Wenn die Natur die Landschaft langsam in herbstliche Farben kleidet, ist für mich die schönste Zeit an der Costa Brava. Der aufgeregte Trubel des Sommers ist vorüber und endlich kehrt wieder Ruhe ein. Im Herbst ist Zeit zum Durchatmen, zum Genießen, für lange Spaziergänge am Strand. Dann schweifen die Gedanken gemütlich dahin, aufs Meer hinaus. Die bunten Farben lassen mich träumen und die Hektik vergessen. Irgendwie bleibt im Herbst manchmal einfach die Zeit stehen. Jedenfalls für einen Moment.
Platja Cap Roig
Die vielen Strände und kleinen Buchten sind im Oktober und November fast menschenleer. Stundenlang könnte ich einfach nur zuhören, wie das Meer rauscht und den Wellen dabei zusehen, wie sie übermütig an Land springen. Wie sie sich überschlagen und immer wieder neuen Anlauf nehmen. Die Wellen sind wie spielende Kinder, fröhlich toben sie vor und zurück, als werden sie niemals müde.
Besonders früh am Morgen, wenn die Sonne gerade aus dem Meer aufsteigt und die Welt in ein goldenes Licht taucht, ist es noch ganz still am Strand. Keine Spaziergänger oder Jogger sind um diese Zeit unterwegs. Friedlich ziehen die Wolken dahin und machen Platz für den goldenen Ball, der immer höher und höher steigt. Nur ein paar Möwen kreisen hungrig um die Felsenklippen und verfolgen neugierig ein einsames Fischerboot, das langsam tuckernd aufs Meer hinaus fährt.
Ich liebe es, so früh allein durch den Sand zu laufen und zu sehen, wie ein neuer Tag beginnt.
Am Strand Cap Roig, bei Calonge (Foto by Laura @herzanhirn)
Am Strand von Roses (Foto by Laura @herzanhirn)
Im November ist die Ernte längst eingefahren. Nur ein paar letzte Äpfel und Oliven werden noch gepflückt, bevor der kalte Winter hereinbricht. Aber noch wärmt die Sonne, noch hat sie Kraft.
Doch heute begleitet ein lautes Donnergrollen den Tag. Am Himmel sammeln sich immer mal wieder dicke, schwarze Wolken. Heftiger Regen ist angesagt. Aber ein großes Schauer bleibt zum Glück bisher aus. Vermutlich regnet es irgendwo ganz in der Nähe. Die Olivenbauern beeilen sich dennoch ihre Oliven zur Ölmühle zu bringen. Denn wer seine Früchte heute nicht mehr rechtzeitig abliefert, der läuft Gefahr, die Ernte zu verlieren. Xavi und Carmeta von der der Ölmühle Masetplana nehmen nur frisch gepflückte Oliven an. Sie prüfen natürlich auch den Säuregehalt und die Qualität der Ware, aus dem sie dann verschiedene Öle herstellen. In verschiedenen Tanks ruhen schon die gepressten und gefilterten Oliven beziehungsweise deren Öl aus anderen Lieferungen.
Vor der Tür der Ölmühle, zwischen den herbstlich rot-orange leuchtenden Weinbergen, steht ein alter Olivenbaum. Das Besondere an ihm ist, dass er weiße Früchte trägt. Weiße Oliven, so erklärt Xavi, der Besitzer der Ölmühle, waren früher sehr verbreitet im Empordà. Doch weil diese Sorte so empfindlich ist, ist sie heute selten geworden. Denn wenn bei starkem Wind wie einer Tramontana oder bei heftigen Regenfällen die Oliven vom Baum fallen, kriegen sie Stellen. Das beeinflusst den späteren Geschmack und dann sind sie zum Ölpressen nicht mehr zu gebrauchen.
Gerade kommt wieder ein Bauer mit seinem Traktor und bringt eine Ladung Oliven. Xavi nimmt eine Hand voll Oliven und zeigt uns die verschiedenen Sorten. Es sind kleine Arbequines, eine sehr verbreitete Sorte, die ursprünglich aus der Nähe von Lleida stammt, und Argudells, eine traditionelle Olivensorte, hier aus der Gegend des Empordà. Neben einem gemischten Olivenöl, in dem die verschiedenen Olivensorten zusammen verarbeitet werden, pressen sie aus den Argudell-Oliven aber auch ein reines Argudell-Öl. Alles natürlich immer extra virgen, kalt gepresst.
Während Xavi und seine Tochter Mariona uns die Ölmühle zeigen und erklären, wie früher Öl gepresst wurde, hat Carmeta uns pa amb oli vorbereitet. Das ist einfaches Bauernbrot mit gutem Olivenöl. Das isst man hier entweder mit etwas Salz oder – falls es jemand gern süß mag – mit Zucker draufgestreut. Carmeta hat uns sogar ein paar Häppchen mit Kakao vorbereitet!
Im Herbst sind die Tage kürzer, es wird es früher dunkel. Aber dafür ist der Augenblick, in dem sich die Sonne verabschiedet einer der farbenprächtigsten des ganzen Tages. Die Bäume werden einen Moment lang grüner, das Meer blauer und die Wolken am Himmel erstrahlen in rosa und lila Pastelltönen. Bevor die kalte, dunkle Nacht hereinbricht, greift die Natur noch einmal zu ihren buntesten Farben und verwandelt die Landschaft in eine Welt aus dem Bilderbuch.
Was kann man im Herbst an der Costa Brava machen?
- Lange Spaziergänge an der Küste, zum Beispiel auf dem Camí de Ronda. Bei gutem Wetter kannst Du auch wunderschöne Wanderungen entlang der Küste machen. Es gibt verschiedene Routen und Strecken, von ein paar Stunden bis drei, fünf oder mehr Tage. Sogar das Gepäck kann transportiert werden, wenn Du willst.
- Nach einem langen Spaziergang am Meer ist es Zeit für Wellness und Massage! Die Gerunda Fuga zum Beispiel ist eine ganz besondere Massage, die Dich die Landschaft der Costa Brava mit allen Sinnen erfahren lässt.
- Der Herbst ist perfekt, um die leckeren Spezialitäten der Jahreszeit zu probieren: Pilze, Äpfel, Oliven oder noch später, zwischen Dezember und Januar dann Seeigel oder Calçots
- Yoga an der frischen Luft, in einer schönen Umgebung, am Strand oder in den Weinbergen. David ist ein super netter Yogalehrer, der in und um Calonge diverse solcher Yoga-Stunden anbietet.
- Radtouren sind im Herbst viel, viel angenehmer als im Sommer, denn dann ist es einfach wirklich zu heiß zum Radfahren.
- Weingüter besuchen und leckere Weine verkosten.
- Mittelalterliche Dörfer wie Pals oder Peratallada, aber auch Girona sind im Herbst praktisch leer.
In den Gassen von Pals (Foto by Laura @herzanhirn)
- Manchmal, wenn die ersten Herbstgewitter noch auf sich warten lassen, halten sich die angenehmen Wassertemperaturen an der Costa Brava noch ziemlich lange. Dann kannst Du sogar zwischen Ende Oktober und Anfang November noch baden gehen. Aber die Temperaturen sind natürlich immer „relativ“, denn für mich ist 21 Grad kaltes Wasser schon richtig kalt. Meine Freunde aus Hamburg hingegen nennen so etwas dann „angenehm frisch“ und stürzen sich tatsächlich noch ins Meer.
Im Sommer findest Du auf der Website von Calonge die Termine und Infos, zu denen kostenlose Yoga Aktivitäten am Strand angeboten werden!
Ölmühle Bodega Masetplana
Paraje Pedraguers
17780 Garriguella
Website: www.masetplana.com
In der Ölmühle und bei der Weinproduktion arbeitet die ganze Familie Masetplanes: Xavi, Carmeta und in der zweiten Generation die Kinder Julià und Mariona.
Hotels im Herbst:
Viele Hotels an der Costa Brava schließen in den Wintermonaten und nutzen die kalte Jahreszeit zum Renovieren, für Modernisierung oder andere Umbauten. Es gibt aber immer mehr Unterkünfte, die bis weit in den Herbst hinein oder gar das ganze Jahr über geöffnet sind.
Dieses Mal habe ich hier übernachtet:
Hotel Spa Teraza
Avinguda de Rhode 32
17480 Roses
Website www.hotelterraza.com
Direkt am Strand hört man nachts das Meer rauschen. Auf der Vorderseite des Hotels befindet sich die Zitadelle gegenüber. Vom Dach des Wellnessbereichs aus kann man direkt in die alte Festungsanlage hineinblicken. Zum Hotel gehört auch das Restaurant La Cuina d’en Norat – sehr lecker!
Park Hotel San Jorge
Avinguda Andorra 28
17251 Calonge
Website www.parkhotelsanjorge.com
Das Hotel liegt an der Platja Cap Roig direkt am Strand und ist näher an Platja d’Aro als an Calonge. Nette saubere Zimmer, gutes Essen und eine wunderbare Aussicht auf die Bucht und den Strand.
Noch mehr Hotels an der Costa Brava, die ich alle selbst ausprobiert habe (keine Werbung, nur eine Liste aller Hotels der Gegend, die ich regelmässig aktualisere.)
Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips an die Costa Brava. Danke an das Patronat de Turisme und die liebe Dúnia! Ich bin wie immer wirklich und ehrlich begeistert von „meiner“ wilden Küste.
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