Frankreich ist von der Costa Brava aus zum Greifen nahe. Wir könnten einen Tagesausflug nach Perpignan machen und abends wieder zu Hause sein. Und genau das ist heute unser Plan. Wir wollen auf der alten Küstenstraße Richtung Norden fahren und den südlichsten Zipfel Frankreichs erkunden. Einfach nur mal so.
Der alte Grenzweg entlang der Küste:
Bevor es über die Grenze geht, frühstücken Michi, Lina und ich noch gemütlich in Portbou. Statt über die Autobahn, fahren wir an der Küste entlang. Die Strecke ist zwar etwas länger, aber dafür umso schöner. Nur etwas über eine Stunde dauert es von hier bis in die Hauptstadt des Roussillon.
Ich bin ganz aufgeregt, als wir die alte kurvenreiche Straße mit dem Auto erklimmen. Von Portbou aus kann ich Frankreich schon sehen. Es fühlt sich wunderbar altmodisch an, über diesen alten Grenzweg zu fahren. Ganz oben auf dem Hügel angekommen, werfe ich einen letzten Blick auf das kleine, verlassen wirkende Dorf unter uns. Tschüss Portbou! Hallo Frankreich!
Schon sind wir drüben. Genauso, wie es eben noch bergauf ging, geht es jetzt bergab. Nur dass jetzt Cerbère vor uns liegt. Wie ein Spiegelbild von Portbou dominiert ein riesengroßer Bahnhof das kleine Örtchen. Die beiden Grenzdörfer sind wie Zwillinge, nur eben durch die Grenze getrennt.
Die Küste heißt nun nicht mehr Costa Brava, sondern Côte Vermeille. Wohl wegen der rötlichen Farbe der Felsen. Aber die Landschaft sieht schon noch sehr ähnlich aus.
Als wir durch Banyuls sur Mer fahren, spielt auf dem zentralen Dorfplatz eine Kapelle. Es ist eine Cobla, ein typisch katalanisches Sardana-Orchester! Prompt erreichen auch sofort die unverkennbaren Klänge des Flabiols meine Ohren! Sie spielen wirklich eine Sardana. Nur sehe ich noch niemanden tanzen. Aber im Vorbeifahren ist das auch nicht so einfach.
Einen großen Unterschied zu „unserer“ Seite der Grenze kann ich bisher noch nicht entdecken! Ich bin echt überrascht, wie katalanisch der südlichste Süden Frankreichs doch ist!
Le Pays Catalan – Was hat Perpignan mit Katalonien zu tun?
Aber eigentlich ist es auch kein Wunder. Seit dem frühen Mittelalter gehörten die Regionen diesseits und jenseits der Pyrenäen zusammen. Das Roussillon war lange Zeit ein Teil Kataloniens. Erst nach dem Französisch-Spanischen Krieg, der mit dem Pyrenäenfrieden 1659 endete, wurde das Roussillon endgültig Frankreich zugesprochen. Bis heute nennen die Katalanen diese Gegend noch Catalunya Nord. Tatsächlich sprechen hier auch viele Leute noch Katalanisch (nicht Okzitanisch wohl gemerkt – beide Sprachen sind zwar sehr, sehr ähnlich, aber es sind eben zwei verschiedene Sprachen).Der jahrhundertelange Einfluss ist einfach nicht zu übersehen. Auch als wir in Perpignan ankommen, wehen an jeder Straßenecke katalanische Flaggen. In den Souvenirshops werden katalanische Andenken verkauft. Man könnte fast meinen, wir sind noch in Katalonien.
Die Altstadt von Perpignan
Wir parken das Auto und bummeln zu Fuß durch die Altstadt. Auf dem Flüsschen la Têt kreuzen kleine Boote. Fast wie in Leiden machen die Leute es sich hier auf dem Wasser gemütlich. Ich bin schon gar nicht mehr überrascht, als ich den Namen des Bootsverleihs entdecke: Barques catalanes, katalanische Boote, nennen sie die kleinen Nussschalen für Touristen.
Wir bummeln vorbei am Castillet, dem letzten Überbleibsel des alten Stadttors. Wenn schon diese „kleine“ Burg so mächtig ist, wie beeindruckend muss dann erst die Stadtmauer gewesen sein?
Lina tanzt durch die Gassen der Altstadt 🙂
Da wir schon so unsere Erfahrungen mit den französischen Essenszeiten gemacht haben – wir kommen ja aus Spanien, wo die Restaurants nicht vor 14 Uhr öffnen – und bei unseren letzten Besuchen hungrig mit leerem Magen verzweifelt um 15 Uhr etwas Essbares gesucht haben, sind wir dieses Mal schlauer. Als das Glockenspiel am Castillet 13.00 Uhr läutet, machen wir uns sofort auf die Suche nach einem Restaurant.
Eine brasilianische Speisekarte und bunte Tische und Stühle locken uns. Das ist zwar nicht typisch französisch, aber egal. Wir bestellen leckere coxinhas, bolinhos de queijo und dazu noch Reis, feijão, frittierten Manjok und Bananen. Lina trinkt einen Maracujasaft und ich muss natürlich Açaí probieren. Als frischen Saft hatte ich diese in Brasilien total angesagte Beere noch nicht probiert. Keine so gute Idee! Maracuja wäre eine bessere Entscheidung gewesen! Jetzt weiß ich auch, warum die Brasilianer die Açaí-Müslis immer so stark gesüßt haben. Ohne Zucker schmeckt dieses rotbraune Zeug nicht wirklich gut. Aber das Essen ist umso köstlicher und die Bedienung supernett. Das Barracao kann ich nur empfehlen.
Restaurant Barraco – Perpignan
Der Palast der Könige von Mallorca: Palais des Rois de Majorque
Nach dem Essen wird es Zeit für etwas Kultur. Der alte Königspalast soll sehr schön sein, hat man uns gesagt. Also spazieren wir quer durch die Gassen der Altstadt von Perpignan, genau dorthin. Der Palast ist eine Festung. Und was für eine. Wir brauchen eine Weile, bis wir an den mächtigen Mauern entlang den Eingang erreichen. Nicht gerade klein, diese Burg. Fort Knox könnte nicht besser befestigt sein. Die Könige von Mallorca haben hier offensichtlich an nichts gespart. Über mehrere Treppen führt der Weg nach oben. Inmitten der Festung erhebt sich dann die eigentliche Burg, von einem Graben und hohen Mauern umgeben.
1262 vererbt Jaume I, auch „der Eroberer“ genannt, seinem Sohn Jaume II* das Königreich Mallorca. Dazu gehören neben den Balearen auch Ländereien auf dem Festland wie Cerdanya, Montpellier und eben das Roussillon. 1276 zieht Jaume II also nach Perpignan und lässt sich dort eine schicke Burg errichten.
Der Palast ist im gotischen Stil gebaut. Von grünen Gärten umgeben, gibt es im Inneren der Festung einen öffentlichen Bereich, in dem die Regierungsgeschäfte geführt wurden, und einen privaten Wohnbereich für das Königspaar. In der Mitte der Burg erheben sich gleich zwei Kapellen, eine direkte über die andere gebaut. Eigentlich würde ich gern eine der Führungen mitmachen, aber so viel Zeit bleibt uns heute leider nicht mehr. Wir schlendern also einfach durch die Gänge und Säle, die auch ohne Mobiliar wunderschön sind.
Nützliche Infos zu Perpignan:
Palais des Rois de Majorque
Rue des Archers
66000 Perpignan
Der Eintritt kostet 4 Euro. Lina zahlt als Studentin sogar nur 2 Euro.
Website Pyrenées Orientales : palais-des-rois-de-majorque
Geschichte:
*Jaume I hatte einen Sohn aus erster Ehe, Alfons I, der ihm auf dem Thron als Graf von Barcelona und König von Aragonien folgte. Als Alfons I starb, ohne Nachkommen hinterlassen zu haben, ging die katalanisch-aragonische Krone an seinen Halbbruder, den erstgeborenen Sohn Jaume I aus zweiter Ehe: Pere el Gran. Der zweitälteste Sohn aus der zweiten Ehe Jaume I war Jaume II, der das Königreich Mallorca erhielt. Auch wenn die beiden Königreiche durch familiäre Bande eng miteinander verbunden waren, betrachtete nicht nur die Nachwelt diese Aufteilung als einen großen Fehler Jaume I. Es kam schon bald zum Streit zwischen den beiden Brüdern. Pere el Gran beanspruchte das gesamte katalanische Reich für sich … Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Restaurant Barraco
1 rue du Four Saint Jean
6600 Perpignan
www.facebook.com/BarracoDoDende/
Noch mehr Infos auf der Seite des Französischen Tourismusbüros de.france.fr
Meine Schwiegereltern wohnen in Saint André, nur wenige Kilometer von Perpignan entfernt. Diese Region Frankreichs ist sehr schön, etwas überlaufen im Sommer, aber in der Nebensaison einfach super !!
Die Gegend ist echt super schön! Ich werde bestimmt bald wieder hinfahren, im Herbst oder so und mir die kleinen Dörfer ansehen …
Supeeeeeerr, me gusta.
🙂 prima! Das freut mich. Ist echt ganz nett und überhaupt nicht weit von hier aus!