Riviera dei Fiori, Blumenküste nennen die Italiener diesen Teil ihrer Riviera. Die Alpen wachsen hier geradezu ins Mittelmeer hinein.

relais del maro borgomaro ligurien    relais del maro borgomaro ligurien

An der Küste ist die Landschaft der benachbarten Côte d‘Azur noch recht ähnlich, nur ist hier eben alles so schön italienisch und sehr viel bergiger als in Frankreich. Für ein paar Tage sind der Schatz und ich in dieser Gegend zwischen Monaco und Genua unterwegs.

Das kleine Borgomaro ist einfach bezaubernd. Nicht weit von der Küste entfernt, liegt das winzige Dörfchen mit seinen rund 300 Einwohnern versteckt hinter einer Kurve oben in den Hügeln der Provinz Imperia. Leicht verschlafen und mit bröckelndem Putz reihen sich die Häuschen in wenigen Straßen längs des Flüsschens Impero entlang. Gerade als wir ankommen, läuten die Kirchenglocken laut und weithin hörbar. Hier ist die Zeitansage noch ein echtes Konzert. Gleich neben der kleinen Brücke über den Fluss liegt das Relais del Maro, ein albergo diffuso, unsere Unterkunft.

Alimentari borgomaro ligurien

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Elena ist das Herz und die Seele des kleinen Hotels. Sie nimmt uns fröhlich strahlend in Empfang und erklärt auch gleich was ein albergo diffuso überhaupt ist. Die Italiener hatten nämlich schon in den achtziger Jahren die Idee, alte, vom Aussterben bedrohte Dörfer wiederzubeleben, indem sie Gästehäuser einrichteten. Durch die Besucher von außerhalb kam wieder neues Leben in die leer stehenden oder bereits verlassenen Orte. Wunderschöne alte Gebäude konnten so gerettet werden. Bei dieser Art Unterkunft verteilen sich die Zimmer oft auf verschiedene Häuser, daher auch der Name albergo diffuso (diffuso bedeutet so was wie verteilt).

Als Elena von diesem Konzept erfuhr, war sie begeistert. Lange schon schwebte ihr die Idee von einem Gästehaus oder einem B&B vor. Als kleines Mädchen hatte sie so viele glückliche Sommer ihrer Kindheit hier in Borgomaro verbracht. Also zögerte sie nicht lange und beschloss das Haus der Oma, das Haus, in dem ihre Mama groß geworden ist und auch gleich Opas Ziegenstall umbauen zu lassen.

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Dieser bunte Mix aus liebevoll restaurierten Zimmern für die Besucher und den kleinen, alteingesessen Läden, wie Brunas Bäckerei oder dem winzigen Lebensmittelladen an der Brücke funktioniert prächtig! Sogar einen Friseur, eine Apotheke und eine Poststation gibt es wieder in Borgomaro. Natürlich kauft Elena das Brot und die Croissants zum Frühstück für ihre Gäste bei Bruna, der Bäckerin. Aber auch der Wein, das Olivenöl und viele andere Produkte aus Borgomaro und den Nachbardörfern kommen hier auf den Tisch.

Apropos auf den Tisch: Hab ich schon gesagt, dass Elena nicht nur Zimmer vermietet, die Gäste in Empfang nimmt, bedient, und auch noch selbst kocht? Als wir im Mittag ankommen, bindet sie sich mal eben die Schürze um und kocht leckere Pasta. Sie macht wirklich alles selbst, oft auch alles gleichzeitig, und steckt immer voller Herzlichkeit. Jede Frage wird geduldig beantwortet, jeder Wunsch erfüllt. Cappuccino am Nachmittag? Eiscreme für die Kinder? Kein Problem! Kommt sofort. Aus dem B&B ist mittlerweile so etwas wie ein Wohlfühl-Rundum-Paket für die Gäste geworden.

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Legendär sind auch Kuchen und Kekse, die Elena und Mamma Piera zum Fünf-Uhr-Tee servieren. Hier wird keine Diät gemacht, erklärt Viola sofort jedem lachend aber resolut! Viola ist die helfende Hand, die Elena und Mamma Piera bei der täglichen Arbeit unterstützt. Ein wirklich tolles Team! Hier sind alle mit guter Laune und viel Herzblut dabei. Darum glaube ich Elena auch sofort, als sie erzählt, dass manche Gäste nach zwei Wochen mit einem weinenden Auge wieder nach Hause fahren. Bei so viel familiärer Herzlichkeit in diesem bezaubernden Bilderbuchdorf, wundert mich das wirklich nicht. Da muss ich beim Abschied fast selbst aufpassen, dass da keine Tränen kullern.

Kirche relais del maro borgomaro ligurien

Tipps in und um Borgomaro:

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Borgomaro:

Borgomaro besteht aus relativ geraden Straßen, denn die Menschen ließen sich entlang kleiner Kanäle nieder. Mit dem Wasser wurden die Ölmühlen angetrieben. Gleich hinter Borgomaro verstecken sich am Flusslauf ein Wasserfall und ein paar kleine Seen, die laghetti. Auch wenn sie winzig sind, ist die Miniwanderung dorthin echt schön. Im Sommer, wenn es heiß ist und die Strände überfüllt sind, baden hier die Einheimischen.

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Super Tipps für die ganze Gegend findest Du auf dem Blog unseres Hotels, des Relais del Maro. Ausführlich werden da die Dörfer beschrieben und regionale Produkte vorgestellt!

Relais del Maro
Via Ambrogio Guglieri 1
18021 Borgomaro (Imperia)
Website: www.relaisdelmaro.it

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Frühstück relais del maro borgomaro ligurien

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Pool relais del maro borgomaro ligurien

Panetteria Gandolfo Bruna
Bruna ist nicht nur die Bäckerin von Borgomaro, sondern auch die Freundin von Mamma Piera. Natürlich kaufen wir bei ihr eine ganze Tüte voll mit Amarettini und anderen Köstlichkeiten. So was Gutes kann doch gar nicht dick machen. Ich bin sicher, in Italien sind auch die Kekse gesund.

Enottrattoria dalla Etta
Ein hübsches kleines Bistrot-Restaurant mit wirklich leckerer Küche liegt direkt gegenüber des Relais del Maro, auf der anderen Seite der Brücke, vor der Kirche. Wir haben die Auberginen und gefüllte Ravioli probiert. Köstlich! Zufälligerweise haben wir am Nebentisch Henrike und Timo kennengelernt, die auch gerade in Borgomaro Urlaub machen. Von den beiden haben wir uns noch ein paar nette Tipps geholt …

enotrattoria dalla etta borgomaro

Agriturismo Cà Sottane
Brigitte stammt eigentlich aus Marseille. Wie sie in Borgomaro gelandet ist, weiß ich auch nicht, aber sie ist auf alle Fälle ein sehr unternehmungslustiger Mensch und spricht mindestens fünf bis sieben Sprachen. Seit sie in Borgomaro lebt, baut sie hier ökologisches Obst und Gemüse an. Auf dem kleinen Hof laufen Fasane, Esel, Hühner, Hunde und Katzen herum. In dem fröhlich bunten Restaurant gibt es am Abend ein festes Menü aus zwölf Gängen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, also Hausmannskost mit Gemüse aus dem Garten, der Jahreszeit entsprechend. Slow Food KM Zero :-).
Website www.agriturismocasottane.it

ca sottane borgomaro ligurien

ca sottane

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Cervo

Ein wunderschöner Tipp von Elena ist unser kleiner Ausflug nach Cervo. Nur wenige Kilometer von Borgomaro entfernt liegt dieses hübsche Plätzchen an der Küste. Als wir ankommen, sitzt dort nur eine ältere Dame auf der Bank und ein junges Pärchen sonnt sich im dunklen, grobkörnigen Sand. Glücklich klettern wir grinsend über die Steine. Offenbar verirrt sich kaum jemand an diesem schönen Frühjahrestag hierher. Es ist angenehm untouristisch, da brauchen wir wirklich kein Cinqueterre mehr.

cervo
cervo

Imperia

Imperia gibt es eigentlich erst seit 1923. Damals wurden unter Mussolini die beiden kleinen Orte Oneglia und Porto Maurizio zu einer neuen Stadt zusammengefasst. Wir spazieren in Oneglia am Hafen entlang. Im Hafenbecken schaukeln noch ein paar Fischerboote. Der nahe gelegene Strand ist voll mit Liegestühlen. Sieht fast schon lustig aus, wie sie brav in Reihen stehend darauf warten, von sonnenhungrigen Besuchern belegt zu werden. Wenn man an der langen Uferpromenade weitergeht oder fährt, gelangt man aber auch zu schönen Stränden ohne Liegen. Dort brandet das Meer richtig laut. Jedes Mal wenn sich eine Welle zurückzieht, kann ich sogar die dicken Kieselsteine hören, die sich dann raschelnd im Wasser bewegen.

imperia

imperia strand

imperia strand

imperia strand ohne liegen

Sarola

In Sarola liegt das kleine Weingut Ramoino. Danilo, Fabiana und ihr Bruder Fabrizio sind bereits die dritte Generation, die hier Wein anbaut, ein echtes Familienunternehmen. Die kleinen Weinberge, auf denen die Trauben für ihre Weine wachsen, liegen im Hinterland der Küste verteilt. Großvater Tilò war der erste in der Familie, der in den fünfziger Jahren damit begann, Wein herzustellen, den für die Region typischen Pigato Wein. Diesen recht kräftigen Weißwein gibt es nur hier in Ligurien, obwohl die Pigato Trauben den Vermentino Trauben recht ähnlich sind. Und Vermentino gibt es ja auch anderswo in Italien.

ramoino weinbauern sarola

ramoino weinbauern sarola

Vermentino, Michis neuer Lieblingswein, machen sie hier natürlich auch. Sogar Rosé und Rotwein stellen sie her. Der ruht still und brav in Eichenholzfässern in einem Weinkeller unter dem Restaurant. Danilo zeigt Michi sogar, wie der Duft des Weines sich schon allein dadurch verändert, wenn man den Bodensatz am Grunde des Fasses bewegt. Während Danilo und Fabiana uns die Unterschiede der einzelnen Weine bei einer kleinen Verkostung erklären, dürfen wir auch Käse und Wurst der Region probieren. Köstlich! Weil der Schatz und ich uns am Ende nicht einigen können, welcher Wein uns besser schmeckt, kaufen wir letztendlich drei verschiedene Sorten. Dann können wir alles zuhause noch mal in Ruhe probieren.

ramoino weinbauern sarola
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Azienda Agricola Ramoino
www.ramoinovini.com
Zu der Azienda Agricola gehört auch ein kleines Restaurant dazu!

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Lucinasco

Von Sarola aus ist es nicht weit bis Lucinasco. Ganz oben auf dem Berg bauen Cristina und ihr Mann Oliven an. Schon seit fünf Generationen widmet sich ihre Familie den kleinen grünen Früchten. Doch Christina ist die Erste, die die Oliven nicht einfach weiterverkauft, sondern ihr eigenes Olivenöl herstellt. Bereits auf dem Weg hierher kommen wir an unzähligen Olivenhainen vorbei. Das Dorf selbst ist mit seinen knapp 300 Einwohnern wirklich winzig. Es ist echt still hier und die Aussicht ist genial. Cristina baut ausschließlich Taggiasca an, eine besondere Olivensorte, die in der Region Imperia heimisch und sehr verbreitet ist.

olivenoel agriturismo lucinasco

Der unterschiedliche Geschmack ihrer Olivenöle kommt ausschließlich durch die Lage und die Bodenbeschaffenheit der Olivenhaine zustande. Denn das sei wie beim Wein, erklärt sie uns. Manche Früchte erhalten mehr, andere weniger Sonnenstrahlen, und der Boden gibt jeweils bestimmte Mineralien an die Pflanzen ab. Das alles schmeckt man dann am Ende auch in den Oliven und im Öl.

olivenoel agriturismo lucinasco

olivenoel agriturismo lucinasco

Außer den guten Olivenölen verkauft Cristina auch eingelegte Oliven. Dafür kommen natürlich nur die schönsten und besten Oliven der Ernte in Frage. Ein Jahr lang müssen die kleinen Früchtchen in Wasser und Salz eingelegt werden, ehe sie verzehrbereit sind. Keinerlei Zusatzstoffe kommen bei ihr ins Glas. Nicht einmal ein Zweiglein Rosmarin darf den Geschmack der Oliven beeinflussen.

Nach der Verkostung statten wir einem der Olivenhaine noch einen kurzen Besuch ab. Ich bin erstaunt, wie hoch die Bäume hier sind! Bei uns in Katalonien sind die Olivenbäume sehr viel niedriger und dicker. Ob das klimabedingt ist? Aber vielleicht ist der Taggiasca Olivenbaum ja einfach so. Cristinas Mann ist hier gerade dabei, die Olivenbäume zu schneiden. Die entfernten Äste dienen wieder als Dünger für den Boden. Überhaupt wird hier nichts weggeschmissen. Sogar die Kerne der ausgepressten Oliven dienen noch als Heizmaterial.

olivenoel agriturismo lucinasco

Azienda Agricola Cristina Armato
Website: www.olioarmato.it

Pieve di Teco

Als wir von Borgomaro aus Richtung Norden ins Piemont fahren, kommen wir durch Pieve di Teco. Ein niedliches kleines Dorf, das auf den ersten Blick aus Arkaden besteht. An einer langen Straße durch die kleine Altstadt findest Du dort einfach alles, Buchläden, Gemüseläden, Blumenverkäufer, den Barbier und kleine Cafés.

pieve di teco

pieve di teco

… Nachgelesen: …

Der Name Borgomaro stammt übrigens von dem italienischen „Borgo“ was so viel heißt wie Weiler, kleines Dorf, und dem ligurischen Wort „Macra“ für Wasser, von dem sich „Maro“ ableitet. Oberhalb von Borgomaro entsteht nämlich der Impero durch den Zusammenfluss des Treixanda und des Maro. Das steht alles in dem kleinen „Notizbuch des neugierigen Reisenden“, das Elena für ihre Gäste zusammengestellt hat.

Ligurien grenzt im Osten an die Emilia Romagna und im Norden an Piemont, das  wir gleich im Anschluss an unseren Ligurien-Trip erkunden werden. Bisher kenne ich Ligurien nur von der nicht so schönen Autobahn. Letztes Jahr zum Beispiel, sind wir auf dem Weg ins Salento hier vorbei gekommen. Ein Tunnel reiht sich an den anderen und zwischendrin kann man einen schnellen Blick auf die Dörfer im Tal werfen, ehe man wieder in einem Berg verschwindet. Dass es hier doch so schön sein kann, hat uns daher echt überrascht. Also öfter mal runter von der Autobahn!

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Dieser Artikel entstand während eines Blogtrips zu dem wir von Greenpearls, einem Portal, das sich dem nachhaltigen Reisen verschrieben hat, und dem Relais de Maro eingeladen wurden. Unsere Begeisterung für dieses zauberhafte kleine Fleckchen Erde ist davon unbeeinflusst und entspringt ausschließlich unseren fröhlich klopfenden Herzen.