Peñiscola ist ziemlich touristisch, das weiß sogar meine Mama. In fast allen Küstenorten der Costa del Azahar, die ihren Namen den Orangenblüten verdankt, die hier im Frühling einen betörenden Duft verströmen, sind Ende des 21. Jahrhunderts Hotelhochburgen in die Höhe geschossen. Nur ich hatte mal wieder keine Ahnung und war ziemlich überrascht, denn bislang hatte ich nur die kleine Halbinsel mit der Burg des Papa Luna im Kopf. Die Geschichten über diesen Papst, der als Benedikt der XIII in die Geschichte eingegangen ist, begegnen mir seit vielen Jahren immer wieder. Heute ist endlich eine Gelegenheit, mehr über diesen Papa herauszufinden und seinen letzten Zufluchtsort zu sehen.

Peñiscola Spanien

Papa Luna, wie er in Spanien genannt wird, wurde im 14. Jahrhundert als Pedro Martínez de Luna y Pérez de Gotor in der Nähe von Zaragoza geboren. Zu dieser Zeit war aus dem starken Einfluss französischer Herrscher und Kardinäle auf das Amt des Papstes bereits das Avignonesische Papsttum entstanden. Rund einhundert Jahre lang residierten die Päpste damals nicht in Rom, sondern in Avignon. Doch die katholische Kirche war nicht frei von Meinungsverschiedenheiten, Intrigen und Machtkämpfen. So kam es eines Tages, dass sowohl in Avignon als auch in Rom jeweils ein Kardinal zum Papst ernannt wurde. Während dieses Abendländischen Schismas konkurrierten Urban VI, der in Rom auf den Heiligen Stuhl gelangt war, und Clemens VII. als Gegenpapst in Avignon miteinander um den Stuhl Petri.

Urbans Wahl war unter Klerikern umstritten, weil sie auf Druck der römischen Bevölkerung, die einen italienischen Kardinal im Amt sehen wollte, erfolgt war. Ob die Sprechchöre vor dem Petersdom bezahlt wurden und die Wahl manipuliert war? Man weiß es nicht. Denkbar ist auch, dass die einflussreiche französische Fraktion eine solche Einbuße ihrer Macht nicht einfach hinnehmen wollte. Fakt ist, dass es von nun an zwei Päpste gab.

Unser aus Aragón stammenden Papa Luna unterstützte die Avignon-Seite und wurde nach dem Tode Clemens VII 1394 zu seinem Nachfolger ernannt. Doch die Franzosen fanden, dieser Papst sei der französischen Krone gegenüber nicht loyal genug, und stünde zu sehr unter dem Einfluss Martin des Humanen, dem Grafen von Barcelona und König von Aragón. Kurzerhand setzten sie ihn in der Papstresidenz von Avignon fest und forderten seine Abdankung.

papa-luna-papstresidenz Peñiscola

Doch Benedikt XIII gelang die Flucht. Auf Umwegen zog er sich nach Peñiscola zurück, wo er 1411 eine neue päpstliche Residenz in der alten Burg der Tempelritter einrichtete. Papa Luna beharrte bis zu seinem Tode auf die Rechtmäßigkeit seines Amtes. Als er 1423 zurückgezogen auf seiner Burg starb, erkannten allerdings nur noch Navarra, Kastilien, Aragón und Schottland sein Papsttum an. Seit 1418, als Ergebnis des Konzils von Konstanz, galt das Abendländische Schisma als überwunden.

Peñiscola bummeln

Peñiscola alte gassen

altstadt Peñiscola

Diese geschichtsträchtige Burg will ich mir heute also unbedingt ansehen. Von der ziemlich tristen Strandpromenade geht es den Hügel hinauf, der Weg führt durch viele enge Gassen zu Füßen der Burg. Im Sommer herrscht hier vermutlich Hochbetrieb, doch jetzt im März ist es noch angenehm ruhig. Doch oben angekommen, sind wir leider zu spät dran. Das Museum in der Burg schließt gerade.

burg Peñiscola

Burg Papa Luna

Papa Luna

Vor seiner päpstlichen Residenz thront Benedikt der XIII auf einem Felsen und blickt streng auf die Menschen hinab, die auf dem kleinen Platz geschäftig hin und her eilen. Wir folgen unauffällig einer Gruppe französischer Rentner, die gerade noch in den Artilleriepark eingelassen wird. Da der Palmen bewachsene Park, den der Schatz sich gern ansehen wollte, als Teil der Burg gilt und wir das Ticket oben hätten lösen müssen (wenn wir rechtzeitig gekommen wären), lässt man uns nicht mehr ein.

artilleriepark der Burg Peñiscola

Schade, das hätten wir vorher planen müssen. Wir sind oft spontan unterwegs und sehen uns nicht vorher alle Öffnungszeiten an, da passiert es uns dann leider immer wieder, dass wir vor verschlossenen Türen stehen. Aber nicht so schlimm. Ärgern hilft ja auch nichts. Ganz gemütlich bummeln wir also wieder den Hügel hinab.

Peñiscola Game of Thrones Meereen

  • Wusstest Du übrigens, dass Peñiscola auch ein Drehort der Serie Game of Thrones gewesen ist? 2015 diente Peñiscola der 6. Staffel als Kulisse für die Stadt Meereen.
  • Da der Papa Luna eine besondere Sorte Kekse gern und viel verspeist haben soll, weil sie ihm so guttaten und gesund seien, sagt man in Tortosa noch heute, dass es Glück und ein langes Leben bedeute, diese “Garrofetes del Papa” zu verschenken.
  • In Barcelona soll Benedikt XIII den sterbenden König Martin noch mit der jungen Frau verheiratet haben. Und auf seinem Weg von Avignon nach Peñiscola, soll der aus Frankreich vertriebene Papst eine Weile auf der Burg in Morella verbracht haben.

Peñiscola