Entschleunigen, das war der Plan. Ich wollte nach Korsika, auf diese raue Insel im Mittelmeer, die ich nur von schwärmerischen Erzählungen und aus Büchern kannte. Dort wollte ich wieder mehr Zeit für das Wesentliche finden. Dieses eine Mal wollte ich nicht nur reisen, sondern mich erholen – eine ganz neue Kombination. Das Wort Reisen war und ist für mich nicht zu trennen von Aktivität, von Neugier, und das heißt Bewegung.
Natürlich wollte ich trotz meiner Suche nach Erholung auch die Insel kennenlernen. Besonders neugierig war ich auf die Menschen. Die Korsen, dieses unbeugsame kleine Völkchen im Mittelmeer, das so oft in der Geschichte erobert wurde und sich doch nie wirklich ergeben hat.
Und so stand der Beschluss bald fest. Wir, also Michi und ich, würden auf Korsika einfach einen kleinen Roadtrip machen. Ganz entspannt mit dem Auto losfahren und dort anhalten, wo es schön ist.
Die Insel ist ein riesengroßer Berg. Das sehe ich schon im Flugzeug. Auf der einen Seite sind grüne Wiesen und Strand, auf der anderen Seite geht es direkt steil runter ins Meer. Wenn Du also Strand suchst, solltest Du in den Osten gehen, wenn Du tauchen willst oder einfach felsige Klippen magst, dann besser nach Westen. Beide Seiten Korsikas schafft man nämlich nicht in so kurzer Zeit.
Wir hatten uns am Flughafen in Bastia einen Mietwagen geholt, mit dem wir die ganze Ostküste hoch und runtergefahren sind. Im Norden sind wir bis nach Erbalunga am Cap de Corse gekommen, ins Landesinnere bis nach Corte gefahren und sogar bis Bonifacio ganz im Süden haben wir es geschafft. Nur für das Marineschutzgebiet Scandola ganz im Westen hat unsere Zeit einfach nicht mehr gereicht. Leider. Aber man muss sich ja etwas für das nächste Mal aufheben.
In nur einer Woche konnten die Stationen unserer Mini-Roadtrips also nicht mehr sein, als kleine Korsika-Appetithäppchen. Satt sind wir dabei nicht geworden und haben noch Lust auf mehr. Aber dafür sind wir dieses Mal wirklich entschleunigt.
auf dem Weg nach Corte: Pont d’Altiani
Corte
Corte ist der Hammer. Ganz im grünen Inneren der Insel gelegen, von hohen Bergen umgeben, erinnert dieser Ort mehr an einen Adlerhorst als an eine Universitätsstadt. Ich weiß selbst nicht mehr warum, aber wir betreten die Stadt über eine megasteile Treppe, die in den Felsen hineingehauen wurde.
Schnaufend bahnen wir uns den Weg nach oben, obwohl auf der anderen Seite eine breite Straße hinaufführt. Auf dem Gipfel des Felsens angekommen, ist der Blick in die Umgebung einfach unglaublich schön. Doch es geht noch höher! Ein Straßenverkäufer versucht die Touristen, die an seinem kleinen Laden vorbeikommen mit immer denselben Sprüchen zu motivieren, während er gemütlich seine Beine auf einem Campingstuhl hochgelegt hat. Sehr animierend wirkt sich das allerdings nicht auf den Verkauf aus.
Ganz unbedingt will ich ins Muśee de la Corse, das sich in der Festung von Corte befindet. Doch ich bin ein wenig enttäuscht, denn es sieht so aus, als beginne die Geschichte Korsikas erst mit der Ankunft der Franzosen. Dafür ist das kleine Zentrum Cortes aber umso niedlicher.
Im fünfzehnten Jahrhundert wurde die Festung von Vincentello d‘Istria, einem Vasallen des Königs von Aragón, erbaut. Alfons el Magnànim, der Martin dem Humanen auf den Thron gefolgt war, wollte mit dieser Festung die Insel gegen die Genueser verteidigen. Doch irgendwann besiegen sie Vincentello dann doch und herrschten auf der Insel, bis es im achtzehnten Jahrhundert zu einem Aufstand der Korsen kam. Am 11 Mai 1732 wurde dann auf der Festung in Corte auch noch die spanische Flagge gehisst, da man sich von König Felipe V in Madrid Hilfe im Kampf gegen Genua versprach.
Tipp: Leider zu spät entdeckt (passiert halt, wenn man ganz spontan und unvorbereitet losfährt): Auf der Website von Corte kann man Guides in mehreren Sprachen finden, die einen durch die Stadt führen.
Zwar sind wir hier ziemlich weit vom Meer entfernt, aber dafür gibt es eine Schlucht, die Gorges de la Restonica. Wir halten einfach am Straßenrand und klettern hinunter zu dem kleinen Fluss. Weiter oben gibt es noch Restaurants und große Parkplätze, aber wir bleiben lieber in Ruhe zu zweit und erfrischen uns in dem eiskalten Wasser. Michi kann es nicht lassen und muss es natürlich auch trinken. Scheint aber sehr sauber zu sein.
Calvi (Balagne)
In Calvi erhebt sich eine mächtige Festung über dem Hafen. Steile, enge Gassen führen hinauf zu einer Kirche. Was mir jedoch zunächst auffällt, sind die vielen Legionäre. Hier direkt auf der Festung befindet sich eine Station der Fremdenlegion.
Unten vor der Mauer der Zitadelle fällt mein Blick auf ein Kolumbus Hotel, ein Kolumbus Restaurant und ein Kolumbus Denkmal. Ganz offensichtlich gehen die Korsen davon aus, dass Kolumbus aus Calvi stammt. Da sind sie nicht die Ersten, die für sich beanspruchen, Geburtsort des berühmten Seefahrers zu sein. Sogar die Katalanen erheben da gewisse Ansprüche. Doch zu Kolumbus Zeiten gehörte Korsika zu Genua. Es ist also kein Widerspruch zu der allgemein verbreiteten Annahme, Kolumbus sei Genuese gewesen. Wenn er in Calvi geboren wurde, wäre er beides gewesen, Korse und Genuese. Das könnte passen.
Im Hafen bummeln wir ein wenig durch die engen Gassen mit endlosen Boutiquen und Souvenirläden für die Touristen und essen einen Salat mit Blick auf die schicken Jachten und Segelboote, die dort vor Anker liegen.
Auf dem Rückweg fahren wir durch das Dörfchen Algajola mit dem wohl kleinsten Bahnhof, den ich bisher gesehen habe. Hier ist längst nicht so viel los wie in Calvi und es gibt sogar eine Bucht mit einem Stück Strand. Sehr klein und angenehm! Wir springen natürlich kurz ins Wasser, bevor es weitergeht.
Und eine schöne Aussicht auf die Bucht von Calvi hast Du übrigens von dem Dorf Lumio aus. Dort kannst Du vor der Kirche im Schatten anhalten und picknicken – oder den Ausblick genießen.
Noch ein paar Korsika Tipps:
Für unseren Mini-Roadtrip haben wir bei Auto Europe einen Dacia Duster gemietet, mit dem wir kreuz und quer über die Insel gedüst sind. Die Straßen auf Korsika sind schon etwas speziell. Auf der Ostseite führt die N 198 einmal von Norden nach Süden und umgekehrt. Dort kann man getrost 80 km/h Stunde fahren. Das ist dann aber auch so in etwa die höchstmögliche Geschwindigkeit auf der Insel. Alle anderen Wege sind eher langsamer zu genießen. Um von einer Seite der Insel auf die andere zu gelangen, sollte man ausreichend Zeit einplanen. Eigentlich perfekt zum Entschleunigen also. Schnell geht nämlich hier gar nicht.
Für den Dacia Duster wurde uns von Auto Europe ein Rabatt eingeräumt.
Korsika war unser erster Urlaub zusammen (also mit meinem Mann). Schon 14 Jahre her. Wir sind mit dem eigenem Auto hingereist undwaren zwei Wochen dort. Wir wollten alles anschauen, aber wegen den Bergen, wegen den schlechten Serpentinstraßen dauerten Fahren doppelt und dreifach so lang, wie wir es dachten.
Korsika hat uns sehr sehr gut gefallen.
Liebe Grüße
Ja die Straßen auf Korsika zwingen einen regelrecht dazu langsam zu machen. Aber irgendwie finde ich das auch gut. Heute geht alles sowieso viel zu schnell – vielleicht kann die Insel ja gerade dank dieser Straßen noch so viel von ihrem ganz eigenen Charakter bewahren. 🙂
liebe Grüße !!!