Es ist schön, wieder hier zu sein. An meinem ersten Tag in diesem Jahr an der Algarve sehe ich gerade noch die Sonne untergehen, bevor über Faro die Nacht hereinbricht. Auf der Dachterrasse meines im Zentrum liegenden Hotels hat man einen tollen Blick auf die sich rosa färbende Landschaft der Ria Formosa. Bei diesem romantischen Anblick ist es kein Wunder, dass sich außer mir auch andere Hotelgäste hier oben einfinden, um den Abend mit diesem Bild im Kopf ausklingen zu lassen.

faro Hotel 3hbFaro auf der dachterrasse sonnenaufgang

Am nächsten Morgen werde ich früh wach. Auch zum Frühstück geht es wieder hinauf aufs Dach, dieses Mal mit Sonnenaufgang in Orange. Nach Kaffee, Croissant, Pastel de Nata und Müsli bin ich in vier Minuten Fußweg unten am Hafen. Für mich ist der Jardim Manuel Bivar mit seinem kleinen Pavillon das Herzstück der Stadt. Von hier aus kann ich das von der Ria Formosa gebändigte Meer und die dicken Mauern der Altstadt sehen. Auf dem Arco de Vila, der Eingangspforte zum historischen Zentrum Faros, klappern gleich drei Storchenpaare laut in ihren Nestern.

faro jardim manuel bivar algarve

faro störche Arco de Vila

Hinter mir, im Gassengewirr der sich kreuzenden und krümmenden Fußgängerstraßen, öffnen die ersten Cafés. Die kleinen Boutiquen sind noch geschlossen und erwarten ihre Kundschaft offenbar nicht vor 10 Uhr. Wie immer, wenn ich auf dem kleinen Platz vorbeikomme, sitzt dort ein Mann in den mittleren Jahren neben dem Pavillion. Um sich herum hat er eine Staffelei und Gemälde aufgestellt, aber auch diverse Parteifähnchen und Wahlplakate. Er ist offenbar Straßenmaler und kandidiert gleichzeitig für ein politisches Amt.

Direkt neben ihm zeigen zehn Paneele wunderschöne Unterwasseraufnahmen. Ein Meeresbiologe zeigt in einer Open-Air-Ausstellung die Schönheit der Natur vor den Toren Faros. Nachdem ich seine Werke bestaunt habe, setze mich auf eine Bank und beobachte das morgendliche Treiben. Über die Anker- und Fischmotive auf dem Kopfsteinpflaster hinweg kann ich die Schiffe in der Marina, dem Hafen Faros, schaukeln sehen. In der Ferne sind die Muschelsammler bei der Arbeit. Ähnlich wie die Bahnstrecke, die Linha do Algarve, soll von hier aus bald ein Fahrradweg entlang der Ria Formosa bis nach Olhāo führen. Doch das dauert wohl noch eine Weile.

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faro shopping

faro

Fuseta

Fast ein wenig vergessen wirkt das Dörfchen Fuseta. Wer die Geschichten des Hamburger Kommissars Lost kennt, weiß ganz genau, was ich meine. Wenn Du die Krimis noch nicht kennst, empfehle ich sie hier von ganzem Herzen. Tolle Bücher! Ein Fischerboot mit fünf Männern fährt gerade in den schmalen Kanal ein, der bei Ebbe aus der Ria in den kleinen Hafen führt. Das Boot ist mit etlichen Säcken Muscheln beladen, die die Fischer offenbar heute gesammelt haben. Lina, mein Guide, erzählt mir, warum die amêijoas, die kleinen Venusmuscheln, aus der Ria so besonders beliebt in Portugal sind. Das liegt nämlich an den Gezeiten. Hinter den schützenden Sandbänken gibt es keine tobenden Wellen und kein brausendes Meer. Der regelmäßige Wasseraustausch, der mit Ebbe und Flut einhergeht und das Stillstehen des Gewässers wirken sich auf den feinen Geschmack der Muscheln aus.

 hafen fischerboote fuseta

Am Strand von Fuseta stehen Liegestühle im Sand und in dem kleinen Café kann man eine Tasse Kaffee, ein Bier oder ein Glas Wein trinken und dabei den Muschelsuchern bei der Arbeit zu sehen, wenn sie bei Ebbe durch das Watt laufen. Weiter hinten steht frisch gestrichen das alte Gebäude der Seenotrettung auf Stelzen. Vor ein paar Jahren sollte es eigentlich schon wegen Einbruchsgefahr abgerissen werden. Meer und Salz hatten dem Häuschen im Laufe der Jahre schwer zugesetzt, doch zum Glück kämpften die Einheimischen für den Erhalt des Gebäudes. So wurde schließlich beschlossen die antiga estação salva-vidas zu restaurieren und wieder nutzbar zu machen. Bis die umfassenden Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein werden, ziert sie als eine Art Wahrzeichen den Strand von Fuseta.

fuseta alte seenotrettungstation algarve

fuseta alte seenotrettungstation algarve

Auf einer Bank hat es sich ein älteres, einheimisches Pärchen gemütlich gemacht. Die beiden futtern ihre mitgebrachten Brote und hören ziemlich laut portugiesische Schlager im Radio. Ich kenne mich in der Musik hier nicht so aus, aber Fado ist das nicht. Falls es so etwas wie Schlager hier nicht gibt, dann war es eben seichte Unterhaltungsmusik für die eher ältere Generation.

 hafen fischerboote fuseta

An vielen bunten Booten vorbei Richtung Dorf schlendernd, riecht es plötzlich nach frischer Farbe. Ein Fischer ist gerade dabei, den Rumpf seiner Barkasse neu zu streichen. Neben mir ruft ein älterer Herr ihm etwas zu. Die beiden unterhalten sich fröhlich rufend auf zehn Meter Entfernung. Dann klickt ein Zippo neben mir. Der nette Herr zündet sich eine Zigarette an, um dem arbeitenden Kollegen gemütlich von hier aus bei der Arbeit zuzusehen und ihm gute Ratschläge zu geben.

fischerhütten fuseta

Als ich zu den brav in einer Reihe stehenden Fischerhütten komme, die in Fuseta überraschenderweise nicht bunt bemalt, sondern gleichförmig in Holzbraun gestrichen sind, dringt wieder fröhliche Musik in mein Ohr. Dieses Mal stammt sie von einem jüngeren Pärchen mit Hund. Während sie den kleinen Vierbeiner spazieren trägt, transportiert er einen gepolsterten Tragekorb und die Musik – dieses Mal allerdings englische Popsongs der 80er Jahre.

naturpark ria formosa fuseta

Wie in vielen Orten der Ria Formosa erstrecken sich hinter dem Hafen die Salinen von Fuseta. Ein Wander- und Radweg führt von Fuseta aus in Richtung Tavira. Jetzt im Winter und bei Flut sind die Becken natürlich voller Wasser. Da wird kein Salz getrocknet. Dafür lieben die Vögel diese Landschaft, die für sie so viele Leckerbissen bereit hält. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit kommen zu den einheimischen Vögeln noch die Zugvögel hinzu. Stelzenläufer, Kolbenenten, Dünnschnabelmöwen, Purpurhühner und natürlich Flamingos lieben die sumpfige Landschaft der Ria. Vogelbeobachter können sich gar nicht sattsehen an den vielen gefiederten Tierchen, die sich hier tummeln. An die 30.000 Vögel sollen sich hier tummeln…

ecovia algarve fuseta

ecovia algarve fuseta flamingos birdwatching

ecovia algarve fuseta torre de aires steg

Die Ecovia führt von Fuseta bis an die spanische Grenze nach Vila Real de Santo Antonio. Ganz so weit laufe ich heute aber doch nicht. Mir reicht die schöne kleine Route bis zur Torre de Aires, einem alten Wehrturm bei Luz de Tavira, von dem aus man früher die Küste bewacht hat. Kurz vor dem alten Turm führt ein Steg aufs Wasser. Dann wird es auch schon dunkel und die Sonne geht – schon wieder mega romantisch – unter.

ecovia algarve fuseta torre de aires sonnenuntergang

Etwas Süßes zum Schlus „Bolinhas de Berlim“ :

Bäcker Carlos hat vor ein paar Jahren damit begonnen, Berliner, beziehungsweise fettgebackene, kugelige Krapfen, an den Stränden Fusetas zu verkaufen. Gefüllt hat er die fetten Teile mit Crema pastelera, die typsiche Vanillecreme die auch die Pasteis de nata gefüllt werden. Seit Jahren sind die Berliner, die er Bolhinhas de Carlos, also Carlos Bällchen nennt – der absolute Hit an den Stränden, wo ambulante Verkäufer die Kalorienbomben im Sommer unter die Leute bringen. An der N-125, der Hauptverkehrsader der Algarve, liegt seine von außen eher unscheinbare Pasteleria Marieta‘s (warum da ein Apostroph ist, weiß ich leider auch nicht). Vor der Tür stehen die Menschen ungelogen Schlange, um diese speziellen Berliner zu kaufen! Natürlich muss ich die auch probieren und warte geduldig, bis ich an der Reihe bin. Da Kartenzahlung nur ab 5 Euro möglich ist und die Kugeln nicht mal einen Euro pro Stück kosten, kaufe ich eben ein paar mehr.

berliner berlim bolinhas de carlos fuseta

Ich probiere den ersten mit klassischer Füllung gleich an Ort und Stelle. Wer jetzt einen normalen Berliner erwartet hat, wird überrascht sein. Denn Carlos hat die Krapfen-Pfannkuchen auf seine ganz eigene Weise neu interpretiert. Statt die Füllung in dezenter Menge einzuspritzen werden die Berliner quer aufgeschnitten und massiv mit einer großen Portion der jeweiligen Füllung versehen. Neben der klassischen Creme de Pasteleiro (die ähnlich schmeckt wie die Füllung der Pasteis de Nata) gibt es Schokolade, Haselnuss, Zitrone, Kiwi, Erdbeere, weiße Schokolade … derzeit sind es 11 verschiedene Sorten, doch Carlos denkt sich immer wieder neue Sorten aus, um seine Kundschaft zu beglücken. Die frittierten Kuchen sind so beliebt, dass sie es nicht einmal in die Auslage schaffen. Sie werden stets gleich aus der Küche weg verkauft und die Produktion scheint nie stillzustehen. Angeblich soll er in der Hochsaison im Sommer manchmal nur drei Stunden schlafen!

In Winter verkauft er rund 70 Berliner am Tag, im Sommer backt er an die 12 000 Kugeln pro Tag! Und dabei sind Hauptabnehmer bisher portugiesische Kunden, Urlaubende aus dem Ausland haben seine Bolinhas noch gar nicht entdeckt. Allein ist das natürlich nicht mehr zu schaffen. Inzwischen arbeiten 34 Leute mit, um genügend von Carlos Bällchen herzustellen und unter die Leute zu bringen.

Nützliche Infos:

Das Hotel 3HB war früher ein Kinokomplex, dann ein Einkaufzentrum. Nachdem das Gebäude lange leer stand, wurde alles renoviert und das Hotel eingerichtet. Das Gebäude liegt mitten im Fußgängerbereich Faros, sodass man die letzten Meter zu Fuß gehen muss. Wenn man viel Gepäck hat kann man sich aber auch mit dem Tuk Tuk (oder der Ape wie man in Apulien sagen würde) des Hotels abholen lassen.

3HB Faro
Rua Vasco da Gama 33
8000-442 Faro
Website www.3hb.com

fuseta alte seenotrettungstation algarve

Ecovia bei Fuseta: www.euroveloportugal.com/

Marieta’s Café
direkt an der N 125
8700-067 Moncarapacho
Koordinaten: 37.053655, -7.775432

Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise, zu der Hotelübernachtung wurde ich eingeladen. Davon ab hat mir das Hotel einfach megagut gefallen 🙂