränke und kaum jemand hatte in der Großstadt einen kühlen Keller, in dem er Nahrungsmittel lagern konnte. Sogar zu medizinischen Zwecken kam Eis damals viel zum Einsatz. Der Bedarf also wirklich groß.

Während der Wintermonate musste also möglichst viel Eis produziert werden. Man leitete also kleine Flussarme von größeren, fließenden Gewässern ab, in denen das Wasser dann schneller gefrieren konnte. Wo es kalt genug war, konnten ganze Quadrate aus Eis gestochen werden. Hier in der Gegend des Pla de l‘Estany musste man kleinere Eisbrocken abschöpfen und sie dann zu großen Blöcken zusammenpressen. Ich stelle mir das so ähnlich vor, wie bei der Käse- oder Papierherstellung.

pou de glaç pla de l'estany

Diese Art der Eis-Ernte fand ungefähr von Oktober bis April statt. Die gewonnenen Eisblöcke lagerte man dann in solchen Brunnen wie diesem hier zwischen. Der Pou de Glaç ist echt tief. Ungefähr 10 Meter geht es nach unten! Auf der dünnen Drahtbrücke stehend, kann ich ganz weit unten den Boden sehen! Das ist nichts für Leute mit Höhenangst. Von hier aus wurde dann des Nachts, wenn es nicht ganz so heiß war, das Eis weiter nach Girona oder Barcelona transportiert. Schließlich wollte man möglichst wenig von dem gefrorenen Schatz verlieren, und sobald man es aus seiner kühlen Höhle holte, begann das Eis ja zu schmelzen.

pou de glaç pla de l'estany

Pou de glaç
Von Zeit zu Zeit werden geführte Besichtigungen, kostenlos, angeboten. Die Infos dazu findest Du auf der Website unten. Ansonsten muss man im Rathaus des kleinen Dörchens Palol de Revardit nach dem Schlüssel fragen …
Infos: Pou de Glac
wo? ‎17123 Palol de Revardit

Ein Dorf aus der Jungsteinzeit

Ganz nah bei Banyoles liegt die Ausgrabungsstätte la Draga. Ein Dorf aus der Jungsteinzeit, das jahrtausendelang unter dem See luftdicht verschlossen war. Die Archäologen haben in la Draga einen kleinen Park errichtet, in dem sie die Hütten von damals so aufgebaut haben, wie die Menschen damals gelebt haben müssen. Direkt nebenan wird noch immer gegraben und neue Schätze werden zutage gefördert.

la draga banyoles museumsdorf

Infos: mein Artikel über la Draga
wo? 17820 Banyoles

Höhlen aus der Steinzeit

Noch älter als die jungsteinzeitliche Siedlung sind die Funde aus den Höhlen von Serinyà. In der Altsteinzeit haben die Menschengruppen, die auf der Suche nach Nahrung den Herden hinterher zogen, hier ihre Toten begraben. Man weiß mindestens von zwei zeitgeschichtlich unabhängigen Begräbnisstätten in den Höhlen. Leider sind viele der Höhlen teilweise eingestürzt und man kann nicht mehr viel erkennen. In dem kleinen Informationszentrum erklären sie Dir aber gern, was hier alles passiert ist.

hoehlen pla de l estany
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Parc de les Coves Preshistòriques  
wo? 17852 Serinyà

Romanische Wandmalereien

In dem kleinen Dörfchen Ravós del Terri versteckt sich eine unscheinbare Burg, in deren ehemaliger Kapelle sich bis heute romanische Malereien erhalten haben. Die Burg ist längst in privaten Händen und leider nicht zu besichtigen. Aber die Esglèsia Sant Cugat war lange Zeit die Kirche des Dorfes. Jahrhunderte lang waren die Wandmalereien hier hinter einem großen Altar versteckt.

Erst 1928 stieß man bei Restaurierungsarbeiten durch Zufall auf den Pantokrator aus dem dreizehnten Jahrhundert. Doch kurz darauf begann der Spanische Bürgerkrieg, dann kam der Zweite Weltkrieg – kein günstiger Moment, um sich um die Erhaltung der Kultur zu kümmern. Es dauerte also eine ganze Weile bis 1978 endlich die Restaurierungsarbeiten begannen.

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Ich finde es nicht nur sehr erstaunlich, dass die Wandmalereien sich so lange gehalten haben, sondern auch, dass man sie in der Kirche gelassen hat. In den zwanziger Jahren war es nämlich in Katalonien üblich, solche Schätze aus den kleinen Dörfern abzutransportieren, um sie in einem Museum in Barcelona in Sicherheit zu bringen. Doch in Ravós del Terri soll angeblich die Dorfbevölkerung nach ihrer Meinung gefragt worden sein. Scheinbar hat die sich entschieden, ihren Pantokrator zu behalten.

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Und so strahlt er nun in bunten Farben von der Decke der Apsis. Mit ernstem Blick, umgeben von zwei Engeln und den Gestirnen. In der Romanik sollten die Wandmalereien den Gläubigen ja vor allen Dingen Respekt einflössen. Die mächtige Christusfigur mit den erhobenen Händen wirkt schon fast furchteinflößend. Für die Menschen damals, die nicht lesen und schreiben konnten, und erst recht kein Latein verstanden, mussten die Lehren der Bibel eben in Bildern an die Wand gemalt werden.

Am unteren Bildrand sind die vier Evangelisten als Engel, Löwe, Stier und Adler dargestellt. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes schreiben ganz offensichtlich gerade an ihren Evangelien. Federkiel und Tintenfass halten sie jedenfalls in der Hand.

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L’Esglèsia de Sant Cugat 
Der Besuch der Kirche ist nur mit Voranmeldung möglich. Infos zu den von Zeit zu Zeit stattfindenden Besichtigungstouren findest Du auf der Website unten. Wenn Du zu anderen Zeiten die Kirche ansehen willst, musst Du im Rathaus von Ravós del Terri nachfragen. Den wunderschönen alten Schlüssel hat nämlich eine nette Nachbarsfrau, die sich hier um alles kümmert.

Infos: Esglesia de Sant Cugat
wo? Ravós del Terri – 17844 Cornellà del Terri

Um die teilweise versteckt liegenden Ausgrabungsstellen und Kirchen zu besuchen, ist es ratsam vorher im Archäologischen Museum oder der Touristeninformation nach Öffnungszeiten und geführten Touren zu fragen. Schließlich willst Du ja nicht vor verschlossenen Türen stehen. Da der Andrang hier echt nicht groß ist, lohnt es einfach nicht, permanent geöffnet zu sein. Aber dafür sind die Leute alle superlieb und helfen gern weiter, wenn man nett fragt.

Erotische Skulpturen Can Ginebreda

Ein ganz besonderer Wald ist Can Ginebreda. Dort kannst Du zwischen den Skulpturen herumwandern und den Bildhauer Xicu Cabanyes in seiner Werkstatt besuchen.

Bunker can ginebreda xicu cabanyes
Bosc de Can Ginebreda – Museu d’escultures eròtiques
Carrerta de Mieres, km 25.5
17834 Porqueres (Pla de l’Estany)

Auch wenn ich Dir hier (erstmal) ausschließlich kulturelle Tipps gegeben habe, ist das Pla de l‘Estany vor allen Dingen ein Ziel für Naturfreunde. Wanderer, Biker, Hiker, Radfahrer, Kanu oder Kajakfahrer – Hier findest Du echt jede Art von Outdoor Sport!

2. Hotel Tipp Pla d’Estany

Eine echt ausgefallene Idee, wie man mit Blick auf das Sternenzelt schlafen könnte, hatte Núria vor ein paar Jahren. Sie ließ die lustigen bubbles anfertigen, in denen Du praktisch wie unter freiem Himmel übernachtest! Die großen Blasen stehen komplett getrennt voneinander, in kleinen Gärten, sodass man die Nachbarn gar nicht sieht. Das Abendessen wird direkt in den romantischen Kugelzelten serviert. Sogar ein Klo, eine schöne alte Badewanne und einen gefüllten Kühlschrank gibt es! Mega Idee für Verliebte.

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Es gibt auch die Möglichkeit, wie ich das gemacht habe, in einem der einfachen, aber sehr niedlichen Zimmer im Haupthaus, der Masia, zu schlafen.

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Mil Estrelles
Urbanització La Bastida
17844 Borgonyà – Cornellà del Terri

3. Restaurant Tipp

Das kleine Restaurant Can Salvi findest Du nur, wenn Du es suchst. Über eine serpentinenartige Landstraße kommst Du in ein winziges Dörfchen, das nur aus ein paar Häusern besteht. Eines davon ist Can Salvi.

Wir bestellen Artischocken und Reis. So lecker habe ich lange nicht mehr gegessen! Die Artischocken sind perfekt und schmecken wirklich genial. Der Reis ist echt auf traditionelle Weise gekocht, nach Großmutters Art, mit viel Liebe. So lecker! Zum Nachtisch bestelle ich mir torrijas. Ähnlich wie „Arme Ritter“ ist eine torrija eigentlich altes Brot, das in Milch eingeweicht und mit Zucker und Zimt in eine süße Sünde verwandelt wird. Erstaunlich, wie lecker Brot sein kann!

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 can salvi restaurant tipp
torrijas can salvi restaurant tipp

Can Salvi
17833 Vilavenut (Girona)
Genau genommen gehört das kleine Dorf offiziell schon zu Girona, ist aber von Banyoles aus viel besser zu erreichen. Unter der Woche kostet das Mittagsmenü nur 11,50 Euro. An den Wochenenden gibt es besondere Probiermenüs für 30-50 Euro, die muss ich auch noch ausprobieren.

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Dieser Artikel entstand bei einem Mini-Blogtrip durch die Region Pla de l’Estany. Zur Übernachtung wurde ich vom Patronat de Turisme eingeladen, zum Essen vom Restaurant. Vielen Dank dafür. Die hier dargestellten Ansichten sind natürlich wie immer ausschließlich meine eigene, ganz persönliche Meinung.