Gemütlich rattern die hölzernen Waggons der hübschen alten Bahn zwischen Santiago de Compostela und Bilbao über die Gleise. Der Costa Verde Express fährt durch grüne Landschaften entlang der nordspanischen Küste. Die Bezeichnung Express bezieht sich dabei jedoch nicht auf die Schnelligkeit des Zuges, denn die Reise geht langsam voran. Slow travel, sechs Tage und fünf Nächte braucht die Bahn, um die Strecke zurückzulegen. Unterwegs überquert sie malerische Viadukte, hält an den Bahnhöfen kleiner Fischerdörfer und in Städten wie Oviedo oder Santander, ehe sie schließlich ihr Ziel erreicht.

Costa Verde Express

Der Name Costa Verde Express erinnert vielmehr an den wohl berühmtesten Zug der Welt, den legendären Orient Express, der vor rund 150 Jahren erstmals Paris und Konstantinopel miteinander verband. Wir durchqueren mit unserem grünen Zug zwar nicht ganz Europa, aber immerhin den Norden Spaniens. Es geht von Galicien durch Asturien und Kantabrien bis ins Baskenland. Statt weiter Ebenen Zentraleuropas und Gebirgsketten des Balkans, ziehen hier die Küstenlandschaften der Bizkaia, die galicischen Rias, Traumstrände und die Picos de Europa am Zugfenster vorbei.

weinberge Nordspànien Costa Verde Express

Im Zug entlang der Costa Verde:

Vor 40 Jahren fuhr der erste Transcantábrico als Luxusreisezug an der spanischen Nordküste entlang. Im Jahr 2000 kam zu diesem ersten Zug, der seither unter der Bezeichnung Transcantábrico Gran Lujo fährt, ein zweiter hinzu: der Transcantábrico Clásico, heute Costa Verde Express. Die Waggons der Schmalspurenbahn können nur auf den Gleisen der ehemaligen FEVE, die heute zur RENFE gehört, fahren. Die Lok ist halb elektrisch und fährt nur auf den Teilstrecken mit Diesel, auf denen keine elektrischen Leitungen zur Verfügung stehen.

Im Gegensatz zum Orient Express sind die Fahrgäste aus aller Welt hier keine Diplomaten oder aufregenden Spione, wie sie einst den geschichtenträchtigen Zug nach Konstantinopel bevölkerten. Nur ein paar Journalist:innen sind eingeladen, um von der Reise in diesem Vintage-Zug zu berichten.

Costa Verde Express

Erster Tag:

Santiago de Compostela

Die Reise beginnt in Santiago de Compostela. Im äußersten Westen Spaniens, dort, wo der Jakobsweg endet, herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Die Stadt atmet den Rhythmus der Pilger, die minütlich auf dem großen Platz vor der Kathedrale eintreffen. Glücklich strahlend fallen sie sich zu den Klängen einer Gaita, dem traditionellen galicischen Dudelsack, der irgendwo ertönt, in die Arme. Die Strapazen der letzten Tage und Wochen sind vergessen, Verletzungen und Schmerzen überwunden. Wer hier steht, hat es geschafft. Weggefährten, mit denen man ein Stück des Caminos gemeinsam gelaufen ist und sich dann aus den Augen verloren hat, treffen sich hier wieder. Ein bunter Sprachwirrwarr klingt durch die Straßen Santiagos und passt zu dem freudigen Ambiente, das einem auf Schritt und Tritt entgegenschwingt.

santiago de compostela

santiago de compostela

Die Fahrgäste des Costa Verde Express treffen sich im Parador de los Reyes Católicos. Paradores sind in Spanien meist historische Gebäude, die zu Luxushotels umgebaut wurden. Nach einer Stadtführung und einem üppigen Mahl geht es anschließend im gemütlichen Reisebus nach Ferrol, wo der grüne Vintage-Express auf uns wartet.

Parador Reyes catolicos santiago de compostela

Ferrol

Allein der Anblick des Zuges im kleinen Bahnhof von Ferrol zaubert allen Fahrgästen ein freudiges Lächeln ins Gesicht. Niemand bleibt gleichgültig bei dem ersten Blick auf diese wunderschöne Bahn. Vicente, Joana, Elena, José Ramon, Moises, Nerea und alle anderen haben sich zur Begrüßung aufgestellt und heißen uns mit einem Gläschen Cava an Bord des Costa Verde Express willkommen.

Costa Verde Express personal

Die aus den 30er Jahren stammenden Waggons wurden zu stilvollen Salonwagen umgebaut, in denen gemütliche Sessel, schwere, goldfarbene Vorhänge und kleine, altmodische Tischlampen sofort Orient-Express-Feeling erwecken. (Jeder Mitreisende wird im Laufe der nächsten Tage einmal Agatha Christie oder Hercule Poirot erwähnen.)

salonwagen Costa Verde Express
cava Costa Verde Express

Joana und Gloria sind die beiden sehr lieben Guides, die sich während der gesamten Reise um die Passagiere kümmern, sämtliche Ausflüge begleiten und immer zur Stelle sind, egal ob ein Schrank klemmt, Mückenspray gebraucht wird oder ein Knopf abreisst.

Vicente ist die gute Seele des Salon-Wagens. Seit vielen Jahren arbeitet er in den Restaurants der spanischen Luxuszüge und trägt mit seiner aufmerksamen und freundlichen Art einen erheblichen Teil dazu bei, dass die Gäste sich im Zug wohl fühlen. Er liebt es, immer wieder neue Menschen aus fremden Ländern kennenzulernen und liest den Fahrgästen bald schon jeden Wunsch von den Augen ab.

Costa Verde Express vicente

Während der Zug durch die Provinzen A Coruña und Lugo schaukelt, inspiziere ich die Waggons auf der Suche nach meiner Kabine. Es gibt mehrere Salonwagen, in denen das Frühstück und Abendessen serviert wird, wo man gemütlich sitzen und Zeitung lesen (online auf dem Tablet) oder aus dem Fenster schauen kann. Ganz am Ende des Zuges befinden sich ein Pub für abendliche Unterhaltung und die Küche. In der anderen Richtung liegen die Schlafwagen.

Costa Verde Express      kabine Costa Verde Express

Schließlich finde ich die Nummer 10. Auf dem Bett liegen neben dem Bademantel schon ein kleiner Kulturbeutel und Hausschuhe bereit. Meine Kabine ist klein, aber ich habe ein breites Doppelbett, einen Kleiderschrank, eine Minibar und ein eigenes Badezimmer mit Klo und Dusche. Abgesehen von einem Schwimmbad hat der Zug alles, was ein gutes Hotel ausmacht.

Nach einer viel zu kurzen, aber aufregenden Fahrt entlang der galicischen Küste, erreichen wir Viveiro.

Viveiro

Der kleine Ort wird von der Ria de Viveiro beherrscht. Rias sind keine Flüsse, sondern vom Atlantik mit Salzwasser gespeiste Wasserläufe. Von der alten Stadtmauer sind nur noch drei Eingangstore erhalten, das eindrucksvollste sicherlich die aus dem 16. Jahrhundert stammende Puerta Carlos V gegenüber der Ponte de Misercordia nahe dem Hafen.

viveiro

In den engen Straßen fallen die für Spanien ungewöhnlich großen Fensterfronten der Erker auf, die die oberen Stockwerke bedecken. Dem Klima geschuldet, sucht die Architektur hier nicht die Sonne draußen zu lassen, sondern sie möglichst lange im Haus zu halten und die Wohnungen zu erwärmen. Etwas hügelaufwärts in einer ruhigeren Wohngegend zeigt uns Alfonso, der deutschsprachige Guide, die Casas de Remo, Häuser, die nach der Breite des Ruders eines Fischerbootes gebaut wurden. Die Gebäude sind teilweise so schmal, dass nur eine Tür die Fassade ziert. Es sieht aus, als könne ich mit ausgebreiteten Armen die Außenwände rechts und links gleichzeitig berühren. Statt in die Breite gehen diese Fischerhäuser in die Höhe und ziehen sich über mehrere Stockwerke. Angeblich verfügen sie auch über eine entsprechende Tiefe, doch viel Licht konnte es dort vermutlich nicht geben.

Infos: www.viveiroturismo.com

viveiro

Nach dem kleinen Stadtbummel dürfen wir zum ersten Mal die ausgezeichnete Küche unseres Vintage-Hotels auf Schienen probieren. Vicente und seine Kolleg:innen servieren uns köstliche Gerichte auf Michelinsternniveau. Während draußen nur ein paar Regentropfen zu hören sind, verbringen wir eine stille und erholsame Nacht in dem kleinen Bahnhof.

kulinarisch zugreise

Zweiter Tag:

Passend zum Vintage-Image des Zuges erklingt pünktlich um acht Uhr am Morgen die “Campana” in den Gängen der Schlafwagen. Elena (oder eine ihrer Kolleg:innen) schwingt fröhlich das alte Glöckchen, das die Mitreisenden zum Frühstück einlädt. Es fehlt an nichts: Marmeladen, Wurst, Käse, Brot und Brötchen, Kuchen, Tortilla, Müsli, Joghurt, frisch geschnittener Obstsalat. Kaum habe ich Platz genommen, füllt Vicente mein Glas mit frischem Orangensaft, fragt, wie ich denn meinen Kaffee trinke oder ob ich etwas anders aus der Küche wünsche. Noch während ich genüsslich meinen Espresso schlürfe und mit einem glücklichen Grinsen aus dem Fenster schaue, wo Brücken, Rias und kleine Dörfer vorbeihuschen, erreichen wir Ribadeo.

glocke frühstück Costa Verde Express

Bufeet morgens Costa Verde Express

Ribadeo und die Playa das Catedrais

Ribadeo zeigt sich mit traditionell galicischem Wetter, der Himmel ist bedeckt und es nieselt. Mit dem Bus fahren wir zur Pasarela del Cargadoiro, wo einst Kohle und andere Waren vom Zug auf große Schiffe verladen wurden. Als eine Art Open-Air-Museum erinnert das Relikt vergangener Zeiten an den industriellen Wirtschaftsboom. Doch heute verbirgt sich der Ladesteg im Nieselregen, die gegenüber am anderen Ufer der Ria liegenden Dörfer Castropol und Figueres verschwinden im Dunst, der über der Küste liegt.

playa As Catedrais

Als wir die Playa das Catedrais erreichen, bin ich erstaunt, wie viele Menschen sich hier tummeln. Denn auch ohne Sonnenschein ist dieser Strand mit seinen mächtigen Felsen und Bögen ein absoluter Besuchermagnet. Doch nur bei Ebbe kann man zwischen den Felsen umherspazieren. Wer bei Flut hierher kommt, muss den Strand vom hölzernen Spazierweg aus, der oberhalb der Felsen an der Küste entlang führt, bestaunen. Heute ist Ebbe und viele Menschen wollen die steinernen Kathedralen der Küste der sehen. Der Zugang ist allerdings reguliert. Für den Weg hinunter zum Strand muss man sich erst online registrieren.

Anschließend ist etwas Zeit, um Ribadeo zu erkunden, ehe wir zum Mittagessen im Parador erwartet werden. Wir bummeln über einen kleinen Markt und durch eine Fußgängerzone mit netten, kleinen Boutiquen. Die Torre de los Moreno, ein von wohlhabenden Amerika-Rückkehrern im modernistischen Stil errichteter Palast, ist leider gerade vollständig von einem Baugerüst verhüllt. Julián García Núñez, ein Schüler des Architekten Domènech i Montaner, hat dieses bunte Haus mit den Türmchen entworfen, das gerade zu einem Hotel umgebaut wird.

ribadeoInfos: ascatedrais.gal    turismo.ribadeo.gal

Luarca

Nach dem Mittagessen in Ribadeo verlässt der Costa Verde Express Galicien. Luarca ist der erste Ort in Asturien, den wir auf unserer Reise erreichen. Der Bahnhof befindet sich oberhalb des Fischerdörfchens an einem Hang. Nachdem alle ausgestiegen sind, um den kleinen Ort zu erkunden, muss die Bahn weiterfahren, denn es ist hier so eng, dass sie nicht einfach stehen bleiben kann. Wir müssen daher später mit unserem Begleitbus zum nächsten Ort fahren, wo der Costa Verde Express auf uns wartet. Wenn man rechtzeitig vor der Abfahrt des Zuges ein paar Meter die Straße hinuntereilt, kann man den Costa Verde Express über das eindrucksvolle Viadukt fahren sehen.

Luarca

Auf einer kleinen Landzunge befindet sich der wohl schönste Friedhof Asturiens. Wenige Schritte von der Capilla de la Virgen Blanca und dem Leuchtturm entfernt, dem Faro, der an den Klippen oberhalb des Dorfes Schiffen in Not den richtigen Weg weist, befindet sich der Cementerio de Luarca. Hier haben der spanische Medizin-Nobelpreisträgers Severo Ochoa Albornoz und seine Frau Carmen Garcia die letzte Ruhestätte gefunden. Weiße Panthenone und kunstvoll gestaltete Grabmale begleiten den Blick auf die Küste. Ein kurzer Fußweg führt von hier aus zur “Mesa de mareantes y navegantes”, wo bunte Wandbilder die Geschichte des Dorfes erzählen.

Luarca Friedhof

In Cudillero steigen wir wieder in unseren Zug. Während des Abendessens wird die Luft draußen klarer, der Blick fällt auf eine waldige, mit Flussläufen durchzogene Landschaft. Wir entfernen uns von der Küste. Nach dem Essen gibt es im Pub des Zuges noch ein Klavierkonzert, bis wir schließlich Oviedo erreichen, wo wir die Nacht verbringen.

Infos: www.turismoluarca.com

Dritter Tag

Gijón

Den dritten Tag an Bord des Zuges starten wir mit einem Ausflug nach Gijón. Drei Kilometer außerhalb der Stadt liegt die Universidad Laboral de Gijón, ein auf den ersten Blick sehr monumentales Gebäude, mit einer Fläche von 270.000 m2 das größte Spaniens. Errichtet wurde es ursprünglich als Bildungs- und Erziehungseinrichtung für Kinder, deren Eltern bei Unfällen in den Minen Asturias ums Leben gekommen waren. Anlass war ein schweres Minenunglück 1946, bei dem viel Arbeiter den Tod gefunden hatten.

universidad laboral

Die verwaisten Kinder sollten in diesem bombastischen Bau nicht nur unterrichtet werden. Unter der Leitung des Jesuitenordens gab es Unterkünfte wie in einem Internat, sodass die Kinder dort leben und lernen konnten. Auch Sporteinrichtungen, die heute leider verwaist sind, baute man. Nach dem Ende der Diktatur, Ende der 70er – Beginn der 80er Jahre, standen immer mehr Teile des Gebäudes leer. Erst viele Jahre später zogen neue Bildungseinrichtungen, das Fremdenverkehrsamt, ein Theater und andere kulturelle Einrichtungen in das Gebäude der Universidad Laboral ein.

Gijón
gijón  Gijón
In Gijón geben beeindruckende Gebäude wie der Palacio de Revillagigedo, der im 18. Jahrhundert um einen bereits vorhandenen, mittelalterlichen Turm gebaut wurde oder die Casa Paquet, die von spätmittelalterlichen Palästen inspiriert wurde, modernen Hochhausbauten, die die Strandpromenade säumen, die Hand. Im Hafen geht es nahe dem Arbol de la Sidra, einem aus grünen Sidraflaschen bestehenden weihnachtsbaumartigen Monument, in das historische Zentrum Gijóns. Direkt dahinter geht es auf einen kleinen, grünen Hügel, auf dem sich die überdimensionale Skulptur Eduardo Chillidas erhebt, el Elogio del Horizonte.

gijón Park

Zum Mittagessen gehen wir zu Fuß durch die Bucht, immer am Strand entlang, zum Parque de Isabel la Católica, in dem sich der Parador El Molino Viejo befindet.

Infos: www.gijon.es

Gijón

Oviedo

Nach dem Mittagessen fahren wir zurück nach Oviedo, wo wir vor der Abfahrt des Zuges noch Zeit haben, um die Hauptstadt Asturiens zu erkunden. Die Kathedrale San Salvador birgt viele Reliquien und Kirchenschätze. Zu Beginn des Mittelalters, als christliche Aufständische in Asturien erstmals die maurischen Herrscher besiegten und die Eroberung der Iberischen Halbinsel begann, entstanden viele Kirchen und Klöster im Norden des heutigen Spaniens. Der Jakobsweg war nicht nur ein Pilgerweg zum Grab des Heiligen Jakobs, der am westlichen Ende der Halbinsel seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Der “Camino de Santiago” war von Anfang an auch politisch und wirtschaftlich von großer Bedeutung. Durch die Entstehung neuer Ortschaften sicherten die Regenten das neu eroberte Land. Mit zunehmender Pilgerschar, wuchsen die Dörfer, denn der Handel brachte auch wachsenden Wohlstand mit sich.

oviedo

oviedo

Der Legende nach war König Alfons der Keusche der erste Pilger, der sich von Oviedo aus auf den Weg nach Westen, zu den Gebeinen des Heiligen Jakobs machte und so den Grundstein des Jakobsweges legte, der heute “el Camino Primitivo” genannt wird. Zunächst verlief der erste Pilgerweg daher durch Oviedo. Mit fortschreitender Eroberung der Iberischen Halbinsel verlief die Grenze zum maurischen Kalifat immer weiter im Süden, sodass die katholische Kirche den Verlauf der Strecke später weiter südlich verlegte. Der Weg durch Oviedo ist heute weniger bekannt und daher nicht so überfüllt wie der “Camino Frances”, der beliebteste und von den meisten Pilgern gelaufene Weg nach Santiago.

oviedo

Zu den bedeutenden Reliquien, die sich in der Heiligen Kammer, der Cámera Santa, befinden, gehören neben dem versilberten Heiligen Schrein ein Schweißtuch Jesus’ sowie das Victoriakreuz, das an die gewonnnene Schlacht von Covadonga erinnert und ein wichtiges Symbol Asturiens ist. König Alfonso der Keusche soll den Bau der Cámera Santa ursprünglich innerhalb seines Palastes veranlasst haben. Der Königspalast ist jedoch längst verschwunden und die Heilige Kammer inzwischen ein fester Bestandteil des im Laufe der Zeit immer größer gewordenen Gotteshauses.

oviedo

oviedo

In der Altstadt finden sich wieder viele der hübschen Glaserker, die so typisch für den Norden Spaniens sind. Auffällig viele Statuen zieren die Straßen und Plätzen Oviedos. La Regenta, eine literarische Figur, auf dem Platz vor der Kathedrale, zählt sicher zu den meist fotografierten. Neben klassischen Darstellungen, gibt es auch moderne Kustformen. Viele Figuren stellen traditionelle Berufe Oviedos dar wie die Fischerverkäuferin vor der Markthalle oder Milchverkäuferin auf der hübschen Plaza de Trascorrales. Wir bummeln vorbei am Mercado el Fontán, der Kirche San Isidoro el Real und dem Rathaus, der Casa Consistorial. Zurück am Bahnhof geht es während des Abendessens auf Schienen weiter in den kleinen Fischerort Llanes.

Vierter Tag

Der vierte Tag der Reise beginnt wieder mit einem gemütlichen Frühstück im Zug. Danach geht es im Bus hinauf zum Santuario de Covadonga und den kleinen Seen, weiter oben in den Picos de Europa.

Costa Verde Express

Covadonga

Der Ausflug in die Berge ist nur kurz und macht definitiv Lust darauf, mehr Zeit dort zu verbringen, um zu wandern und die Gebirgspfade in Ruhe zu erkunden. Von der Schlacht bei Covadonga und über die große Bedeutung, die diese Höhle mit der Madonna für viele Spanier hat, habe ich neulich schon berichtet.

picos de europa

Bei einer Schlacht im Jahr 722 gelang es Don Pelayo, der später erster König Asturiens werden sollte, ein maurisches Heer zu besiegen. Ob die Schlacht gegen die Soldaten des Kalifen von Córdoba, der damals die Iberische Halbinsel beherrschte, überhaupt stattgefunden hat, darüber streiten sich die Fachleute. Christliche und muslimische Quellen, die über das Scharmützel berichten, erzählen unterschiedliche Geschichten, wie groß oder bedeutend die Schlacht bei Covadonga gewesen sei. Während die Historiker noch uneins sind, pilgern Gläubige aus aller Welt zu der asturischen Madonna, denn der Legende nach, begann die christliche Eroberung der Iberischen Halbinsel genau hier.

cangas de onisCangas de Onis

Zum Mittagessen geht es dieses Mal nicht in einen Parador, sondern in ein mit Michelinstern ausgezeichnetes Restaurant, das Corral del Indianu in Arriondas. Neben der ausgezeichneten Version der Fabada, eines traditionellen asturischen Eintopfs aus weißen Bohnen, hat mich ein Appetithäppchen am meisten begeistert: Eine Art salzige Praline mit einer Umhüllung aus weißer Schokolade und einer Füllung aus Cabrales Käse. Hammer!

el corral del indianu
Michelinsterne Restaurant

Infos: elcorraldelindianu.com

Llanes

Zurück in Llanes, wo der Zug am Bahnhof wartet, ist noch Zeit den kleinen Fischerort zu Fuß zu erkunden. Wer mag, springt an dem hübschen kleinen Strand ins Meer, oder verbringt den Nachmittag mit einem Bummel durch die kleinen Gassen rund um den Hafen.

Llanes

Bevor wir Llanes verlassen, warten wir auf einen anderen Zug, den Transcantábrico Gran Lujo, mit dem wir uns die Schienen mehr oder weniger teilen. Während sich die Fahrgäste freuen, diese beiden  ganz besonderen Züge direkt nebeneinander sehen zu können, wartet die Crew an Bord aufgeregt auf dieses Zusammentreffen mit dem Schwesterzug. Als er endlich einrollt, fallen sich die Mitarbeitenden, die sich von anderen Fahrten kennen, mit großem Hallo in die Arme. Für wenige Minuten beherrscht das Familientreffen den kleinen Bahnsteig, dann müssen die Züge in entgegengesetzte Richtungen weiterfahren.

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transcantabrico
familientreffen
Am Abend gibt es nach dem leckeren Essen an Bord ein Konzert, bevor der Costa Verde Express im Bahnhof von Cabezón de la Sal einläuft.

Küche Costa Verde Express
konzert

Fünfter Tag

Auf unserer Reise im Zug sind wir in der dritten spanischen Region, in Kantabrien, angekommen. Da steht natürlich ein Besuch der Felsmalereien in den Cuevas de Altamira auf dem Programm.

Costa Verde Express

Santillana de Mar – Altamira

Die Höhle, in der man Ende des 19. Jahrhunderts ungewöhnlich detaillierte und bunte Darstellungen von Bisons, Pferden und Hirschen fand, hatte unbeschadet die Jahrtausende überdauert. Ein Steinschlag hatte vor 13.000 Jahren den Eingang verschüttet. Erst durch einen Zufall entdeckte man die Wandmalereien wieder, die so beeindruckend waren, dass man zunächst ihre Authentizität anzweifelte. Als die Bedeutung des Fundes klar wurde, begannen die Menschen in solchen Massen nach Altamira zu strömen, dass die Felsmalereien Schaden zu nehmen drohten. Um die einzigartigen Kunstwerke zu schützen, musste die Höhle in den 70er Jahren für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Damit Schulkinder und andere Besucher die Höhlenmalereien dennoch bestaunen können, baute man in den 200er Jahren eine originalgetreue Replik, die Neocueva.

Santillana de mar

Zwischen den hübschen Fachwerkhäusern des Dörfchens Santillana de Mar geht es zur ehemaligen Klosterkirche, der Colegiata de Santa Juliana. Die kleine Kirche ist einer der bedeutendsten romanischen Bauten Kantabriens. Die teilweise noch im Original erhaltenen Kapitelle der Säulen zieren den beeindruckenden Kreuzgang. Über Kopfsteinpflaster geht es durch die Gassen zu einem kleinen Laden, der einer Tradition folgend noch heute Milch und Kuchen anbietet. Denn zur Jahrhundertwende war es typisch für Santillana, dass die Frauen vor den Türen ihrer Häuser den Besuchern ein Glas Milch und Selbstgebackenes verkauften. Nach dem Mittagessen im Parador Gil Blas geht es mit dem Zug nach Santander.

Santillana de mar
Santillana de mar
Santillana de mar
Santander

Die breite Bucht und lange Sandstrände prägen Santander, eine große, moderne Stadt am Atlantik. Wo einst königliche Hoheiten die Sommerfrische suchten und ein Bad im Meer wagten, geht es auf einer Panoramatour im Bus an der endlos scheinenden Strandpromenade entlang. Vorbei am von Renzo Piano entworfenen Centro Botín zu den Jardines de Piquío, ein kleiner Park, von dem aus man den Strand, die kleinen Inseln und Halbinseln der Bucht überblickt.

Sardinero, Sardinenbüchse, nennen die Einheimischen den Stadtteil bis heute, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei denen, die sich einen der Gesundheit förderlichen Badeaufenthalt an der See leisten konnten, in Mode kam. Am Abend speisen wir im Restaurant Querida Margerita, wo wir sogar einen Blick in die Küche werfen dürfen.

santander

serbal querida margarita
querida margerita serbal

Infos: www.restaurantequeridamargarita.es (gehört zum Restaurante Serbal)

Sechster Tag

Bilbao

Am letzten Tag geht es früh am Morgen, noch vor dem täglichen Erklingen der weckenden Glocke ins Baskenland. Abschiedsstimmung liegt in der Luft, als wir den wunderschönen, alten Bahnhof von Bilbao erreichen. Die Lok wird abgekoppelt, die Koffer ausgeladen, ehe es auf eine letzte Erkundungsstour geht. Die Altstadt mit ihren sieben Straßen, die Promenade am Rio Nervión mit ihren Brücken, darunter die von Calatrava entworfene weiße Brücke, und natürlich ein Besuch des Guggenheim Museums.

weinberge Nordspànien Costa Verde Express Costa Verde Express bilbao

bilbao bahnhof
bilbao
guggenheim

Den Abschluss der Reise feiern wir im Restaurant Aspaldiko, vor den Toren Bilbaos, wo Fasane und Esel zu Hause sind, und das Gemüse, das auf den Tisch kommt im Garten nebenan wächst. Tränenreich ist der Abschied besonders bei unserem jüngsten Mitreisenden, einem neunjähren Eisenbahnfan, der auf dieser Fahrt im Costa Verde Express alle Herzen im Sturm erobert hat.

Infos: https://www.aspaldiko.com/

Restraurant Aspaldiko Bilbao

Aspaldiko

Infos zum Nachreisen Costa Verde Express:

Außer dem Transcantábrico und dem Costa Verde Express gibt es noch den günstigeren La Robla und den Al Andaluz in Südspanien. Neben diesen Trenes Turísticos, den Reiszügen, organisiert die RENFE auch thematische Zugreisen. Genaue Infos zu den Luxuszügen und auf der Website der spanischen Bahn: Website RENFE und hier Website. In Deutschland werden diese Reisen für Zugliebhaber von Lernidee angeboten.

 

Costa Verde Express oviedo

Costa Verde Express

Die Reise im Costa Verde Express ist kein billiges Vergüngen, aber absolut spannende und bequeme Art zu Reisen. Die Zugfahrt ist nicht einfach ein Transportmittel von A nach B. Schneller kommt man mit anderen Zügen vorwärts. Bei diesem spanischen Vintage-Express geht es um das nostalgische Erlebnis der Zugreise an sich. Von mir aus hätten wir noch viel mehr Zeit in den wunderschönen alten Waggons verbringen können.

Costa Verde Express abschied

Besonders erwähnenswert ist das Engagement der sehr professionellen Mitarbeiter:innnen, die in bewundernswerter Ruhe, immer liebenswert und gut gelaunt auf die Bedürfnisse aller Fahrgäste eingehen. Durch diese persönliche Ansprache fühlt man sich schnell wie in einer großen Familie. Nicht nur die Guides und das Restaurantpersonal, alle Mitarbeiter, vom Lokführer über die Köchin und den Wartungsdienst bis zum Busfahrer, sorgen dafür, dass die Reise im Costa Verde Express nicht nur reibungslos verläuft, sondern wirklich zu einem tollen Erlebnis wird. Vielen Dank an alle!

Der einzige „Nachteil“ der Reise ist, dass es zu viel zu gutes Essen gibt. Vorsichtshalber sollte man keine zu engen Klamotten einpacken! In Nordspanien isst man gern reichhaltig und aufgrund des meist rauen Klimas auch eher deftig. Alle Mahlzeiten werden in den Restaurants der Paradores und Michelinsternrestaurants serviert und das Abendessen im Zug war erstklassig und köstlich.

bus Costa Verde Express Alipio, der Busfahrer, der den Costa Verde Express begleitet

Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung durch Costa Verde Tren und das Spanische Fremdenverkehrsamt Berlin.