Nicht umsonst heißt die Costa Verde grüne Küste. Wir sind schon am ersten Tag völlig begeistert von den kräftigen, satten Farben. Während wir in Katalonien mit ausgetrockneten Stauseen zu kämpfen hatten und bereits seit März mit Wassereinsparungen leben, wächst hier alles üppig in strahlenden Grüntönen. Bei den sommerlichen Temperaturen erinnert uns diese schwere, feuchtwarme Luft, die Üppigkeit der Pflanzen und der Duft des Wassers, an dem hier kein Mangel zu sein scheint, an tropische Regenwälder, wie wir sie eigentlich nur aus Brasilien kennen. Auch wenn diese Bilder im Kopf nur einen Augenblick andauern und wir gleich darauf von einem richtigen Regenschauer oder dem nächsten Dorf gleich wieder nach Asturien zurückgeholt werden, ist es da, dieses Gefühl von fast unberührter Natur.

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Die vielen kleinen Orte, die sich an der Küstenstraße entlangziehen, sind fast alle zum Verlieben schön. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir für nordspanische Verhältnisse ziemlich sonniges Wetter haben, dass die Temperaturen durchgehend angenehm und die wunderschönen Strände Asturiens noch menschenleer sind. Wir haben uns jedenfalls totalmente in diese grüne Küste verguckt.

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Llanes

Ganz im Osten gelegen ist Llanes die erste Küstenstadt, die wir uns ansehen. Überreste alter Burgmauern umgeben den kleinen Ort. Am Hafen sind schwere Betonklötze, die dort als Wellenbrecher den Hafen schützen sollen, bunt bemalt. Agustin Ibarrola nannte sein 2001 entstandenes Werk “Los Cubos de la Memoria”. Seither sind die vermutlich einst leuchtenden Farben allerdings vom Meerwasser schon arg in Mitleidenschaft gezogen und haben viel von ihrer einstigen Strahlkraft verloren. Am Kai entlang Richtung Ortskern bummelnd, begleitet uns dieser typische Hafenduft, eine Mischung aus Schiffsmotoren, Meerwasser und Fisch. Kindheitserinnerungen kommen auf, an die ersten Familienurlaube mit meinen Eltern in Kroatien. Dort hat mein Papa mit seinem kleinen Motorboot am liebsten die vielen kleinen Inseln vor der Küste erkundet. Michi sagt, wenn sein Vater auf Teneriffa, wo sie damals lebten, angeln war, habe es genauso gerochen. Fisch und Meer und Motoröl.

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Llanes ist überraschend klein. Am Hafen, der sich wie ein schmaler Fluss längs durch den Ort schlängelt, finden wir ein paar kleine Modeboutiquen, viele Restaurants und Sidrerias. Weiter oben, hinter den wenigen schmalen Gassen der Altstadt, in denen sich noch mehr kleine Läden aneinander drängen, sind viele vornehme Paläste und kleine Kapellen erhalten. Obwohl Llanes recht niedlich ist, haben uns die im Juni noch menschenleeren Strände noch wesentlich besser gefallen.

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Die schönsten Strände Asturiens rund um Llanes:

Playa Ballota (bei Andrín)

Weit oben von einem Aussichtspunkt sind wir so fasziniert von diesem bildschönen Strand, dass wir versuchen, einen Zugang zu finden und mit dem Auto hinunterzufahren. Es gibt tatsächlich einen kleinen Parkplatz, von da an geht es aber nur zu Fuß weiter. Das Chiringuito, die kleine Strandbar, wird erst aufgebaut. Zwei Männer verlegen gerade noch die Leitungen, damit Bier und Eis später auch gut gekühlt sind, wenn im Sommer die Touristen kommen. Unten am Strand angekommen, ist außer uns fast niemand am Strand. Ganz weit hinten liegt ein Pärchen sonnenbadend im Sand, eine Frau geht schwimmen und wir ärgern uns, dass wir keine Badesachen dabei haben. Einfach nur im Wasser stehen, die Füße von den kühlen Wellen umspülen lassen und den tollen Ausblick auf die Bucht zu genießen, ist aber auch schon wunderschön.

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Playa de Barro und Playa de Borizo

Dieses Mal mit Badesachen sind wir zur Playa de Barro gefahren. Am Rande der Felsen war schnell ein schattiges Plätzchen gefunden, dann musste ich auch gleich los, und diese verwinkelte Bucht zu erkunden. Bei Ebbe kann man nämlich um die Felsen herumgehen und zu dem benachbarten Strand gelangen. Das Wasser ist sehr viel flacher als an der Playa Ballota, und die Bucht ist ziemlich windgeschützt. Im Sommer wird es an diesem Strand bestimmt voll, weil er so leicht zu erreichen ist. Zum Mittagessen waren wir etwas weiter, am Chiringuito de la Playa Borizo.

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Bufones de Pria

Auf dem Weg zu den Bufones de Pria zogen dicke schwarze Wolken über den Bergen auf. Während auf dem Meer der Himmel noch strahlend blau war, zogen die schwarzen Wolken immer mehr in unsere Richtung. Nichtsdestotrotz haben wir uns auf den Weg gemacht, den man zu Fuß zurücklegen muss, um zu den Bufones zu gelangen. Ein schöner kleiner, aber auch sehr voller Strand lag unten in einer Bucht, aber die Stellen, an denen Wasserfontänen aus den Felsritzen springen sollten, pustete gerade nichts. Die drei Löcher in der felsigen Küste spritzen nur unter bestimmten Bedingungen Geysirartige Fontänen in die Luft. Genau an dem Tag, als wir dort waren, war es zu windstill. Vielleicht müssen wir noch mal bei “mala mar” wiederkommen.

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Playa de San Antolín de Bedón

Direkt an der Straße, sogar die Autobahn führt hier vorbei, liegt diese hübsche Bucht. Wir waren zwar nicht unten am Strand, aber kurz anhalten und das Meer bestauen musste sein.

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Playa de Gulpiyuri

Das ist wirklich ein einzigartiger Strand. Nicht an der Küste, sondern ein Stück im Inland gelegen, spült das Meer sich bei Flut unterirdisch einen Weg unter den Felsen hindurch und bildet einen winzigen Inlandsstrand, die Playa Gulpiyuri. Toll!

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Ribadesella

Ribadesella ist größer als Llanes und wirkt offener. Vom Hafen aus erscheint die durch die Mündung des Meeres geteilte Stadt freundlich und hell. Eine breite Sandbank sorgt für Urlaubsstimmung, obwohl die Beziehung der Einwohner zum Meer alles andere als leicht und unbeschwert war. Jahrhundertelang lebten die Menschen vom Fischfang, ein Knochenjob.

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Erstaunlich fand ich die ziemlich neue, im 20. Jahrhundert errichtete Iglesia Santa María Magdalena, die sich im Stadtzentrum erhebt. Nicht gerade ein zierliches Schmuckstück, aber in jedem Fall ein Hingucker. Gegessen haben wir in einem Restaurant in der Fußgängerzone nahe des Hafens “El Anlca” (war ok). Den schönsten Ausblick auf Ribadesella hat man von der kleinen Ermita de la Guía, die man nur zu Fuß erreicht. Die Cueva Tito Bustillo, sehen wir uns heute nicht an (wir waren schon in Altamira). Stattdessen suchen wir ein Dorf, das man nur durch eine Höhle hindurch erreichen kann.

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Cuevas

Cuevas ist ein winziges Dorf in den Bergen, das zur Gemeinde Ribadesella gehört. Über kurvige Bergstraßen erreicht man einen kleinen Wald und dann ist da ein Berg mit einer Höhle, la Cuevona. Man muss tatsächlich erst diese tunnelartige Höhle durchqueren, ehe man das kleine Dorf hinter den Felsen erreicht. Früher mussten die Menschen aus dem Ort irgendwie auf eigene Faust mit Fackeln oder Laternen diesen merkwürdigen Weg zurücklegen. Heute ist die Straße befestigt und es gibt sogar ein paar Lampen, aber es ist und bleibt eine ziemlich dunkle Höhle.

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Lastres

In der Nähe von Llastres, das sich in schmalen Straßen an einen Hügel schmiegt, hat man vor einigen Jahren Dinosaurier-Fußabdrücke auf den Felsen am Strand entdeckt. Wir spazieren ein Stück an der Küste entlang, um uns das anzusehen. Der Weg ist richtig schön, auf einer Seite grün-wuchernde Farne in einem kleinen Waldstück,auf der anderen Seite die Weite des Atlantiks. Doch von den Fußabdrücken ist nicht wirklich etwas zu erkennen. Wer an den Dinos interessiert ist, muss wohl eher in das neue Museum vor Llastres, wo die Geschichte der enormen Tiere, die hier einst lebten, ausführlich erklärt wird. Außerhalb der Hauptsaison ist das Museo Jurásico allerdings montags und dienstag geschlossen.

 

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Dinostrand Asturien
Playa de la Griega

Der Weg zu den fossilen Fußspuren beginnt an der breiten Playa de la Griega. Dort gibt es auch zwei Restaurants (La Cabaña del Mar und Vista Alegre).

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Faro de Luces

Hinter Llastres steht oben auf den Klippen der Küste ein Leuchtturm, el Faro de Luces, von dem aus man – bei gutem Wetter – einen tollen Blick über die Küste hat.

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Avilés

In Avilés wollen wir uns das moderne Kulturzentrum ansehen, dessen Entwurf Oscar Niemeyer der Stadt 2011 geschenkt hat. Es ist eines der wenigen Werke des berühmten Architekten, das außerhalb Brasiliens errichtet wurde. Bei der Einweihung des Centre Cultural wurde der damals schon über 100 Jahre alte Niemeyer per Video zugeschaltet. Vielleicht hatte sich die kleine Stadt, die lange von Schwerindustrie und Schifffahrt gelebt hatte, von dem Projekt einen ähnlichen Aufschwung erhofft, wie Bilbao ihn dank des Guggenheim Museums erlebt hat. Falls ja, dann scheint die Rechnung noch nicht ganz aufgegangen zu sein. Heute ist der große Platz zwischen den modernen Gebäuden jedenfalls menschenleer – vielleicht auch aufgrund des regnerischen Wetters.

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Das Ensemble des Kulturzentrums besteht aus vier Gebäuden, einem Turm, einer Kuppel, einem flügelförmigen Auditorium und einem länglichen Bau, in dem sich eine Cafeteria und Büroräume befinden. Der Turm erinnert Michi an ein Museum in Niteroí bei Rio de Janeiro und der Kuppelbau an Brasilia, die brasilianische Hauptstadt, die Oscar Niemeyer in den 50er Jahren entwarf. Eine Wendeltreppe mit einer tollen Schrittlänge windet sich außen um den Turm. Oben angekommen stehe ich vor der Tür eines Restaurants, das allerdings geschlossen ist. Immerhin ist die Aussicht toll und die Treppe läuft sich richtig angenehm. In der Kuppel findet gerade eine Dalí Ausstellung statt und im Auditorium eine Fotoausstellung.

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Über eine bunte Brücke, den Nachbau der antiken Puente de Sant Sebastián, gelangt man von hier aus direkt in die Altstadt von Avilés. Auf mich wirkt Avilés ein bisschen wie eine alternde Diva, aber ganz ohne divenhaft zu sein. Trotz Industrie und eines großen Hafens, der das Stadtbild nachhaltig prägt, strahlen die hier und da etwas kaputten Häuser im Zentrum einen Charme vergangener Jahrhunderte aus. Ich finde diese kleine Stadt auf Anhieb sympathisch und würde mir Avilés bald gern noch mal mit mehr Zeit – und ohne Regen- ansehen.

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Playa de Llumeres

Ein Strand von dem Carlos uns erzählt hatte, ist die Playa de Llumeres nahe dem Cabo de Peñas. Nicht nur, dass der Sand dort wegen des hohen Eisengehalts rot ist, sondern ein bisschen wie bei einem Lost Place, findet man dort Ruinen alter Industrieanlagen, denn in einer Mine wurde dort bis ins 20. Jahrhundert Eisen abgebaut. Ein anderer Strand, den er uns empfohlen hat, den wir aber leider auch nicht mehr gesehen haben, ist die Playa de Xagó. Kommt alles auf die Merkliste für das nächste Mal.

Cudillero

Eine kleine Schönheit ist der Fischerort Cudillero. Obwohl der Küstenort natürlich ganz eigen und anders ist, erinnert er ein wenig an Cadaqués an der Costa Brava oder die kleinen Cinque Terre Orte in Ligurien. Das Auto muss hier, wie in vielen Nachbarorten auch, draußen stehen bleiben. Entweder von oben kommend oder mit dem Auto bis in den Hafen, danach geht es nur zu Fuß weiter.

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Wenn man wie wir “unten” parkt, bietet sich schon beim Weg in das kleine Dorf der malerische Anblick: Eng an die Felswände geschmiegte Häuser drängen sich in dem winzigen Tal aneinander. Bunt bemalt wirken sie sogar an einem regnerischen Tag freundlich. Der zentrale Platz, auf dem die anliegenden Bars, Eisdielen und Restaurants ihre Tische und Stühle platziert haben, ist schnell erreicht. Wieder kommen Erinnerungen an Brasilien, die engen, steilen Wege, die man zum oberen Teil des Dorfes regelrecht erklimmen muss, wie in Rio. Und wieder sind wir froh, nicht in der Hauptsaison hier zu sein, denn schon jetzt, im Frühjahr, ist Cudillero eindeutig ein beliebtes Ausflugsziel bei Besuchern aus aller Welt.

Cudillero

Luarca

Die weiße Stadt an der grünen Küste. Beinahe schon in Galicien, ist Luarca der westlichste Ort, den wir auf unserer Küstenfahrt besuchen. In einer ganz ungewohnten Form schlängelt sich dieses kleine Dorf längs des Wasserlaufs, der vom Hafen aus ins Inland führt. Die Orientierung ist gar nicht so leicht. Auf den ersten Metern weiß ich kaum, wo hier oben und unten ist. Die kurvigen Straßen führen einen Hügel hinauf und um einen anderen herum. Eine Eisenbahntrasse verläuft so weit oben am Berg, dass ich mich frage, ob es hier überhaupt einen Bahnhof gibt und wie man dort hinkommt. Das Dorf wirkt eng in das Korsett des Tals gezwängt und ist trotzdem, oder vielleicht gerade weil es so anders ist, extrem sympathisch.

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Vor dem Rathaus überkommt den Schatz und mich wieder dieses Brasilien-Gefühl. Hinter dem prächtigen Gebäude geht es steile, üppig grüne Hügel hinauf, Vögel lärmen und die Luft ist feuchtwarm wie nach einem tropischen Sommergewitter.

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Alle paar Meter führt eine weiße Brücke über den kleinen Fluss, den Rio Negro. Eine dieser Brücken heißt el Puente del Beso und erinnert an eine traurig-romantische Liebesgeschichte à la Romeo und Julia, bei der die Liebenden in einem Kuss den Tod finden. Wir spazieren neugierig kreuz und quer durch den Hafen, bis wir an einem kleinen blau-weißen Häuschen ankommen, das wie eine Mischung aus Kapelle und Leuchtturm an der Hafeneinfahrt auf einem Felsen steht.

Die nette kleine Bar Solariana, in der ein kleiner Welpe in einem auf gestapelten Bierkisten stehenden Körbchen seine Siesta hält. Unsere Tapas, Chipiriones und Pulpo a la Gallega, waren sehr lecker und der Chef war mega nett.

Tipp: Strände Asturiens mit dem Rad:

Lina ist übrigens mit dem Fahrrad mehr oder weniger dieselbe Strecke gefahren, die wir mit dem Auto zurückgelegt haben (und sogar noch weiter, denn sie hat eine richtige Tour de Spanien und Portugal auf zwei Rädern gemacht!). Die Fahrradwege entlang der Küste sind zwar nicht immer flach und einfach zu fahren, aber mit dem Rad kommt in die hübschesten Buchten und an die allerschönsten Strände Asturiens und Kantabriens.

Fahrrad schieben im Norden Spaniens Jakobsweg

Eigentlich wollten wir uns auch Räder leihen und die eine oder andere Fahrradtour machen, aber die Zeit hat mal wieder nicht gereicht.
Einen guten Überblick der Strände Asturiens gibt es auf der Website von Turismo Asturias. Dort sind zur leichteren Orientierung sogar Karten eingeblendet.