Durch Olivenhaine und sanfte Hügel führen die einsamen Landstraßen Apuliens. Die Olivenbäume sind hier unglaublich dick. Alt und ehrwürdig. Mehrere hundert, wenn nicht tausend Jahre alt schätze ich einige der Exemplare. Dann entdecke ich hinter grünen Weinreben und ein paar Bäumen versteckt, plötzlich das erste Trullo. Ich bin ganz aus dem Häuschen vor Freude. Dann kommt bald noch eins. Und wieder eins. Rund um Alberobello ist die Gegend voll mit diesen runden kleinen Häuschen. Alle paar hundert Meter lugt mindestens einer oder gleich mehrere dieser Trulli aus den Olivenhainen heraus. Sie sind unglaublich schön und sehen so gepflegt aus.
Doch bevor wir in Alberobello ankommen, habe ich noch Zeit, die Olivenbäume zu bestaunen. Die dürfen hier scheinbar tatsächlich alt werden. In Spanien werden die alten Bäume offenbar regelmäßig durch jüngere Bäume ersetzt, denn bei uns sind sie deutlich schlanker. Die meisten Früchte tragen Olivenbäume nämlich, wenn sie um die zwanzig Jahre alt sind. Doch hier im Süden Italiens lässt man auch die altehrwürdigen Bäume stehen. Sie tragen ja auch noch und sehen märchenhaft schön aus. Wenn sie sprechen könnten, würden sie bestimmt viele aufregende Geschichten aus ihrem langen Leben erzählen. Doch dann kommen immer mehr Trulli in Sicht. Ich bin ganz aufgeregt.
Bald schon sind wir in Alberobello. Von Polignano an der Küste ist es nicht weit bis hierher. Wir lassen das Auto auf einem der zahlreichen Parkplätze für Besucher stehen und gehen einfach den nächstgelegenen Hügel hinauf. Durch einen kleinen Park führt ein Weg nach oben. Schon stehen wir direkt zwischen den alten Hütten aus Kalk und Stein. Es ist einfach zauberhaft und ich kann mich gar nicht sattsehen. Zwischen zwei Hütten hindurch kann ich die zentrale Piazza und einen anderen mit Trulli bebauten Hügel sehen. Von dort unten aus scheint sich der Strom der Besucher ausschließlich auf die Hütten des gegenüberliegenden Hügels zuzubewegen.
Merkwürdigerweise ist es auf unserer Seite wesentlich ruhiger. Hier gibt es keine Läden, die Andenken oder Kunst verkaufen. Ein älterer Herr sitzt stumm und still vor seiner Tür. Er erinnert mich sehr an die Leute im Dorf meines Großvaters. Da saßen die Alten auch immer vor der Tür, als Zeitvertreib, um zu sehen, was auf der Dorfstraße passiert. Das wäre ein superschönes Foto. Aber ich lasse es bleiben. Sicher finden die Einwohner es nicht besonders toll, von den Besuchern fotografiert zu werden. Denn schließlich sind es ganz normale Menschen, die hier in den Trulli leben. Jedenfalls noch. Vermutlich werden es immer weniger. Denn wirklich groß sind diese Hütten nicht. Bequem wohnen geht vermutlich anders. Und wenn der Andrang der Besucher irgendwann überhandnimmt, dann werden wohl auch die letzten echten Bewohner der Trulli lieber in ein moderneres, ruhigeres Viertel von Alberobello ziehen.
Auf dem touristischen Trulli Hügel angekommen, ist es nicht mehr ruhig. Hier merkt man den Zustrom der Besucher aus der ganzen Welt. Doch wir wollen keine traditionellen Süßigkeiten und keinen Likör kaufen. Stattdessen frage ich mich, was die merkwürdigen Zeichen auf einigen Trulli wohl bedeuten. Sie sehen ein bisschen aus wie magische Symbole und erinnern mich an Geschichten mit Hexen und Druiden. Im Internet finde ich eine mögliche Erklärung. Dort heißt es nämlich, dass die Zeichen sowohl christlichen als auch heidnischen Ursprungs seien. Die Leute waren früher eben abergläubisch, hier genauso wie in Pals, und wollten sich vor dem Einfluss der bösen Geister schützen. Die Zeichen sollten vermutlich einfach Krankheiten abwenden.
Nachdem wir so ungefähr jede Straße auf der touristischen Trulliland-Seite von Alberobello durchschritten haben, gönnen wir uns in dem kleinen Café an der Piazza etwas zu trinken. Trotz der vielen Touristen (es kommen sogar Reisegruppen von Kreuzfahrtschiffen hierher) sind die Kellner echt liebenswert und freundlich und auch die Preise sind total normal und bezahlbar. Mein Schatz bestellt sich ein Bitter-Wasser, das er hier in Apulien entdeckt hat und total lecker findet. Mir ist eher nach einem kühlen Eiskaffee. Ich erwarte etwas Ähnliches wie bei uns, also einen Espresso und Eiswürfel. Aber hier geben sie noch einen Schuss köstliche Mandelmilch dazu! Sehr lecker! Als kleinen Snack genehmigen wir uns Frisella, das harte Brot mit Tomaten, das wir im Salento kennengelernt haben. Dort wird es allerdings aufgeweicht, hier isst man es offenbar als Zwieback.
Dann verabschieden wir uns wieder von Alberobello und seinen echt zauberhaften Trulli. Die gehören übrigens seit 1996 Zum UNESCO Weltkulturerbe. Total zu Recht ziehen diese Hütten so viele Besucher an. Wir sind auch von diesen charmanten Rundhäusern mit den lustigen Dächern begeistert und sind froh, sie gesehen zu haben. Noch schöner wäre es einmal in so einem Ding zu schlafen. Viele der alten, verlassenen Trulli wurden aufgekauft, restauriert und werden mittlerweile als B&B vermietet. Immerhin eine Art sie zu erhalten.
Noch ein paar Infos zu Alberobello
Über der Tür der Bar in der wir gegessen haben stand ein Schild “20”. Es war ziemlich genau an der Ecke Via Brigata Regina – Largo Martellotta, nahe dem Parkplatz. Im Internet kann ich es nicht finden, aber vor Ort kannst Du es gar nicht verfehlen.
Tipp: Die Parkplätze sind gebührenpflichtig. Es lohnt sich, rechtzeitig da zu sein. Wenn Du weiter außerhalb parkst und gut zu Fuß bist, kannst Du das Geld für den Parkplatz sparen.
Schöne Geschichten und Fotos über die Trulli und Alberobello findest Du auf Meerblog (Auf den Spuren der Trulli) und auf Pen and Sea (Hundert Masserie)
Hallo Nicole,
ein sehr schöner Beitrag über Alberobello. Wie wir euere Bilder sehen, waren damals nicht so viele Besucher da. Oder hattet ihr Glück bei der Fotoaufnahe, dass gerade keine auf dem Bild war? Laut unserer Erfahrung, kann das Trulli-Städchen ziemlich überfüllt sein, hauptsächlich in der Hauptsaison. Trotzdem lohnt es sich Alberobello zu sehen, weil die Atmosphäre ist traumhaft und die Häuser sind interessant. Wer gerne über die Stadt und die Trulli durch unsere Augen erfahren möchte, kann darüber auf der Seite https://www. travelsicht.de/alberobello-trulli-haeuser-apulien-italien/ lesen.
Wir wünschen euch viel Spaß mit dem Blog und weiterhin gute Reise!
Viele Grüße,
Ildi und Balint
Hallo Ihr beiden – es gibt einen Teil der Trullis der sehr touristisch ist, das stimmt. Im Sommer hat der Teil wirklich was von Disneyland. Aber wir haben uns abseits der Souvenirläden bewegt. Wenn man ein wenig sucht, findet man durchaus ruhige Ecken!!! Da wo wir spazieren gegangen sind war außer uns niemand! Die meisten Touristen bewegen sich merkwürdigerweise immer alle auf denselben Straßen,…
LG
Nicole
Alberobello, man weiß nie, ob man es überlaufen oder cool finden soll… Schön ist es auf jeden Fall! 🙂 Lieben Dank auch fürs Verlinken. :-*
… ich denke irgendwie beides – es kann schon leider recht voll werden, aber bin froh es einmal gesehen zu haben:-) diese Häuser sind wirklich so besonders …
liebe Grüße
Nicole