Nachdem ich mich bei meinem letzten Besuch in Rom ja schlichtweg geweigert hatte, mich in die endlose Schlange vor den Vatikanischen Museen einzureihen, habe ich schlaues Füchschen dieses Mal vorher meine Eintrittskarte online gebucht. Samstag war der große Tag: Um 14.00 Uhr war ich dran und durfte endlich die Heiligen Hallen betreten.
Zuerst habe ich mich ein wenig über die doch sehr strengen Eingangskontrollen gewundert. Wie am Flughafen muss man erst eine Sicherheitskontrolle passieren. Meine Handtasche auch. Dann ist es mir aber wie Schuppen von den Augen gefallen: Es ist ja nicht nur ein Museum, dass ich hier gerade betrete, sondern ein anderes Land! Der Vatikan ist schließlich schon seit 1929 unabhängig. Nach meinem Pass haben sie aber zum Glück nicht gefragt.
Vatikanische Museen – Rundgang
Der Guide führt uns zunächst in den Garten. Obwohl der Vatikan nur ungefähr so groß ist, wie ein Golfplatz, haben sie hinter den dicken Mauern eine ziemlich schöne und große Parkanlage! Ein riesiger Kaiser-Augustus-Kopf, aus Ägypten stammende Tierstatuen und eine moderne Weltkugel setzen kontrastreiche Akzente im Arrangement des Gartens.
Sfera con sfera/ Arnaldo Pomodoro
Da der Besuch der Sixtinischen Kapelle ganz am Schluss unserer Führung auf dem Plan steht und man dort nicht laut reden darf -das gäbe sonst ein heilloses Durcheinander, bei den vielen Besuchern! Und außerdem ist die Kapelle ja ein heiliger Raum!- erklärt uns der Guide an einer Schautafel im Garten, was wir in der Sixtinischen Kapelle später alles sehen werden. Ich versuche mir möglichst viel zu merken. Nachher werde ich ja sehen, was da hängenbleiben wird.
Aus dem Garten geht es wieder nach drinnen. Wir durchqueren fluchs ein Anthropologisches Museum und schlängeln uns durch diverse Gänge. Die Orientierung habe ich mittlerweile völlig verloren. Aber ich muss ja nur hinterherlaufen. Nach einer Weile befinden wir uns in einer Art „Gängeviertel“ des Vatikans. Endlos lange Galerien mit unendlich vielen Statuen und Gemälden warten auf uns. Es gibt extra Flure für ägyptische Statuen, für Büsten (also nur Köpfe), Tierstatuen, für Teppiche und für an die Wand gemalte Landkarten. Die riesigen Landkarten fand ich besonders interessant, weil sie nicht nur schon erstaunlich genau waren sondern weil überall kleine Engelchen oder kurze Kommentare auf Latein auf den Karten erscheinen.
In die Stanzas, dort wo Raffaels Schule von Athen und andere berühmte Gemälde hängen, führt uns der Guide leider nicht :-(. Keine Zeit. Da muss ich wohl doch noch mal wiederkommen. Der Vatikan ist aber auch viel zu groß. Es gibt viel zu viel zu sehen, um alles an einem Nachmittag schaffen zu können. Jahrhundertlang haben die Päpste und die kathloische Kirche hier die schönsten und bedeutendsten Kunstwerke aus der ganzen Welt zusammen getragen. Unmöglich, das alles an nur einem Tag anzusehen.
Interessant finde ich wie eitel die meisten Päpste waren. Vielleicht war es auch eine Frage der Darstellung von Macht, sich immer und überall mit auf’s Bild zu drängen. Egal was gerade dargestellt werden soll, irgendwo guckt ein kleiner Papst, nämlich der, der das Bild oder Mosaik oder was auch immer in Auftrag gegeben hat, dem Betrachter entgegen.
Ich staune jedenfalls nicht schlecht, über all die Pracht, das viele Gold und die teilweise doch sehr unchristlich wirkenden Kunstwerke. Da ist zum Beispiel ein sehr grimmig dreinblickender Mensch, ein Troll vielleicht (?), ein Löwe, der gerade ein Pferd bei lebendigem Leibe verspeist oder in einer Ecke ganz klein an die Wand gemalt, eine schwangere Frau, die ein wenig aussieht, wie ein Gespenst. Ganz zu schweigen von den vielen nackten Körpern, die für diesen religiösen Ort teilweise doch sehr erotisch aussehen.
Wusstet Ihr eigentlich, dass die Römer ihre Marmorstatuen bemalt haben? Heute leuchtet ja alles in sauberstem Weiß, aber vor Jahrhunderten müssen all diese Statuen in den buntesten Farben gestrahlt haben.
Sixtinische Kapelle
Nach fast zwei Stunden ist es dann soweit. Wir stehen vor der Sixtinischen Kapelle. Mit rund 500 anderen Menschen befinde ich mich nun genau dort, wo die Kardinäle sich immer mal wieder einschließen, um einen neuen Papst zu wählen. Dann steht die Welt draußen still udn alle schauen nur noch auf den Rauch, der aus dem Kamin dieser kleinen Kapelle im Vatikan steigt. Ich versuche mich an die Informationen vom Beginn der Führung zu erinnern. Was ich noch weiß ist, das Raffael gleich im Eingang, dort wo wir den Saal betreten, einen seiner Widersacher und Neider mit einer Schlange um den Leib dargestellt hat. Und natürlich „Die Erschaffung Adams„, ziemlich in der Mitte, unter der Decke! Hab ich sofort gefunden. Es gibt aber noch so viele Details an den Wänden und überall zu entdecken, dass die Zeit natürlich wieder einmal nicht reicht, um alles in Ruhe anzusehen. Ganz abgesehen von den Menschenmassen …
Petersdom
Ganz am Ende der Viator-Führung gibt es die Gelegenheit noch kurz in den Petersdom hineinzugehen, bevor er schließt. Die Pietà muss ich mir einfach noch anschauen, und dann ist Schluss mit Vatikan für heute. Für dieses Mal. Aber: I’ll be back!
Pietà – Petersdom
Draussen bewacht natürlich die berühmte Schweizer Garde, auch bei strömendem Regen, die Eingänge! Sehr tapfer!
Nützliche Infos zum Vatikan (Eintritt und Touren):
Vatikanische Museen Eingang:
Viale Vaticano (vor dem Petersdom stehend rechts, über die Piazza del Risorgimento)
Metro Linie A : Ottaviano
Vatikanische Museen Rundgang inkl. Sixtinische Kapelle gebucht über: www.viatorcom.de
Mehr Infos zu Öffnungszeiten, Reservierung und Online Ticket findet Ihr hier: www.mv.vatican.va
Laokoon Gruppe: Der berühmte Laokoon, der 1506 gefunden wurde und seither die Historiker zu wilden Spekulationen verleitet hat
In einer Ecke, an der Wand, hab ich dieses Wandbild gefunden,d as ich mir nicht erklären konnte Sieht das nicht aus, wie eine schwangere Frau? Aber auch ein wenig gespenstisch, oder?
Die Arthemis von Ephesus – eine Fruchtbarkeitsgöttin, die man vor allem in Ephesus in dieser besonderen Form, mit zahlreichen Eiern oder Brüsten dargestellt, verehrt hat. Allerdings streiten die Gelehrten noch, ob es denn Brüste oder männliche Tierhoden seien, die hier dargestellt werden.
Dieser Torso, von dem ja leider nicht viel erhalten ist, soll Michelangelo so sehr beeindruckt haben, dass er mehrmals nach Rom kam, um diese Skulptur zu bewundern und genauer zu studieren. Die Darstellung der emotionalen Spannung, die hier in Marmor gehauen wurde, hat ihn mächtig beeinflusst. Sagt man.
Iacta est alea. Mein Würfel ist auch gefallen Ich komme definitv noch mal wieder!
Sind denn die „Badewannen“ als Sarkophage genutzt worden?
Wer kann da weiter helfen.
Bei den Sarkophagen würde ich mal davon ausgehen, dass sie bestimmt auch als solche benutzt wurden – aber im Vatikan selbst gibt es bestimmt genauere Infos zum Museum!
LG Nicole
Schöner Bericht, Nicole! Die Vatikanischen Gärten kenne ich z.B. noch nicht. Dafür habe ich die „Stanze di Raffaello“ gesehen 🙂 … allein für die Räume lohnt sich ein Besuch des Vatikanischen Museums. Die Pracht und Menge an Kunstschätzen im Kirchenstaat sind, im wahrsten Sinne des Wortes, unglaublich.
Ich habe übrigens kein Ticket online gebucht, sondern direkt an der Kasse gekauft. Die Menschenmenge hielt sich im Mai in Grenzen (ca. 20 Minuten Wartezeit).
Es lohnt sich auch dem Petersplatz einen Besuch am Abend abzustatten, wenn die Menschenmengen verschwunden sind. Zur späten Stunde war ich fast allein auf dem Platz (von dem italienischen Polizeiwagen einmal abgesehen)!.
Oh da bin ich neidisch! Die muss ich unbedingt noch sehen! Vielleicht versuche ich es bei meinem näcshten Rom-Besuch auch direkt an der Kasse. Aber nach dem Schock beim ersten Mal (eine zwei-Stunden-Warteschlange!) hatte ich echt keine Lust so viel Zeit zu verlieren. Aber das war auch schon sehr im Sommer glaub ich.
Ein Tipp für deinen nächsten Besuch: Im Vatikan gibt es den Campo Santo Teutonico, einen „deutschen Friedhof“. Zu dem hat jeder Deutsche und Österreicher Zutritt und kann so ganz ohne Aufsicht und fernab der Besuchermaßen zumindest ein kleines und für die meisten unbekanntes sowie unzugängliches Stück Vatikan erkunden. Gegenüber den wachhabenden Gardisten äußert man einfach seinen Besuchswunsch und schon wird man durchgelassen. Ein Ausweis wird selten verlangt, zumindest wenn man Deutsch spricht.