Essen ist immer gut. Ich liebe Essen. Das habe ich auf alle Fälle schon mal mit den Sevillanern gemeinsam. Denn die scheinen hier den lieben langen Tag zu essen. Richtig berühmt sind ja die köstlichen Tapas in ganz Andalusien. Sobald es nicht mehr ganz so heiß ist, also so gegen halb neun Uhr abends, füllen sich die kleinen Tapas Bars im Zentrum und auch in unserem Viertel Triana. Logisch also, dass auch Carmen und ich uns hier auf eine Tapas Tour machen.
Zu den traditionellen Tapas trinkt man in Sevilla entweder eine Caña, also ein kleines Bier, oder einen Fino, das ist ein sherryartiger, sehr trockener Weißwein. Es gibt zwar Gerichte für Vegetarier, aber die meisten Tapas bestehen in irgendeiner Form aus Fisch oder Fleisch. Da ich mich ja kulturell-kulinarisch weiterbilden will, probiere ich unter Carmens fachkundiger Anleitung tapfer alles. Sie bestellt die Tapas. Und das nicht nur, weil sie sich besser mit traditionellem spanischem Essen auskennt als ich, sondern auch, weil sie sich von ihren sevillanischen Freunden ein paar Geheimtipps geholt hat, was wir wo probieren müssen.
Gleich in unserer ersten Bar kommt sie mit einem Teller an, der Carillada heißt. Auf Deutsch nennt man das wohl Schweinebacke. Erstaunlicherweise schmeckt es mir sogar gut. Aber das ist nicht die letzte Überraschung auf unserer kulinarischen Entdeckungstour.
Eine wirklich sehr traditionelle Tapa, die ich zwar auch probiert habe, aber die mich nicht so wirklich überzeugt hat, ist die Cola de Toro, Stierschwanz. Es gibt auch noch die Variante den Schwanz in Schinken einzuwickeln und zu fritieren. Das nannte sich in einer der Tapas Bars dann Flamenquín Cola de Toro. Auch nicht unbedingt meins. Dafür habe ich mich in die Chipirones in Las Golondrinas echt verliebt. Die waren so unglaublich lecker, dass ich da fast schon unanständig gestöhnt habe. Eigentlich ist mir nur so ganz automatisch ein mmmh und wohl auch ein oooh herausgerutscht. Aber Carmen hat mich ganz ernst angeguckt. Dann mussten wir beide laut lachen, denn die Dinger waren wirklich zum Fingerablecken gut!
Meine Tapas Tour:
Eine normale Tapa kostet hier in der Regel zwischen zwei Euro und zwei Euro fünfzig. Mehr haben wir eigentlich nirgends bezahlt. Dazu gibt es ein kleines Bierchen für einen Euro zwanzig oder einen Fino. Für unter zehn Euro haben wir uns also zu zweit echt satt gegessen.
Die Reihenfolge der folgenden Tapas Bars ist keine Bewertung, sondern eher eine grobe Sortierung nach Stadtteilen.
Tapas Bars im Zentrum:
Bodega Santa Cruz:
Rodrigo Caro 1
Sevilla / Centro
Die erste Tapas Bar auf unserer ganz privaten Tapas Tour. Hier haben wir atún encebollado und die carrillada probiert, von der ich oben ja schon berichtet habe. Der kleine Laden wird von Vater, Tochter und ein paar Mitarbeitern geführt. Die Tochter scheint echt nicht auf den Mund gefallen zu sein, denn jedes Mal, wenn Carmen zum Tresen ging, um etwas zu bestellen, kam sie mit einem Grinsen und einer kleinen Anekdote zurück.
Alvaro Peregil:
Mateos Gago 20
Sevilla / Centro
www.tabernasperegil.com
Eine der besten Tapas Bars in Sevilla. Jedenfalls eine, in der uns die Tapas am besten geschmeckt haben. Der kleine Laden liegt mitten zwischen zahlreichen anderen Tapas Bars an der Mateos Gago, unweit der Kathedrale. Die Wände sind blau-bunt gekachelt, die Bedienung ist echt total nett und das Essen köstlich. Einer der Kellner hat uns Platz an einem kleinen Tisch verschafft, als eigentlich schon nichts mehr frei. Er singt auch gern mal zwischendrin und trällert ab und an irgendetwas vor sich hin. Wir haben Brocheta de Vireiras y Gambas, Espinacas con garbanzos, Huevos rotos und den besagten Stierschwanz, la cola de toro, probiert. Bis auf den Schwanz war alles himmlisch gut.
Bodega Casa Morales
García de Vinuesa 11
Sevilla / Centro
Beim Betreten dieser kleinen Tapas Bar fühlte ich mich automatisch in die zwanziger Jahre zurück versetzt. Hier hat sich scheinbar nichts, aber auch gar nichts verändert. Das Modernste im ganzen Laden sind die Plakate aus den sechziger und siebziger Jahren. Merkwürdigerweise sind keine Touristen hier, obwohl die Bodega mitten im Zentrum liegt. Nur eine ältere Dame trinkt an ihrer Caña und ein einzelner Herr löffelt an einer Tapa, während sich beide sehr familiär mit dem Barmann unterhalten. Stammkunden, wie es scheint. Wir nehmen auch eine Caña und bestellen Pisto und solomillo al ajo blanco.
Café Bar Universal
Blanca de los Ríos 1
Sevilla / Centro
Trotz Empfehlung hat uns diese Bar in der Nähe einer Shoppingstraße nicht so umgehauen. Die Tapas, chipirones und berenjena laminada rellena de bacalao, waren zwar OK, aber auch nicht mehr. Nett fand ich den Charly Chaplin Film, der drinnen auf einem Fernseher lief, aber wir waren ja nicht zum Fernsehen hier. Unser Fazit: Geht so.
Dos de Mayo
Plaza de la Gavidia, 6
Sevilla / Centro nahe Corte Inglès
Genau so habe ich mir eine spanische Tapas Bar vorgestellt. Ein Klassiker. Vollgepfropft mit Leuten, die direkt an der Theke bestellen, sehr professionell wirkende, emsige Kellner und jede Menge leckere Tapas. Man geht zum Bestellen an den Tresen und erst dann setzt man sich an einen der Tische. Oder man bleibt stehen. Ist die gewünschte Tapa fertig, wird man gerufen. Ein buntes, lautes Chaos, aber sympathisch. Wir haben den Pavía Bacalao legitimo, die Papas aliñás a la sevillana, Atún con ajo blanco und den Flamenquín Cola de toro bestellt. War alles lecker.
Tapas Bars in Triana:
La Entrañable
Callao número 5
Sevilla /Triana
Unser Frühstückscafé! Natürlich kann man hier auch Tapas kriegen, aber da die Bar direkt vor der Tür unseres Apartments lag, sind wir hier immer schon früh am Morgen eingekehrt. Sehr klein aber sehr, sehr nett! An unserem letzten Tag gab es sogar noch eine herzliche Umarmung zum Abschied vom Kellner.
Las Golondrinas
Calle Antillano Campos 26
Sevilla / Triana
www.barlasgolondrinas.com
Eigentlich sollten wir hier den Solomillo mit Whisky probieren. Der hat uns aber, zumindest als Tapa, nicht wirklich umgehauen. Vielleicht ist die “media ración”, also statt Tapa ein ganzer Teller voll, ja anders. Da aber der Kellner sehr nett war und wir noch andere Tapas probieren wollten, sind wir mehrmals in diese kleine Bar gegangen. Der nette Kellner erkannte uns beim zweiten Besuch auch sofort wieder.
Die Bar Golondrinas besteht aus einem kleinen Raum mit halbrundem Tresen. Über eine enge Treppe gelangt man auf eine Empore, auf der wackelige alte Tische und Stühle stehen. Tapas werden allerdings nur unten, also im Stehen, serviert. Will man oben im Sitzen essen, muss man eine ración oder media ración bestellen. So niedlich diese kleinen, bunten Möbel auch sind, irgendwie hatte das für mich etwas von Puppenstube. Von den Dimensionen erinnerte es an Schneewittchen bei den Sieben Zwergen. Und ich bin mit gerade mal knapp 1,70 m wahrlich kein Riese. Wenn man früh kommt, wie wir, pünktlich um halb neun, kann man bequem unten an der Theke stehen. Später muss man sich da einen Platz erkämpfen.
Jedenfalls haben wir nach dem guten, aber nicht vom Stuhl hauenden Solomillo an den anderen Abenden dann Champiñones, Jamón de bellota und Chipirones a la plancha probiert. Alle Tapas waren megagut! Die Chipirones sind die oben bereits erwähnten, die mich in kulinarische Ekstase versetzt haben. So unglaublich lecker! Für mich sind die Golondrinas eindeutig die beste Tapas Bar in Sevilla!
P.S. Da hier alles so klein ist, gibt es im Gebäude gegenüber noch einen zweiten Saal, und ein paar Straßen sogar noch eine weitere Bar, die Golondrinas II, aber da waren wir nicht.
Taberna Vargas
Rodrigo de Triana 8
Sevilla / Triana
Sehr klein und sehr familiär. Hier sitzen nur Einheimische! Die Taberna liegt in einer kleinen Seitenstraße der Fußgängerzone Sant Jacinto. Hier habe ich meinen ersten salmorejo gekostet und die riesigen mejillones rellenos de atún probiert. Sehr lecker und vor allem sehr authentisch. Hat uns super gefallen!
El Patio de Sant Eloy – Las Columnas
Sant Jacinto 29
Sevilla / Triana
www.patiosaneloy.com
Es gibt diverse Bars dieser Kette, die über die ganze Stadt verteilt liegen. Wir waren in den Columnas in Triana. Tapas konnte man leider nur drinnen bestellen. Da gerade direkt vor dem Fenster Bauarbeiten – spät am Abend – stattfanden, haben wir uns lieber so weit weg von dem Lärm gesetzt, wie nur möglich. Nur gab es dann leider keine Tapas mehr. Warum weiß ich nicht. Ist vielleicht eine spanische Regel, so wie bei uns das mit „Draußen nur Kännchen“. Also mussten wir Montaditos bestellen. Auch gut. Einer der Kellner war sehr gestresst und nicht unbedingt freundlich. Dafür war ein anderer zum Ausgleich aber sehr nett und hat uns die Montaditos erklärt. Wir hatten Malagueño, Madrileño, Calamares und Pringà, angeblich eine ursevillanische Spezialität. Diese Spezialität haben wir natürlich aus Neugier bestellt, denn selbst Carmen wusste nicht, was das sein sollte.
Wie sich herausstellte, ist Pringà eine Mischung verschiedener Fleisch und Wurst(-reste?), Schwein, Huhn, Morcilla, Chorizo, Tocino etc, die zusammen gekocht werden und die man dann klein gezupft auf das Brötchen verteilt. Der Name stammt von dem Verb pringar, das eigentlich so viel wie einfetten, sich beschmieren heißt, laut dem netten Kellner aber von der Art, in der man diesen Montadito isst, stammt. (?) so richtig schlau bin ich daraus nicht geworden. Für meinen Geschmack war das auch einfach zu viel Brot. Im Baskenland gibt es auch sehr leckere Montaditos, aber die haben nur unten Brot, und oben ist dann irgendetwas drauf gespießt. In Sevilla sind Montaditos offenbar belegte Brötchen.
Nicht mehr geschafft haben wir leider diese beiden Tapas Bars, die wir uns für das nächste Mal aufheben:
Eslava
Eslava 3
Wohl etwas teurer als die anderen, aber dafür angeblich eine der besten Tapas Bars. Empfohlen hat man uns, die Mejillones und den Salmorejo.
El Rinconcillo
Gerona 40
www.elrinconcillo.es
El Rinconcillo soll eine der ältesten Tapas Bars in Sevilla überhaupt sein. Lag leider nicht auf unserem Weg, aber steht ganz oben auf der Liste für unseren nächsten Besuch!
Und noch etwas Süßes zum Schluss:
Neben den traditionellen Churros, den fettgebackenen Dingern mit Rillen und viel Puderzucker drauf, gibt es ihn Sevilla auch noch Porras! Der Unterschied ist eigentlich minimal: Die Porras sind glatt, also ohne diese Rillen, und werden nicht mit Zucker bestreut. Ansonsten schmecken sie genau wie Churros.
Das große Ding sind die Porras. Am Rand, rechts im Bild, liegt ein Churro – zum Vergleich
Nützliche Infos und kurze Erklärungen einiger Tapas:
ajoblanco = ist eine kalte Knoblauchcremesuppe mit Weißbrot und Mandeln
espinacas con garbanzos = einfach Spinat mit Kichererbsen. Meist mit Cumin, aber in der Bar Alvaro Peregil hatten sie da garantiert noch ein anderes Gewürz mit drin. Welches, haben sie uns aber nicht verraten.
flamenquín = in Schinken gewickeltes Fleisch, im Teigmantel fritiert.
montadito de pringá = Montadito ist in Sevilla ein belegtes Brötchen. Pringá ist eine Mischung aus verschiedenen Fleischsorten, klein gezupft, auf das Brötchen verteilt
papas aliñás = eine Art Kartoffelsalat
pavía de bacalao = in Teigmantel gebratener Kabeljau, lecker knusprig.
salmorejo = nicht zu verwechseln mit Gazpacho! Salmorejo ist eine kalte, dickflüssige Suppe, nur aus Tomaten und Weißbrot. Und Öl natürlich. Gazpacho kennt bestimmt jeder: Diese kalte Gemüsesuppe macht man traditionell aus Tomaten, Gurke, Paprika, Knoblauch, Öl, Essig und etwas aufgeweichtem Weißbrot. Aber da hat jede Hausfrau ihr ganz eigenes Rezept.
Fino = ist neben einem Bierchen das typische Getränk zu Tapas. Ein weißer, trockener Wein / Sherry.
Manzanilla = (NICHT zu verwechseln mit Kamillentee, der heißt genauso) ist eigentlich auch ein Fino. Den Unterschied habe ich nicht wirklich geschmeckt. Aber es gibt zum Glück Fachleute, die das im Internet erklären (allerdings auf Spanisch):
Blog eines Restaurants in Sevilla: que es manzanilla y que es fino
„Hacedor de vinos“ de Tiopepe: www.youtube.com
Erklärungen zu den Gerichten, Rezepte für einige der traditionellen Tapas und sogar Adressen der Tapas Bars in Sevilla gibt es auf www.visitasevilla.es oder als PDF zum Downloaden.
Möchten Sie Sevilla auf eine andere und unterhaltsamere Art und Weise kennenlernen? Als Eclipse Sevilla bieten wir Ihnen hierzu verschiedene Angebote um Ihnen die Hauptstadt Andalusiens näher zu zeigen. Restaurants, kulturelle Besichtigungen, Pferdekutschenfahrten, Bootstouren, Shows usw.
Das alles und nocht viel mehr erwartet Sie mit Eclipse Sevilla. Besuchen Sie uns und finden Sie alles heraus:
Liebe Leute von Eclipse Sevilla, bitte schaltet Eure Werbung ansderwo, aber nicht hier, in den Kommentaren! Danke!
Lecker! Ich liiiiiieeebe Tapas … und salmorejo ist sehr cool, oh ja! 😉 Mein Gastro-Spanisch ist übrigens nahezu perfekt. Nicht nur „una caña“ funktioniert bestens! Hahaha …
Haha! Prima! ein echter Profi! 😉
Tapas sind einfach eine grandiose Idee! Ich wünsche mir immer „Vielfalt“ auf der Tafel : ) Hier im Münsterland sind es da natürlich mau aus … Manchmal wünsche ich mich darum schon an einen anderen Ort! Sonnige Grüße, Jutta
Da kann ich Dir nur zustimmen. Das Essen hier, überhaupt im Mittelmeerraum, ist ein Traum. Jedenfalls für mich. So schnell komme ich hier wohl nicht weg … und wenn, dann brauche ich sicher ein Tapas-Care Paket oder so 🙂