Es müssen nicht immer Reiseführer sein, die in mir Lust auf eine Reise wecken. Im Gegenteil. Oft sind es ganz andere Bücher, Krimis, Romane oder einfach Geschichten von anderswo, die mich neugierig darauf machen, einen bestimmten Ort kennenzulernen – oder auch nicht. Romanautoren beschreiben oft in epischen Bildern die Landschaft, malen kleine Szenen, die man beim Lesen vor sich sehen kann. Geschichten füllen Bilder, die man aus dem Internet oder aus Reiseprospekten kennt, mit Leben. Zum ersten Mal ist mir das vor meiner Reise nach Korsika aufgefallen. Als ich „Der Kopf des Korsen“ gelesen hatte, konnte ich kaum noch stillhalten, so dringend wollte ich auf die Insel.
Ist man dann erstmal vor Ort, sind natürlich nette Tipps immer willkommen. Am besten sind die Tipps von Einheimischen und noch besser sind die Tipps, die nicht schon in jedem Reiseführer stehen. Dafür sind eigentlich Blogs ziemlich gut. Oder zumindest waren die ersten Reiseblogs vor zehn Jahren gut dafür. Mittlerweile haben sich viele Reiseblogger eher darauf spezialisiert Highlights und Top-Sehenswürdigkeiten aufzuzählen. Da muss man unter all den Reiseblogs also ein bisschen suchen. Manchmal könnte man bei so vielen Unbedingt-Anguck-Listen auf die Idee kommen, es gäbe gar nichts Neues, Geheimes oder Verstecktes mehr. Alles ist schon entdeckt, egal wie weit man fährt. Dabei sind echt spannende Orte, Museen, Buchten, Sehenswürdigkeiten oder Cafés oft nur wenige Meter von den viel besuchten Highlights entfernt zu finden.
Von Katalonien, wo ich lebe, haben viele deutsche Urlauber bestimmt schon ein festes Bild im Kopf: Barcelona, Costa Brava, Sitges, Strand, Wein. Gerade weil ich schon so lange hier lebe, finde ich das wirklich schade, denn ich entdecke andauernd noch tolle neue Plätze. Aber ich wette, das ist nicht nur hier, sondern überall so. Für den Sommer habe ich schon Ausflugspläne geschmiedet, kleine, grüne Orte, die ich mir unbedingt noch ansehen will (wenn ich denn endlich wieder reisen kann).
Vermutlich werden gerade in diesem Jahr viele Menschen ihre Ferien in Deutschland verbringen und Regionen kennenlernen, die sie noch nie gesehen haben. Oder sie fahren an die Nord- und Ostsee oder in den Bayrischen Wald. Mich hat zum Beispiel vor ein paar Jahren ein Besuch im Fläming total überrascht. Keine großartigen Berge, kein Meer, kein „Hot-Spot“ für Touristen, naja gut einen, die Beelitzer Heilstätten. Aber auch ohne diese Ruinen ist die Gegend einfach genial. Ich komme gerade auf den Fläming, weil ich in den letzten Tagen zufällig einen Krimi gelesen habe, der dort spielt. Ich konnte mich total zurückversetzen und habe fast sehnsüchtig an meine Tage dort gedacht. Vom Beerenpflücken über das Angeln, den Barfuß-Pfad oder Naturseifen selber machen – wenn ich mich nach Deutschland „beamen“ könnte, würde ich jetzt nicht nach Berlin oder Hamburg wollen, sondern in den Fläming.
Immer mehr Reisehandbücher enthalten heute schon tolle Geschichten. Reiseführer, die nur nützliche, aber oft eben auch langweilige Informationen aneinanderreihen, werden wohl bald der Vergangenheit angehören. Je schöner sich ein Reisebuch lesen lässt, umso mehr kann es mich als Leser verführen. Wenn dann auch noch die wichtigen, nützlichen Informationen und Tipps irgendwo im Buch vorkommen – perfekt!
Jetzt gerade lese ich übrigens ein Reisebuch über Sardinien und freue mich schon auf eine ganze Ladung neuer Bücher, die ich bei meiner Buchhändlerin in Hamburg bestellt habe. So lange ich nicht selbst reisen kann, tauche ich eben auf dem Sofa ganz gemütlich in andere Welten ein.
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