Mit dem Zug sind es nicht ganz zwei Stunden von Málaga nach Ronda. Die vorbeiziehende Landschaft ist wunderschön, denn der Weg auf den Gleisen führt durch die Sierra Nevada am Caminito del Rey vorbei. Und an unendlich vielen Olivenbäumen. Nicht umsonst ist Spanien weltgrößter Olivenölproduzent.

Ronda liegt in den Bergen aber statt eines frischen Lüftchens erwarten mich 32 ºC Grad stehende Hitze als ich aus dem Zug steige. Schnell verstehe ich auch, wieso Ronda zu den weißen Dörfern gezählt wird. Die Häuser strahlen in einem fast schon gleißend hellen Weiß im Sonnenlicht! Ich laufe durch die Straßen und komme bald in eine Art Fußgängerzone, die schnurgeradeaus bergab führt. Ich lasse mich zwischen den sonntäglichen Spaziergängern und Besuchern aus aller Welt treiben. Bis zu einem steilen Abgrund. Da hört der Weg ganz plötzlich auf. Abrupt endet das Dorf an den Klippen. Die Aussicht ist dafür aber phänomenal. Vor mir ist einfach nur eine endlose Weite. Erst in der Ferne kann ich die Gipfel einer Bergkette erkennen.

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Doch ich suche was anderes. Ich will nämlich eigentlich einen Blick von unten auf Ronda werfen. Doch „unten“ ist ganz schön weit weg. Und einen Fahrstuhl gibt es hier nicht. Also bummle ich zunächst in die Richtung, in der ich die nächste Brücke vermute. Es gibt insgesamt drei Brücken. Auf der größten Brücke findet heute gerade ein Kletterwettbewerb statt. Mutige Kletterer jeden Alters versuchen, sich mit purer Muskelkraft, nur mit einem Seil gesichert, einen der Brückenpfeiler zu erklimmen. Die junge Frau schwitzt, sieht aber sehr fit aus. Die schafft das bestimmt. Von oben wird ab und zu Wasser zur Erfrischung hinunter gekippt. Oder vielleicht soll auch das Seil nicht heiß laufen. Jedenfalls scheint das ganze Dorf in Aufruhr versetzt zu sein.

Neben mir freut sich ein japanisches Pärchen über das Spektakel und lässt sich auch gleich vor dem Abgrund mit den Kletterern ablichten. Ein Bild fürs Fotoalbum zu Hause. Ich suche das Weite, was in diesem sonntäglichen Trubel gar nicht so leicht ist. Ich wähle irgendeinen Weg, einen der von der Masse weg und möglichst bergab führt.

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Dann stehe ich vor einem Palacio del Rey Moro, wobei Palast eine etwas euphemistische Bezeichnung zu sein scheint. Das Gebäude selbst ist eine Ruine, nur der Garten scheint noch recht schön zu sein. Ich zahle Eintritt und betrete die einladend aussehende kleine Anlage. Die arabischen Gärten in Andalusien begeistern mich immer wieder. Überall grünt und blüht es, und in jeder noch so versteckten Ecke fließt garantiert irgendwo leise plätschernd das Wasser. Vom Garten aus kann ich jetzt auch erkennen, dass der Palast selbst offenbar gerade renoviert wird. Er ist vollständig in ein Baugerüst eingehüllt und ein Schild klärt darüber auf, dass der arabische Palast hier bald wieder in altem Glanz erstrahlen soll. Bis dahin braucht es aber wohl noch eine Weile.

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Während ich konzentriert dabei bin, einen der kleinen Wasserläufe zu fotografieren, merke ich, dass ich mich so blöd hingekniet habe, dass mein Kleid hinten total nass geworden ist. Genervt wringe ich den Saum aus, so gut das geht. Bei der Hitze wird es sicher schnell trocknen, tröste ich mich selbst, denn viel anderes bleibt mir jetzt ja auch nicht übrig. Ein Kleid zum Wechseln habe ich nicht dabei.

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Ein Schild weist den Weg hinab zu einer Höhle. Das hört sich angenehm frisch an, also mache ich mich an den Abstieg. Auf den steinernen Stufen ist es nass. Wasser tropft von oben auf die alte Treppe und auf mich. Aber nur ein bisschen. Vorsichtig steige ich Stufe um Stufe, Treppe um Treppe, hinab in die glitschig feuchte Höhle. In einem kleinen Raum befindet sich ein Fenster, durch das ich auf einen Teich blicken kann, der sich ganz unten im Abgrund zwischen den Felsen befindet. Eine Treppe weiter, dann stehe ich schon ganz allein auf einer kleinen Plattform.

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Vor mir liegen zwei alte Boote still auf dem blau glänzenden Wasser. Mein Gott ist das schön! Zu gern würde ich mich jetzt einfach in das kühle Wasser werfen und ein erfrischendes Bad nehmen. Doch da kommt schon eine Gruppe Italiener lautstark um die Ecke und betritt meine Plattform. Nun ist es vorbei mit der Ruhe und Beschaulichkeit. Ich steige die 200 Stufen wieder nach oben. Unterwegs mache ich noch ein Erinnerungsfoto für vier junge Inder und dann stehe ich wieder im Garten. Mein Kleid ist mittlerweile sogar schon wieder trocken.

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Hungrig mache ich mich auf die Suche nach einer kleinen Bar namens Lechuguita, einem Restaurant, das mir Simone aus Malaga empfohlen hatte. Die Bar sei zwar einfach aber werde von netten locals betrieben. Alles sei wirklich authentisch. Als ich endlich schwitzend vor dem Lechuguita ankomme, muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass heute geschlossen ist. Irgendwie habe ich keinen Plan B. Also schlendere ich etwas willkürlich durch Ronda, bis ich in der Nähe der Kirche endlich ein Lokal finde, das nicht bereits voller Touristen ist. Bis in den Abgrund hinunter werde ich es heute wohl nicht mehr schaffen. Dazu ist es einfach zu heiß, und in einer halben Stunde fährt mein Zug zurück nach Málaga.

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Infos Ronda

Casa del Rey Moro
Calle Cuesta de Santo Domingo, 9
29400 Ronda – Málaga

Website Turismo de Ronda:  Palacio del Rey Moro

El Lechuguita 
Calle Virgen de los Remedios, 35
29400 Ronda – Málaga

Die einfache Fahrt von Málaga nach Ronda kostet mit der Bahn 11,60 Euro (Hin-und Rückfahrt 23,20 Euro). Bei den meisten Zugverbindungen muss man zwar umsteigen, aber es gibt ein bis zwei Züge, die direkt fahren. Etwas billiger geht es mit dem Bus. Für die Strecke Málaga – Ronda sind Los Amarillos zuständig. Diese Busse fahren häufiger als die Züge und kosten 10,71 Euro auf der Hinfahrt und 9,29 Euro auf der Rückfahrt.

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