Langsam aber sicher nähert sich der Winter. Dunkle Wolken hängen am Himmel und es wird nicht einmal richtig hell. Die Welt vor der Haustür steckt heute in Grautönen fest. Bis vor ein paar Tagen war es noch so warm, dass wir im Meer schwimmen konnten, doch nun ist Novemberwetter angesagt, die Zeit im Jahr, in der es draußen nass und dunkel ist.
Ich setze also einen Kessel Wasser auf und koche Tee. Heißen, schwarzen Ostfriesentee, schön stark. Mit einem dicken Becher Tee kuschele ich mich dann aufs Sofa und lese. Lesen hilft bei nasskaltem Wetter gegen schlechte Laune. Bei mir funktioniert das fast immer. Es muss nur ein gutes Buch sein.
In diesem Winter werde ich vermutlich viel Zeit zum Lesen und Träumen haben. Reisen fallen vorerst aus und müssen im Kopf stattfinden. Neben meinem Bett und im Regal stapeln sich die angefangenen Werke, weil ich manchmal unbedingt schon in ein neues Buch reinlesen muss, dann aber doch ein bereits angefangenes zu Ende lese. Zugegeben, ich bin da etwas chaotisch, eine kleine Raupe Nimmersatt, die alles anknabbert und verschlingt.
Eigentlich wollte ich in diesem Herbst auf die „andere“ Seite der Pyrenäen, ins Béarn, nach Pau, nach Okzitanien, ins Roussillon. Und da ist mir das „111 Orte in den französischen Pyrenäen“ aus dem Emons-Verlag in die Hände gefallen. Meine Seite der Berge kenne ich ja schon ziemlich gut. Höchste Zeit also mal einen Blick jenseits der Gipfel zu werfen.
111 Orte in den französischen Pyrenäen:
Beim Stöbern durch die verschiedenen Geschichten, habe ich ein paar Orte gefunden, die ich schon kenne, wie die Dynamiterie in Paulilles. Dort liegt eine beeindruckende Grünanlage direkt am Meer. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, an dem früher Dynamit hergestellt wurde und die eine oder andere Stange in die Luft flog. Atemberaubend!
Oder das kleine Dörfchen Tarascon-sur-Ariège, das Michi und ich im Sommer kurz besucht haben. Von Bagà aus, wo wir auf den Spuren der Katharer unterwegs waren, sind es nur eineinhalb Stunden Fahrt. In Tarascon haben wir einen besonderen Aperitif, den Hipocras, entdeckt.
Auch Rivesaltes kommt im Buch vor. Das hat mich besonders beeindruckt, denn dieser Ort ist wahrlich nicht schön, aber dafür umso wichtiger. Die Gedenkstätte in Rivesaltes ist ein trauriger, nur schwer zu ertragender Ort, der Teile der Geschichte erzählt, von denen man nur wenig oder gar nichts weiß. Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs spielten sich in diesem Lager traurige Szenen ab.
Bis heute gibt es Flüchtlinge in der Welt, auch bei uns, mitten in Europa. Genau deswegen sind Orte wie Rivesaltes so wichtig. Eine Gedenkstätte gegen das Vergessen, damit wir es jetzt und in Zukunft besser machen können.
Ein Ort des Lichts und der Sonne ist Collioure. Vielleicht sogar einer der hübschesten Fischerorte an der Côte Vermeille. Dort wo die Pyrenäen sich vor dem Mittelmeer verneigen, erstrecken sich fröhlich bunte Häuser in felsigen Buchten. Umringt von Weinbergen und grünen Hügeln, erstrahlt der kleine Ort unter der heißen Sonne des Midi. Das besondere Licht und die leuchtenden Farben zogen schon Henri Matisse hierher.
Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber ich schwöre, dass die Orte im Buch, die ich bereits kenne, allesamt eine Reise wert sind. Umso gespannter bin ich jetzt natürlich auf die Orte, die ich noch nicht kenne. Denn ein Tag wie heute ist dafür gemacht, gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und die ausgefallenen Reisen für 2021 neu zu planen. Um alle 111 Orte im Buch zu erkunden habe ich noch richtig viel zu tun.
Als Nächstes werde ich mir die „111 Orte in Toulouse“ vornehmen. Die hat nämlich die liebe Hilke von mein Frankreich geschrieben. Da die aber erst im Juni herauskommen, bleibt mir noch genug Zeit, um vorher das Béarn, die Gascogne, das Roussillon und andere Ecken Okzitaniens anzusehen.
Evelyn Pschak von Rebay
111 Orte in den (französischen) Pyrenäen, die man gesehen haben muss
ISBN 978-3-7408-0562-3
Hilke Maunder
111 Orte in Toulouse, die man gesehen haben muss
ISBN 978-3-7408-1091-7
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